Konzentrationsstörungen - Ursachen und Behandlung

Konzentrationsstörungen können in jedem Lebensalter auftreten. Nicht in jedem Fall muss eine ärztliche Behandlung erfolgen.

Von Claudia Haut

Was bedeutet Konzentration?

Konzentration wird definiert als Zentrierung des seelischen Geschehens. Dabei richtet man seine Aufmerksamkeit gezielt und konsequent auf ein bestimmtes Thema und ignoriert Dinge, die dafür nicht von Relevanz sind. Diese zielgerichtete Aufmerksamkeit wird jedoch häufig durch unterschiedliche Störquellen behindert.

Sich gut zu konzentrieren, um bestimmte Dinge zu lernen, ist somit oft nicht leicht. Vor allem Menschen, die Probleme mit der Konzentrationsfähigkeit haben, lassen sich häufig aus dem Takt bringen. Nicht selten leidet die Konzentration unter permanenten Störquellen. Dabei kann es sich zum Beispiel um das Umfeld oder den Arbeitsplatz handeln.

Um Abhilfe zu schaffen, ist es daher oft hilfreich, herauszufinden, was genau stört. Anschließend gilt es, die Ursachen zu beseitigen.

Ursachen

Harmlose Konzentrationsstörungen treten auf, wenn man nachts zu wenig Schlaf hatte oder sehr unter Stress steht. Ungesunde Ernährung und zu wenig frische Luft können ebenfalls eine Ursache für Konzentrationsstörungen sein.

Auch einige Medikamente können eine Konzentrationsstörung verursachen. In der Regel verschwindet diese jedoch wieder, wenn das Medikament abgesetzt oder auf ein anderes Medikament gewechselt wird. Menschen, die Drogen konsumiert haben, können sich anschließend häufig schlecht auf eine Tätigkeit konzentrieren oder einer Person zuhören.

Kinder, die zu viel fernsehen oder vor dem Computer sitzen, können ebenfalls unter einer (harmlosen) Konzentrationsstörung leiden.

Auch Ablenkungen wie beispielsweise

  • störende Geräusche
  • das ständige Läuten des Telefons
  • Musik
  • Fernsehen
  • Lärm von der Straße
  • Maschinengeräusche
  • ein unaufgeräumter Arbeitsplatz oder
  • Unterbrechungen durch andere Menschen

oder auch ein Mangel an Übung und Erfahrung machen es manchen Menschen schwer, sich zu konzentrieren. So muss die Konzentrationsfähigkeit erst erlernt und trainiert werden. Einige Menschen haben zudem Probleme, sich zu konzentrieren, weil sie aus Gewohnheit unaufmerksam sind oder nur über eine geringe Frustrationstoleranz verfügen.

Eine wichtige Rolle für eine gute Konzentration spielt natürlich auch die Motivation. So kann sich der Mensch viel besser auf etwas konzentrieren, was ihn interessiert, als auf etwas, was für ihn nicht von Belang ist.

Weitere mögliche Ursachen für Konzentrationsstörungen sind

  • emotionale Probleme
  • Müdigkeit
  • gesundheitliche Beschwerden oder
  • eine negative Einstellung.

Erkrankungen

Bei Kindern mit Konzentrationsstörungen kann eine Aufmerksamkeitsstörung wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) oder ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) die Ursache sein. Ältere Menschen leiden häufig unter Konzentrationsstörungen, da im Alter das Gehirn etwas weniger durchblutet wird als bei jungen Menschen.

Besonders bei Patienten mit einer krankhaften Mangeldurchblutung (Arteriosklerose) im Gehirn ist dies der Fall. Krankheiten, die zu Konzentrationsstörungen führen, sind auch die Demenz oder die Alzheimer-Krankheit.

Wenn der Körper zu viele Schilddrüsenhormone bildet, kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Auch diese kann einer Konzentrationsstörung zugrunde liegen. Patienten mit psychischen Krankheiten wie zum Beispiel einer Depression können sich ebenfalls nur schlecht konzentrieren.

