Psychosomatische Beschwerden und Psychosomatose
Körperliche Beschwerden können auch eine psychische Ursache haben. Um sie zu beheben, gilt es, die seelischen Auslöser zu bewältigen.
Besteht eine Wechselwirkung zwischen Körper und Seele, spricht man von Psychosomatik. Das heißt, dass körperliche Beschwerden durch seelische Probleme verursacht werden.
Bei psychosomatischen Beschwerden handelt es sich um verschiedene körperliche Beschwerden, die aufgrund einer psychisch belastenden Situation entstehen. Kommt es zudem zu krankhaften Organveränderungen, wie zum Beispiel einem Geschwür, so ist die Rede von einer Psychosomatose. Die Psychosomatose gilt als bedeutendes Alarmzeichen des Körperes, da sie signalisiert, dass ein Ungleichgewicht zwischen dem körperlichen und seelischen Wohlbefinden besteht.
Wenn die Psyche auf den Körper einwirkt
Physische Beschwerden wie
- Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Herzrasen
- Hautprobleme oder
- Ohrensausen
haben oftmals keine körperliche, sondern eine psychische Ursache. So können Gefühle und Gedanken eines Menschen von körperlichen Reaktionen begleitet werden.
Der Körper als Spiegel der Seele
Heute sind es Kopfschmerzen, morgen schmerzende Knochen oder Muskeln und übermorgen Verdauungsbeschwerden oder auch Rückenschmerzen. Immer mehr Menschen, und darunter überwiegend Frauen, leiden täglich unter neuen Beschwerden, die sich selbst nach zahlreichen Untersuchungen bei verschiedenen Ärzten als nicht organisch herausstellen.
Hat man das Glück, einen verständnisvollen Arzt mit Weitblick zu haben, dann wird er versuchen, den Ursachen auf den Grund zu gehen und dabei entdecken, dass die Seele weint und sich in körperlichen Beschwerden versucht Luft zu schaffen. Von psychosomatischen Beschwerden können folgende Organe und Körperbereiche betroffen sein:
- die Haare
- die Haut
- das Immunsystem
- die Wirbelsäule
- das Herz
- der Magen
- die Lunge
- die Nieren
- die Leber
Beispiel: Angstzustände
Zum Beispiel leiden Menschen, die Angst haben, oftmals unter
- Schweißausbrüchen
- Herzrasen oder
- Übelkeit.
Halten solche Angstzustände oder persönliche Probleme über einen längeren Zeitraum an, besteht die Gefahr, dass es zu einer psychosomatischen Erkrankung kommt. Studien zufolge bestehen bei 30 bis 40 Prozent aller Hausarztpatienten Beschwerden, für die sich keine physischen Ursachen finden lassen.
Ursachen: Körperliche Erkrankungen aufgrund eines seelischen Ungleichgewichts
Verursacht werden psychosomatische Beschwerden durch
- ständigen Ärger
- Stress oder
- Ängste.
In diesem Fall sind die körperlichen Symptome ein Signal der Seele, dass etwas nicht in Ordnung ist. Menschen, die unter psychosomatischen Erkrankungen leiden, sind häufig dem Vorurteil ausgesetzt, dass sie sich ihre Beschwerden nur einbilden würden, was aber nicht stimmt. So ist es durch moderne Verfahren sogar möglich, psychischen Stress zu erkennen, wie zum Beispiel bei einer Hirnstrommessung.
Inzwischen belegen verschiedene Studien, dass eine belastete Seele für viele Erkrankungen der auslösende Faktor ist. Deutlich wird das, wenn man sich einmal einige dieser Erkrankungen näher betrachtet. Asthma, Verdauungsbeschwerden, Rücken- und Kopfschmerzen oder auch schmerzhafte Verspannungen der Muskulatur, können oft auf den seelischen Zustand zurückgeführt werden:
- Das Gefühl, alles lastet einem auf den Schultern, so dass man sich regelrecht niedergedrückt fühlt, offenbart sich körperlich oftmals in Rückenschmerzen.
- Ärger und Frust oder auch ständiger Stress schlagen auf den Magen und die Verdauung und lässt sich recht gut mit dem Sprichwort "mir hängt alles zum Hals raus" beschreiben.
- Ein Chaos der Gedanken angesichts sich häufender Rechnungen, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust oder das permanente Überlegen wie man wieder aus Hartz IV herauskommt, bringt den Kopf mit Schmerzen sprichwörtlich zum Platzen.
- Asthmatische Erkrankungen mit zum Teil akuter Atemnot finden als Auslöser oft den "Druck auf der Brust" durch Schwierigkeiten in der Liebesbeziehung, Trauer oder auch dem Gefühl, im Leben etwas zu verpassen und nicht da sein zu wollen wo man sich gerade befindet.
- Angst, Wut und tausende Verpflichtungen lassen den Körper fast unbemerkt verkrampfen, was in seiner Folge schmerzhafte und dauerhafte Verspannungen der Muskulatur auslösen kann.
Zu den weiteren Erkrankungen, die aufgrund psychischer Einflüsse entstehen können, zählen
- Hypertonie
- Hautveränderungen wie z.B. Neurodermitis
- Essstörungen wie z.B. Bulimie sowie
- Magen- und Darmgeschwüre.
All diese Symptome zeigen sich oftmals zunächst als psychosomatische Störungen, doch ist das Fatale daran, dass sich bei einem Dauerzustand tatsächlich körperliche Krankheiten einstellen. Dem entgegenzutreten ist nicht einfach, besonders wenn man sich eventuell mit allem alleingelassen fühlt oder sich, aus Angst, als Hypochonder abgestempelt zu werden, keinem anderen Menschen offenbart.
