Gliederschmerzen - Ursachen und Behandlung

Gliederschmerzen werden von den Patienten unterschiedlich stark empfunden. Diese Schmerzen können gut gelindert werden.

Von Claudia Haut

Gliederschmerzen machen sich durch ein leichtes Ziehen bis hin zu starken Schmerzen in den Muskeln und Gelenken der Extremitäten bemerkbar. Sie werden deshalb auch als Extremitätenschmerzen bezeichnet. Man fühlt sich wie gerädert und jede Bewegung fällt schwer.

Ursachen

Wenn die Blutgefäße im Bein nicht richtig durchblutet werden, kann dies zu Durchblutungsstörungen führen. Diese äußern sich auch durch Gliederschmerzen an den Beinen.

Zu enge Schuhe können ebenso zu Gliederschmerzen führen. Wenn ein Patient über einige Wochen hinweg einen Gipsverband an Armen oder Beinen tragen musste, kann auch dies die Ursache der Gliederschmerzen sein.

Menschen, die sich ungesund ernähren, können ebenfalls unter Gliederschmerzen leiden. Einige Frauen klagen wenige Tage vor Beginn ihrer Regelblutung ebenfalls über Gliederschmerzen.

Erkrankungen

Gliederschmerzen treten sehr häufig im Zusammenhang mit einer fiebrigen Erkältung auf. Besonders auch die richtige Grippe geht mit teils starken Gliederschmerzen einher.

Beschwerden, die nicht im Zusammenhang mit einer Erkältung stehen und nach kurzer Zeit auch nicht wieder verschwinden, können auch das Symptom einer Gicht oder Arthrose sein. Wenn man von einer Zecke mit FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) infiziert wurde, bemerkt der Patient auch hier starke Gliederschmerzen.

Auch eine Neuralgie (Nervenschmerz) kann die Ursache der Gliederschmerzen sein. Gliederschmerzen können ebenso die Folge einer Operation sein oder auftreten, wenn eine Patientin im Rahmen einer Brustkrebsbehandlung bestrahlt oder die Brust entfernt wurde.

Dauerhafte Gliederschmerzen können auch die Folge einer Polyneuropathie sein, einer Erkrankung des peripheren Nervensystems, die häufig durch Diabetes mellitus verursacht wird. Ebenso können entzündete oder komprimierte Nerven, z.B. der Ischiasnerv am Bein oder der Plexus brachialis (ein Nervengeflecht am Arm), zu Gliederschmerzen führen.

Weitere Krankheiten, die als eines der Symptome Gliederschmerzen aufweisen, sind zum Beispiel

Komplikationen

Nicht immer nehmen Gliederschmerzen einen harmlosen Verlauf. So können sich hinter schmerzenden Armen und Beinen auch schwerwiegende Verletzungen des Bewegungsapparates wie Schäden an den Gelenkkapseln oder Knochenfrakturen verbergen. Auch bedenkliche Krankheiten wie

sind mitunter für Gliederschmerzen verantwortlich.

Wann zum Arzt?

Einen Arzt sollte der Patient aufsuchen, wenn die Gliederschmerzen nach ein paar Tagen nicht wieder zurückgehen oder sogar noch schlimmer werden. Wichtig ist außerdem, dass es nicht zu chronischen Gliederschmerzen kommt, was sich durch eine frühzeitige medizinische Behandlung vermeiden lässt.

Diagnose

Halten die Gliederschmerzen längere Zeit an, lässt sich ein Besuch beim Arzt nicht vermeiden. In der Arztpraxis wird nach der Schmerzursache geforscht.

Anamnese

Zu Beginn der Untersuchung befasst sich der Arzt mit der Krankengeschichte seines Patienten. So erkundigt er sich danach,

  • seit wann die Gliederschmerzen auftreten
  • auf welche Weise sie sich äußern und
  • ob sie bei bestimmten Bewegungen intensiver werden.

Außerdem möchte der Arzt über die Verhältnisse am Arbeitsplatz, Verletzungen aus der Vergangenheit und sportliche Betätigungen des Patienten Bescheid wissen.

Hauptuntersuchungen

Liegt neben den Gliederschmerzen ein grippaler Infekt vor, was häufig der Fall ist, untersucht der Arzt die Schleimhäute sowie die Atemwege und nimmt dem Patienten etwas Blut ab. Im Rahmen einer Blutuntersuchung lassen sich Viren oder Antikörper feststellen.

Örtliche Infektionen sind oftmals anhand von Schwellungen, Rötungen und lokal begrenzten Schmerzen zu diagnostizieren.

Besteht der Verdacht, dass die Gliederschmerzen eine orthopädische Ursache haben, erfolgt eine genaue Untersuchung des Bewegungsapparates. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Rückenhaltung sowie das Gangbild des Patienten.