Folgen

Durch Konzentrationsprobleme wird die geistige Leistungskraft des Menschen stark eingeschränkt. So können sich die Konzentrationsstörungen auf sämtliche Lebensbereiche negativ auswirken. Häufig kommt es deswegen zu Problemen im Beruf, in der Schule oder innerhalb der Familie, durch die die Konzentrationsschwäche wiederum verstärkt wird.

Die betroffenen Personen tun sich immer schwerer, ihre Aufgaben zu erfüllen. Außerdem leidet die Qualität ihrer Arbeiten unter den Konzentrationsproblemen, was die Betroffenen unzufrieden macht.

Nicht selten kommt es zu Entmutigung und Frustration. Ebenso sind psychische Probleme im Bereich des Möglichen.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt sollte zu Rate gezogen werden, wenn die betroffene Person stark unter den Konzentrationsstörungen leidet, die Störungen keine erkennbare Ursache haben oder noch schlimmer werden. Auch wenn bei Kindern eine ständige Konzentrationsschwäche auftritt, ist ein Arztbesuch sinnvoll.

Diagnose

Eine Untersuchung von Konzentrationsstörungen kann sowohl bei einem Arzt als auch bei einem Psychotherapeuten stattfinden.

Zuerst wird der Patient zu seiner Krankengeschichte befragt. Anschließend nimmt der Arzt eine körperliche Untersuchung vor, um herauszufinden, ob die Konzentrationsprobleme eine organische Ursache haben.

Testverfahren

Um die Konzentrationsstörungen zu diagnostizieren, stehen den Medizinern verschiedene Testverfahren zur Verfügung. Dazu gehört zum Beispiel die Testreihe zur Prüfung der Konzentrationsfähigkeit (TPK), die bei Schulkindern zur Anwendung kommt. Ebenfalls für Kinder ist der KT 3-4 (Konzentrationstest für dritte und vierte Klassen), mit dem gleichzeitig die Ablenkbarkeit ermittelt wird.

Weitere Untersuchungen

Besteht Verdacht auf zu niedrigen Blutdruck, kann eine Blutdruckmessung näheren Aufschluss geben. Eine Blutuntersuchung wird durchgeführt, wenn der Arzt eine Unterfunktion der Schilddrüse, Nierenprobleme oder Eisenmangel als Ursache für die Konzentrationsstörungen vermutet.

Bei Verdacht auf Demenz oder Arterienverkalkung können bildgebende Verfahren zur Anwendung kommen. Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind

Für den Fall, dass eine bestimmte Grunderkrankung hinter den Konzentrationsstörungen steckt, muss diese entsprechend behandelt werden, um eine Besserung zu erzielen.

Behandlung

Tritt die Konzentrationsstörung nur vorübergehend auf, so muss keine Behandlung erfolgen. Konzentrationsstörungen können jedoch auch auf eine Erkrankung hinweisen.

Aus dem Blut wird die Höhe der Schilddrüsenhormone bestimmt. Ergeben sich hier krankhafte Werte, so kann der Arzt Schilddrüsenmedikamente verordnen, die die Hormone im Körper wieder auf einen normalen Wert bringen.

Steckt eine psychische Erkrankung hinter den Konzentrationsstörungen, so erfolgt die Behandlung bei einem Psychologen. Dieser führt eine ausführliche Gesprächstherapie mit dem Patienten durch.

Je nach Art der Krankheit kann auch eine Gruppentherapie sinnvoll sein, an der gleich gesinnte Patienten teilnehmen. Gegen psychische Erkrankungen können so genannte Antidepressiva, Medikamente gegen Depressionen, verordnet werden, um sich schließlich auch wieder besser konzentrieren zu können.

Menschen, die ein Drogenproblem haben und dieses die Konzentrationsstörungen verursacht, können nur durch einen Drogenentzug geheilt werden. Dieser wird meist im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in einem Krankenhaus durchgeführt.

Der Körper wird hier von den Giftstoffen entwöhnt. Die gesamte Behandlung erstreckt sich in der Regel über mehrere Monate.

Therapien für Kinder

Kinder, die sich schlecht konzentrieren können, werden meist dem Kinderarzt vorgestellt. Dieser führt einige Tests mit dem Kind durch.

