Lispeln - Ausprägungsformen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Unter Lispeln versteht man eine Form von Sprachstörung. Die Betroffenen haben Probleme mit der Bildung von S- und Z-Lauten.
Beim Lispeln handelt es sich um eine Artikulationsstörung. Dabei kommt es zu einer fehlerhaften Aussprache der Laute "S" und "Z".
Ausprägungsformen
Das Lispeln kann sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen.
Sigmatismus
In den meisten Fällen ist der S-Laut betroffen, was als Sigmatismus bezeichnet wird. Normalerweise bildet die Zunge das "S" hinter den Zähnen. Beim Sigmatismus entsteht der Laut jedoch entweder zwischen den Zähnen (Sigmatismus interdentalis) oder an den Zähnen (Sigmatismus addentalis).
Zwischenzahnlispeln
Beim Zwischenzahnlispeln bildet der Betroffene anstelle eines "S" ein "Th", während beim Sigmatismus addentalis die Zunge immer wieder gegen die Schneidezähne stößt, was zu deren Fehlstellung führt.
Weitere Formen sind
- der Sigmatismus lateralis, bei dem die Atemluft an den Zungenrändern vorbeigeht oder
- der Sigmatismus stridens, bei dem es zu einem zischenden oder pfeifenden Laut kommt.
- Ebenso kann Lispeln am Gaumen entstehen. Ist der "Sch"-Laut beeinträchtigt, sprechen Mediziner von Schetismus bzw. Chitismus beim "Ch-Laut".
Besonders betroffen vom Lispeln sind Kinder. Bei kleineren Kindern ist das Lispeln nicht immer bedenklich. Es kann sich dabei allerdings auch um eine Sprachstörung handeln.
Ursachen
Für das Lispeln kommen unterschiedliche Ursachen in Betracht. Zischlaute werden von Kindern zumeist erst relativ spät erlernt. Daher tritt bei ihnen Lispeln häufiger auf, was nicht weiter ungewöhnlich ist.
In manchen Fällen können jedoch Hörstörungen die Artikulationsstörung hervorrufen, sodass die betroffenen Kinder nicht in der Lage sind, Zischlaute richtig auszusprechen.
Aber auch Fehlstellungen an den Zähnen oder am Kiefer sind mögliche Ursachen für das Lispeln. Weitere Gründe können
- muskuläre Störungen im Gesicht
- Lähmungserscheinungen sowie
- Tumore in der Mundhöhle oder an der Zunge
sein. Nicht selten zeigt sich das Lispeln gehäuft innerhalb von Familien. Vererbbar ist es allerdings nicht. Dies kann jedoch bei den verursachenden körperlichen Beeinträchtigungen wie Zahnfehlstellungen oder Hörstörungen der Fall sein.
Diagnose
Diagnostizieren lässt sich das Lispeln anhand der typischen Lautbildung des betroffenen Kindes. Als behandlungsbedürftige Artikulationsstörung wird das Lispeln jedoch erst eingestuft, wenn sich die Sprachentwicklung des Kindes in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.
Durch bestimmte Untersuchungsmethoden lässt sich feststellen, ob die Artikulationsstörung durch die Gesichtsmuskulatur oder Kieferfehlstellungen verursacht wird. Hörstörungen lassen sich durch Hörtests ermitteln.
Welchen Verlauf das Lispeln nimmt, hängt von der jeweiligen Ursache der Sprachstörung ab. Tritt das Lispeln während des natürlichen Spracherwerbs des Kindes auf, verschwindet es mit der Zeit von selbst wieder. Sind Funktionsstörungen für die Artikulationsstörung verantwortlich, sollte eine fachgerechte medizinische Behandlung erfolgen.
Behandlung
Fachleute empfehlen, bei Kindern erst dann mit der Behandlung des Lispelns zu beginnen, wenn die Vorderzähne vollständig ausgebildet sind, da der Zahnwechsel für den Verlauf der Artikulationsstörung von großer Bedeutung ist.
Aber auch im Erwachsenenalter ist eine Therapie durchaus möglich. So besteht gerade bei erwachsenen Menschen häufig ein großer Leidensdruck durch die Sprachstörung. Die Behandlung des Lispelns hängt von den individuellen Ursachen der Artikulationsstörung ab.
Wird das Problem von körperlichen Beeinträchtigungen hervorgerufen, gilt es, diese entsprechend zu therapieren. So können im Falle von Hörstörungen oder Zahnfehlstellungen korrigierende Maßnahmen meist Abhilfe schaffen.
Liegt ein Tumor im Mundraum vor, muss dieser gegebenenfalls operativ entfernt werden. In vielen Fällen kommen auch logopädische Maßnahmen zur Behandlung des Lispelns zum Einsatz. Dabei wird mithilfe von speziellen Sprechübungen die korrekte Bildung der Laute trainiert.
So lernen die Betroffenen, den S-Laut vollkommen neu. Außerdem werden Mund- und Zungenmuskulatur gestärkt.
Des Weiteren können ergänzende psychologische bzw. medizinische Beratungen sinnvoll sein. Bei den meisten betroffenen Kindern verläuft die Behandlung des Lispelns erfolgreich.
Vorbeugung
Um der Entstehung von Lispeln vorzubeugen, sollten regelmäßig ärztliche Kontrolluntersuchungen des Kindes stattfinden. Dabei lassen sich Hörstörungen oder andere körperliche Beeinträchtigungen frühzeitig erkennen, sodass die Funktionsstörungen schon vor dem Ende der Sprachentwicklung entsprechend behandelt werden können.
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- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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