Lidkrampf (Blepharospasmus) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einem Lidkrampf, medizinisch auch als Blepharospasmus bezeichnet, handelt es sich um einen ungewollten krampfartigen Lidschluss, der sowohl an einem Lid als auch an beiden Augenlidern auftreten kann. Er entsteht durch eine dauerhafte Kontraktion des Augenringmuskels (Musculus orbicularis oculi). Aber auch andere Augenmuskeln können in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Ursachen für einen Lidkrampf sind größtenteils unbekannt. Lesen Sie hier alles Wissenswerte rund um den Blepharospasmus.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: G24.5
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Lidkrampf - Verbreitung und Formen

Besonders betroffen von einem Blepharospasmus sind Frauen ab dem mittleren Lebensalter. In Europa leiden durchschnittlich drei oder vier von 100.000 Personen unter Lidkrämpfen.

Die Medizin teilt den Blepharospasmus in verschiedene Formen ein. So wird zwischen dem idiopathischen und dem reflektorischen Blepharospasmus unterschieden. Der idiopathische Blepharospasmus trägt auch die Bezeichnung essentieller Blepharospasmus. Wodurch er ausgelöst wird, ist nicht bekannt. Der reflektorische Blepharospasmus entsteht durch schützende Augenreflexe nach Verletzungen wie beispielsweise Verätzungen.

Weitere Einteilungen:

  • der klassische Blepharospasmus, der sich wiederholt zeigt
  • der Lidöffnungsinhibitionstyp, bei dem die betroffenen Personen ihre Augen nur schwer öffnen können und eine Kontraktion des Stirnmuskels besteht
  • der tonische Blepharospasmus, für den eine fortwährende Dauerkontraktion verantwortlich ist

Ursachen eines Lidkrampfes

Auch bei den Ursachen wird der Lidkrampf in zwei Formen eingeteilt. Dies sind die primäre sowie die sekundäre Form.

Die primäre Form ist auch als essentieller Blepharospasmus bekannt und ist am häufigsten anzutreffen. Die genaue Ursache ließ sich bislang nicht ermitteln. Die Beschwerden verstärken sich durch bestimmte Faktoren wie helles Licht, Stresssituationen, Laufen oder emotionale Anspannung.

Die sekundäre Form, auch symptomatischer Blepharospasmus genannt, entsteht durch Erkrankungen des Auges oder der Nerven. Ebenso kommen Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems (ZNS) als Ursachen infrage.

Obwohl bekannt ist, dass der Lidkrampf vom Zentralnervensystem ausgeht, ließ sich bislang noch nicht feststellen, welche Abläufe dafür verantwortlich sind. Meist zeigt sich der Blepharospasmus in Verbindung mit fokalen Dystonien.

Symptome eines Lidkrampfes

In den meisten Fällen tritt ein idiopathischer Blepharospasmus an beiden Augenlidern auf.

Im Anfangsstadium macht er sich durch exzessives Blinzeln bemerkbar. Auslöser sind zunächst meist emotionale Anspannung, Müdigkeit oder helle Lichtreize. Je länger die Beschwerden andauern, desto mehr nimmt ihre Intensität zu. Bei einzelnen Patienten sind sie derart intensiv, dass die Augen einige Stunden lang komplett verschlossen bleiben, wodurch zeitweise eine funktionelle Blindheit besteht.

In den Nachtstunden gehen die Beschwerden meist zurück. Am Morgen fallen sie dann weniger intensiv aus als am Abend.

Manchmal ist der Blepharospasmus auch mit einer Dystonie der Kaumuskeln verbunden. Die Ärzte sprechen dann von einem Meige-Syndrom.

Diagnose eines Lidkrampfes

Besteht Verdacht auf einen Blepharospasmus, sollte ein Augenarzt zu Rate gezogen werden. Der Augenmediziner kümmert sich zunächst um die Krankengeschichte des Patienten und möchte wissen, seit wann der Lidkrampf besteht. Auch bestimmte Grunderkrankungen sind für ihn von Interesse.

Bei der anschließenden Augenuntersuchung befasst sich der Augenarzt mit der Blinzelfrequenz. Bei gesunden Menschen liegt ihr Wert zwischen 10 bis 20 Mal in der Minute. Besteht jedoch ein Blepharospasmus, erhöht sich die Frequenz auf über 27 Mal je Minute.