Ist die Konzentrationsstörung krankhaft, so können auch hier diverse Medikamente verordnet werden. Zusätzlich wird das Kind psychologisch betreut und auch die Eltern werden in die Therapie mit eingebunden.

Selbsttherapie

Um gegen Konzentrationsstörungen vorzugehen, ist es wichtig, während der Arbeit genügend Pausen einzulegen. Dies gilt besonders dann, wenn die Konzentrationsschwäche aufgrund von Überlastung und Stress hervorgerufen wird.

Durch die Pausen können sich Geist und Körper wieder erholen. Als hilfreich gelten auch Spaziergänge an der frischen Luft. Um besser abzuschalten, ist es zudem ratsam, sich während der Pause etwas Sport zu treiben.

Ebenfalls von Bedeutung ist ausreichend Schlaf. Es empfiehlt sich, stets zur gleichen Uhrzeit schlafen zu gehen und am nächsten Tag auch zur gleichen Zeit wieder aufzustehen.

Leidet man unter Schlafproblemen, gilt die Anwendung von Entspannungstechniken wie

als sinnvoll. Empfehlenswert ist auch, die Konzentrationsfähigkeit regelmäßig zu trainieren. Zu diesem Zweck kann ein spezieller Konzentrationskurs besucht werden.

Wer sich konzentrieren will, sollte ablenkende Geräuschquellen wie Musik oder Fernsehen abstellen. So können diese sich negativ auf die Konzentration auswirken. Außerdem ist es besser, einen übermäßigen Konsum von Alkohol, Zigaretten und Koffein zu vermeiden. Auch die Einnahme von Aufputschmitteln ist auf die Dauer nicht sinnvoll.

Manchmal wird die Konzentration dadurch gestört, dass andere Arbeiten noch nicht verrichtet wurden. Dabei kann es sich beispielsweise um den Abwasch, die Wäsche oder die Post handeln. Daher ist es besser, diese Tätigkeiten schon vor der Arbeit zu erledigen, wodurch der Kopf freier wird.

Hausmittel

  • Gegen Konzentrationsstörungen gibt es einige Hausmittel wie zum Beispiel Atemübungen, die sowohl erwachsene Menschen als auch Kinder durchführen können. Dazu setzt man sich gerade hin und platziert die Füße parallel auf dem Boden.

    Außerdem werden die Augen geschlossen und die Hände ruhen auf den Oberschenkeln. Nun atmet der Ausübende mehrfach tief ein und wieder aus.

  • Ebenfalls hilfreich kann eine Massage der Ohren sein. Zu diesem Zweck massiert man seine Ohrmuscheln 60 Sekunden lang mit den Fingern. Anschließend werden die Ohrmuscheln in Richtung Ohrläppchen ausgestrichen.

  • Weitere bewährte Mittel gegen Konzentrationsprobleme sind die Einnahme von Ginseng- und Ginkgo-Extrakten. Auf diese Weise lässt sich die Durchblutung des Gehirns verbessern.

  • Als hilfreich gilt zudem der Einsatz einer Duftlampe, die ätherische Öle enthält. Empfohlene Öle zur Steigerung der Konzentration sind Rosmarinöl, Bergamotteöl sowie Lavendelöl.

Homöopathische Mittel

Auch die Homöopathie hält verschiedene Arzneimittel gegen Konzentrationsstörungen bereit. Dabei handelt es sich um

  • Aethusa cynapium D6
  • Kalium phosphoricum D6 sowie
  • Avena sativa D3.

Vorbeugung

Um Konzentrationsstörungen gar nicht erst entstehen zu lassen, wird empfohlen, sich abwechslungsreich und ausgewogen zu ernähren. Auf diese Weise erhält das Gehirn sämtliche Nährstoffe, die es braucht.

So können Konzentrationsprobleme durch eine Mangelernährung verhindert werden. Besonders wichtig sind Obst- und Gemüsesorten, die über reichlich Vitamine verfügen.

Das Essen kann die Konzentrationsfähigkeit auch dadurch beeinträchtigen, dass es zu reichhaltig und zu schwer ist. Besser lernen lässt es sich dagegen mit leichten Mahlzeiten. Hungrig arbeiten sollte man jedoch auch nicht, da Hungergefühle die Konzentration ebenfalls stören.