Außerdem werden die Funktionen der Muskeln, der Sehnen und der Gelenke überprüft. So testet der Arzt unter anderem die Reflexe sowie die Muskelkraft.

Bildgebende Verfahren

Um eine genaue Diagnose für den Auslöser der Gliederschmerzen erstellen zu können, ist mitunter der Einsatz von bildgebenden Untersuchungsverfahren nötig. Dazu gehören

Weitere Untersuchungen

Gelegentlich kann auch eine Urinuntersuchung oder eine Überprüfung des Liquors (Gehirnwasser) erforderlich sein. Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind eine Elektromyographie (EMG) oder das Messen der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG).

Behandlung

Je nachdem, welche Art von Gliederschmerzen vorliegt, erfolgt die Behandlung beim Hausarzt oder auch einem Facharzt wie zum Beispiel dem Neurologen.

Wenn der Patient neben den Gliederschmerzen auch noch Fieber und gegebenenfalls eine Erkältung hat, verschwinden die Gliederschmerzen ohne weitere Behandlung wieder, wenn die Krankheit ausgeheilt ist. Um das Allgemeinbefinden des Patienten zu bessern, kann bei hohem Fieber ein fiebersenkendes Medikament in Form einer Tablette, einem Zäpfchen oder einem Saft verabreicht werden.

Zur Behandlung von Gliederschmerzen können auch diverse homöopathische Medikamente eingesetzt werden. Sind Bakterien die Auslöser für die Erkrankung, erhält der Patient ein Antibiotikum.

Sind andere Krankheiten die Ursache der Gliederschmerzen, so kann der Arzt Medikamente verordnen, die die Entzündung zurückgehen lassen. Ein schmerzstillendes Medikament kann auch direkt in den schmerzenden Bereich gespritzt werden, wenn zum Beispiel eine Nervenerkrankung vorliegt.

Selbsttherapie

Gehen die Gliederschmerzen mit einem harmlosen Infekt wie einer Erkältung einher, ist auch eine Selbsttherapie möglich. Dabei gilt es, konsequent Bettruhe einzuhalten.

Außerdem können leichte Schmerzmittel verabreicht werden. Wichtig ist zudem eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr. Diese stärkt das Immunsystem und gleicht den höheren Bedarf an Flüssigkeit aus.

Werden die Gliederschmerzen durch Überbelastungen oder Fehlstellungen hervorgerufen, wird empfohlen, die Muskeln entsprechend zu trainieren. Wer lange am Computer sitzt, sollte regelmäßig Pausen machen und Lockerungsübungen durchführen. Auch der Einsatz von Hilfsmitteln sowie das Erlernen von schonenden Arbeitstechniken können sinnvoll sein.

Hausmittel

Gegen Gliederschmerzen gibt es auch einige bewährte Hausmittel. Dazu gehören vor allem Wadenwickel. Diese kommen bei einem grippalen Infekt, der mit Fieber einhergeht, zur Anwendung.

So haben die kühlenden, feuchten Wickel die Eigenschaft, sowohl die Gliederschmerzen zu lindern als auch das Fieber zu senken. Die Behandlung ist recht simpel. So brauchen lediglich zwei Tücher in lauwarmes Wasser eingetaucht und anschließend um die Waden gewickelt zu werden.

Außerdem können entzündungshemmende pflanzliche Mittel wie

zu einem Tee aufgebrüht und getrunken werden. Als lindernd gilt zudem das Essen einer Hühnersuppe. Diese enthält Inhaltsstoffe gegen Atemwegsinfekte, was sich wiederum positiv auf die Gliederschmerzen auswirkt.

Allerdings sollte es schon die selbstgekochte Suppe und nicht die Instantsuppe aus dem Supermarkt sein. Heißer Ingwertee ist nicht nur gut gegen Bakterien, er wirkt zudem noch schmerzstillend und krampflösend.

Sofern kein Fieber vorliegt, lassen sich Gliederschmerzen auch durch ein heißes Bad lindern. So fördert das Bad die Durchblutung.

Das Wasser sollte eine Temperatur von 38 Grad Celsius aufweisen. Außerdem können Eukalyptusöl, Thymianöl, Fichtennadelöl oder Menthol beigemischt werden. In der Regel setzt die Linderung der Gliederschmerzen bereits nach 15 Minuten ein.

Vorbeugung

Gliederschmerzen vorzubeugen, ist nicht leicht. Es wird empfohlen, die Gelenke und Muskeln keiner allzu großen Belastung auszusetzen. Auch einseitige sportliche Betätigungen sollten vermieden werden.

Sind Fußfehlstellungen oder verschiedene Beinlängen der Grund für die Gliederschmerzen, können orthopädische Schuheinlagen Abhilfe schaffen. Grundsätzlich sollte man seine Muskeln und den Bewegungsapparat durch regelmäßige Kraftübungen fit halten. Wichtig ist zudem, Feuchtigkeit, Kälte und Durchzug zu vermeiden.

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