Zur Messung der elektrischen Aktivitäten des Augenringmuskels kann eine Elektromyographie (EMG) durchgeführt werden. Eine weitere Diagnosemethode stellt die Magnetresonanztomographie (MRT) dar. Durch sie lassen sich die Ursachen eines symptomatischen Lidkrampfs wie Erkrankungen der Nerven feststellen.

Differentialdiagnose

Eine wichtige Rolle spielt die Differentialdiagnose. So gilt es sämtliche anderen Lidschluss- und Lidöffnungsstörungen auszuschließen. Dabei kann es sich um akute und chronische Liderkrankungen oder ein herabhängendes Augenoberlid (Ptosis) handeln. Sie alle gehen mit einem sehr verengten Lidspalt oder einer Erhöhung der Blinkfrequenz einher.

Ebenfalls auszuschließen sind neurotische Störungen wie zum Beispiel Tics. Nicht selten kommt es auch zu Verwechslungen zwischen einem Blepharospasmus und einer okulären Myasthenie.

Behandlung eines Lidkrampfes

Im Falle eines sekundären Blepharospasmus erfolgt die Behandlung der auslösenden Ursache, um den Lidkrampf zu bekämpfen.

Bei der primären Form ist der Auslöser jedoch unbekannt, was die Therapie erheblich erschwert. Als mögliche Behandlungsoption gilt die Gabe von muskelentspannenden Arzneimitteln wie Baclofen oder Beruhigungsmitteln wie Clonazepam. Dabei besteht allerdings die Gefahr von erheblichen Nebenwirkungen. Außerdem ist die medikamentöse Therapie oft nicht wirksam genug. Eine vollständige Ausheilung des essentiellen Blepharospasmus ist meist nicht möglich.

Botulinumtoxin A

Wichtigste Behandlungsmethode des Lidkrampfes sind Injektionen mit dem Nervengift Botulinumtoxin A. Verabreicht wird das Arzneimittel unmittelbar unter die Haut des Augenringmuskels. Das Nervengift sorgt für dessen Lähmung. Die Darreichung des stark verdünnten Botulinumtoxin erfolgt mit einer feinen Nadel. Dabei setzt der Arzt die Dosis zunächst niedrig an, um größere Nebenwirkungen zu vermeiden. Im Laufe der Zeit werden die Injektionsart sowie die Dosis individuell an den Patienten angepasst.

Bemerkbar macht sich die positive Wirkung von Botulinumtoxin A nach ein bis drei Tagen. Bis zum Höhepunkt vergehen etwa 7 bis 14 Tage. Weil der Wirkungseffekt anschließend allmählich wieder nachlässt, muss die Injektion im Abstand von drei Monaten regelmäßig wiederholt werden. Bei rund 96 Prozent aller betroffenen Personen verläuft die Behandlung erfolgreich.

Die Therapie selbst ruft in der Regel keine Schmerzen hervor. Die Gabe des Nervengifts kann allerdings manchmal unerwünschte Nebeneffekte zur Folge haben wie eine Auswärtswendung des unteren Augenlids oder das Herunterhängen des oberen Lids.

Operation

In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff mitunter Abhilfe schaffen. Dabei lassen sich die Nervenfasern des Gesichtsnervs durchtrennen. Des Weiteren besteht die Option zu einer partiellen oder kompletten Entfernung des Augenringmuskels.

Alternative Heilmethoden

Manchmal zeigen auch andere Behandlungsmethoden wie eine Akupunktur, ein Biofeedback, eine Psychotherapie oder Hypnose bei einigen Patienten Wirkung. Im Anfangsstadium der Erkrankungen können zudem Entspannungsmethoden wie Atmungsübungen, autogenes Training oder Yoga sowie der Abbau von Stress sinnvoll sein.

Prävention eines Lidkrampfes

Da die Ursachen eines Blepharospasmus oft unbekannt sind, ist eine gezielte Vorbeugung des Leidens nicht möglich. Als empfehlenswert gelten das Meiden von intensivem Sonnenlicht sowie das Tragen einer verdunkelten Sonnenbrille zum Schutz vor zu hellem Licht.

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