Sinnvoll ist zudem eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit. So sollte man jeden Tag mindestens zwei Liter Mineralwasser, Wasser oder ungesüßten Tee zu sich nehmen, da zu wenig Flüssigkeit Konzentrationsstörungen begünstigen kann.

Ebenfalls von Bedeutung sind viel Bewegung sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin.

Ruhe und die richtige Arbeitsatmosphäre

Grundvoraussetzung für eine gute Konzentrationsfähigkeit ist ausreichend Ruhe. So sollte man vor dem Arbeiten oder Lernen dafür sorgen, dass die Umgebung ruhig genug ist und seinen Arbeitsplatz abschirmen.

Hilfreich ist es, einen Raum zum Arbeiten zu haben, der sich abschließen lässt, und Geräte, die Lärm machen, aus ihm zu entfernen. Sinnvoll können auch

  • feste Besuchsregelungen und Telefonzeiten
  • ein bequemer Sitz sowie
  • eine angenehme Beleuchtung und Umgebungstemperatur

sein. Darüber hinaus wird empfohlen, für einen aufgeräumten Schreibtisch zu sorgen, auf dem nur Gegenstände stehen, die man zum Arbeiten benötigt.

Ist es nicht möglich, alle Geräusche oder Störquellen zu beseitigen, empfiehlt es sich, sie innerlich zu tolerieren. Häufig entsteht die Ablenkung dadurch, dass man sich innerlich gegen die Störung wehrt, wodurch diese eine zu große Aufmerksamkeit erhält. Gelingt es jedoch, sich mit den Störungen abzufinden, lässt es sich leichter arbeiten.

Sich für etwas motivieren

Hat man an einer bestimmten Aufgabe kein ausreichendes Interesse, ist es ratsam, sich zu überlegen, ob man sie überhaupt ausführen sollte. Entscheidet man sich dennoch für die Arbeit, muss sie interessanter gestaltet werden. Motivierend können ein konkretes Ziel oder eine Belohnung sein. Häufig stellt sich heraus, dass die Aufgabe doch interessanter ist, als man ursprünglich gedacht hat.

  • Thorwald Dethlefsen, Ruediger Dahlke Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437233165
  • Verena Corazza, Renate Daimler, Andrea Ernst, Krista Federspiel, Vera Herbst, Kurt Langbein, Hans-Peter Martin, Hans Weiss Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
  • Edouard Battegay Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten: Vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2017, ISBN 3133448218
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, Gerd, 2019, ISBN 3981466098
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437224476
  • Hans Vogl Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. Lexikon der klinischen Krankheitszeichen und Befunde, UTB, 1994, ISBN 3825280667
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme, 2000, ISBN 3131239611
  • Jörg Braun, Dirk Müller-Wieland Basislehrbuch Innere Medizin: kompakt-greifbar-verständlich, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437411152
  • Mark Dennis, William Talbot Bowen, Lucy Cho Symptome verstehen - Interpretation klinischer Zeichen (KlinikPraxis), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437439804
  • Kurt Tepperwein Die Botschaft deines Körpers: Die Sprache der Organe, mvg Verlag, 2004, ISBN 9783868822311
  • Kurt Tepperwein Was Dir Deine Krankheit sagen will: Aktiviere die Heilkraft deiner Seele, mvg Verlag, 2005, ISBN 9783636070968
  • Ruediger Dahlke Krankheit als Symbol: Ein Handbuch der Psychosomatik. Symptome, Be-Deutung, Einlösung., C. Bertelsmann Verlag, 1996, ISBN 3570122654
  • Ursula Keicher Kinderkrankheiten: Alles, was wichtig ist, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2016, ISBN 3833844566
  • Jörg Nase, Beate Nase Kinderkrankheiten: Das Standardwerk für Kinder von 0 bis 16 Jahren, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2013, ISBN 9783833829093
  • Arne Schäffler Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie: das Handbuch, TRIAS, 2014, ISBN 9783830481164
  • Heiko Gärtner, Tobias Krüger Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, 2018, ISBN 398146608X

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.