Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer Hyperakusis
Bei einer Hyperakusis handelt es sich um eine Geräuschüberempfindlichkeit. Nicht selten geht sie mit Tinnitus einher.
Der Begriff "Hyperakusis" stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten "hyper" (über) und "akou" (hören) zusammen. Gemeint ist damit eine Geräuschüberempfindlichkeit. Das bedeutet, dass die betroffenen Personen ganz alltägliche Geräusche wie zum Beispiel
als unangenehm laut und mitunter sogar schmerzhaft empfinden. In letzterem Fall sprechen Mediziner von einer Hyperakusis dolorosa.
Hyperakusis und Tinnitus
Häufig betroffen von einer Hyperakusis sind Menschen, die unter Tinnitus (Ohrgeräuschen) leiden. So tritt bei ca. 30 Prozent aller Tinnitus-Patienten auch eine Geräuschüberempfindlichkeit auf.
Oftmals empfinden die Patienten die Hyperakusis als unangenehmer als die Ohrengeräusche. Doch nicht jede krankhafte Geräuschüberempfindlichkeit ist mit Tinnitus verbunden.
Folge
Eine häufige Folge der Hyperakusis ist die soziale Isolation der Betroffenen. So ziehen sich viele Patienten immer mehr aus dem Berufs- und Alltagsleben zurück, um auf diese Weise den unangenehmen Geräuschen zu entgehen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Berufsunfähigkeit kommen.
Verschiedene Formen der Hyperakusis
Mediziner unterscheiden zwischen drei Hyperakusis-Formen. Dies sind
- die allgemeine Hyperakusis bei Normalhörigkeit
- die Hyperakusis mit fehlendem Lautheitsausgleich sowie
- die Phonophobie.
Allgemeine Hyperakusis
Ein typisches Merkmal der allgemeinen Hyperakusis ist, dass sie häufig mit chronischem Tinnitus und Normalhörigkeit einher geht. Schon Geräusche, die zwischen 70 und 80 Dezibel erreichen, werden von den Betroffenen als unangenehm wahrgenommen. Ausgelöst werden kann die Geräuschüberempfindlichkeit sowohl von hohen als auch von tiefen Tönen.
Als weitere Symptome sind
- Bluthochdruck
- Blutdruckabfall
- Angstzustände durch Geräusche
- beschleunigter Pulsschlag oder
- Schweißausbrüche
möglich. Bei manchen Patienten kommt es auch zu stechenden Schmerzen in den Ohren und Nackenverspannungen.
Liegt gleichzeitig Tinnitus vor, ist dieser für Stunden oder sogar Tage lauter und intensiver zu hören. Besonders betroffen von einer allgemeinen Hyperakusis sind sensible und lärmempfindliche Menschen. Mitunter lösen auch chronische Lärmbelastung oder ein Schalltrauma die Geräuschempfindlichkeit aus.
Hyperakusis mit fehlendem Lautheitsausgleich
Eine Hyperakusis mit fehlendem Lautheitsausgleich ist häufig mit einer Innenohrschwerhörigkeit verbunden, die wiederum oftmals nach einem Hörsturz auftritt. Bei einem normalen Gehör nimmt man leise Töne verstärkt wahr, während laute Töne abgedämpft gehört werden. Dieser Lautheitsausgleich wird von Medizinern als Recruitment bezeichnet.
Infolge eines Hörsturzes besteht jedoch die Gefahr, dass es zu einer Schädigung der äußeren Haarzellen der Hörschnecke (Cochlea) kommt, was wiederum zu einem fehlendem Lautheitsausgleich führt. Dadurch kann der Betroffene leise Geräusche nicht mehr hören, reagiert jedoch überempfindlich auf lautere Geräusche.
Phonophobie
Eine weitere Form der Hyperakusis ist die Phonophobie (Angst vor Lauten). Dabei handelt es sich um eine Angsterkrankung, bei der die Patienten überempfindlich auf bestimmte Geräusche reagieren.
Diese Laute lösen bei den betroffenen Personen negative Gefühle aus. Dabei kann es sich um ganz banale Geräusche wie Stimmen oder Telefonklingeln handeln.
Ursachen
Die Ursachen für eine Hyperakusis sind vielfältig. So kann sie zum Beispiel durch
- Erkrankungen der Ohren wie Schwerhörigkeit oder Morbus Meniere
- neurologische Krankheiten wie Migräne oder Epilepsie
- Depressionen
- akustische Überforderung oder
- die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln wie Acetylsalicylsäure (ASS)
hervorgerufen werden. Aber auch emotionale Ursachen oder Stress kommen als Auslöser in Betracht. Nicht selten ist jedoch auch gar keine konkrete Ursache für die Geräuschüberempfindlichkeit erkennbar.
Behandlungsmöglichkeiten
Lässt sich die Ursache einer Hyperakusis ermitteln, richtet sich die Therapie nach der auslösenden Erkrankung. So kann in den meisten Fällen die Geräuschüberempfindlichkeit durch die Behandlung der Hauptsymptome, wie zum Beispiel Kopfschmerzen bei Migräne, gebessert werden. Aber auch eine Hyperakusis ohne erkennbare Ursache ist behandelbar.
Zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen gehören unter anderem
- die Reduzierung des Vermeidungsverhaltens
- eine Hörtherapie, die der Gewöhnung an alltägliche Geräusche dient
- Entspannungstechniken
- die Anpassung eines Maskers oder Noisers, wenn gleichzeitig Tinnitus besteht, sowie
- eine begleitende Psychotherapie.
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- Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
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