Bei der Diagnose einer Psychosomatose ist vor allen Dingen die Anamnese wichtig. Bevor man die Erkrankung diagnostizieren kann, muss stets eine organische Ursache ausgeschlossen werden.
Akzeptanz ist der erste Schritt zur Heilung
Dennoch wollen viele Betroffene nicht glauben, dass psychische Probleme für ihre Beschwerden verantwortlich sind, weshalb sie von Arzt zu Arzt wandern, um endlich eine organische Ursache zu finden. Um die psychosomatischen Beschwerden zu überwinden, müssen jedoch erst die seelischen Probleme bewältigt werden. Daher ist es wichtig, zu akzeptieren, dass die körperlichen Probleme von der Seele kommen, und dass man die Sprache des Körpers richtig zu deuten lernt.
Sich bewusst machen, dass man nicht "spinnt" und die Beschwerden wirklich vorhanden sind, ist somit bereits hilfreich, um etwas von dem inneren Druck los zu werden. Offene Gespräche mit dem Arzt oder auch einem Psychotherapeuten, dem Partner und involvierten Familienmitgliedern gehören ebenfalls zum "Heilungsprozess" dazu.
Nicht ständig die Probleme, dagegen jedoch mögliche Lösungen gedanklich zu fixieren, lenkt die Gedankenwelt ins Positive und birgt ein riesiges Potenzial der Veränderungen. Alle Möglichkeiten auf dem Papier "durchzuspielen", verhilft dazu, Denkblockaden aufzulösen.
Wer sich dann noch seinen persönlichen Bedürfnissen und Wünschen offensiv stellt und diese auch gegen Widrigkeiten umsetzt, wird unweigerlich einen neuen Weg beschreiten. Einen Weg, der die Seele ebenso gesunden lässt als auch den Körper.
Unterstützende Maßnahmen
Generell sind Maßnahmen und Methoden hilfreich, die das Wohlbefinden des Patienten steigern können. Zu diesen zählen beispielsweise
- eine gesunde Ernährung mit "Comfort Food"
- Bewegung an der frischen Luft zur Aktivierung des Immunsystems
- Entspannungsübungen für mehr Ausgeglichenheit
- professionelle Hilfsangebote durch Psychotherapeuten, falls Unsicherheiten bezüglich des möglichen Problems oder dessen Lösung bestehen oder auch
- ganzheitliche Therapieansätze in Form von Homöopathie, Naturheilkunde, Traditioneller Chineischer Medizin
Im Folgenden erhalten Sie körperliche Beschwerden und ihre möglichen psychischen Ursachen sowie Behandlungstipps im Überblick.
Bauchschmerzen
Ursachen
Zu den häufigsten Symptomen bei einer psychosomatischen Erkrankung gehören Bauchschmerzen und Magenschmerzen. Das liegt daran, dass der Magen-Darmtrakt für psychosomatische Beschwerden besonders empfindlich ist, sodass schon ein paar negative Gedanken wie Ärger oder Wut genügen, um die Produktion der Magensäure deutlich zu erhöhen, was wiederum zu Bauchschmerzen führt. Menschen, die unter psychosomatischen Bauchschmerzen leiden, machen sich oft zu viele Gedanken über andere Menschen oder bestimmte Situationen und durchleben große Sorgen und Ängste.
Behandlung
Um akuten Bauchschmerzen entgegenzuwirken, ist es wichtig, sich ausreichend zu entspannen und bewusst zu atmen. Dabei stellt man sich vor, dass der Bauch wie ein Luftballon ist, den man beim Ausatmen entleert.
Außerdem sollte man lernen, sich nicht immer für andere Personen verantwortlich zu fühlen. So kann man seinen Mitmenschen nicht helfen, wenn man selbst krank wird. Darüber hinaus ist es wichtig, die Ängste und Sorgen, die die Bauchschmerzen auslösen, zu überwinden.
Geschwollene Augenlider
Bei geschwollenen Augenlidern denkt man zunächst an ein Augenleiden oder eine Allergie. Doch oftmals entstehen sie aus seelischen Gründen.
Ursachen
Geschwollene Augenlider sind in der Psychosomatik oft ein Hinweis darauf, dass der betroffenen Person eigentlich zum Weinen zumute ist, diese jedoch ihre Tränen zurückhält, weil sie sich dafür schämt oder innerlich verhärtet ist.
Behandlung
Anstatt die Tränen jedoch zu unterdrücken, ist es besser, ihnen freien Lauf zu lassen, da dies einen befreienden Effekt hat. Ist einem in einer bestimmten Situation nach Weinen zumute, sollte man sich also seiner Tränen nicht schämen.
Hautprobleme
Auch die Haut kann unter Problemen der Seele leiden.
Ursachen
Veränderungen der Haut wie Hauttrockenheit, Hautunreinheiten oder Hautausschläge sind oft ein Signal, dass der Betroffene Probleme oder Ängste verdrängt und sie nicht an die Oberfläche gelangen lassen will. Aber auch unausgesprochene Bedürfnisse können zu Hautreaktionen führen. Meist ist die betroffene Person nicht imstande, sich ihre Sorgen oder Wünsche selbst offen einzugestehen.
Behandlung
Um die psychosomatischen Hautprobleme in den Griff zu bekommen, ist es ratsam, bewusst in sein Innerstes hineinzuhören und sich darüber klar zu werden, was einen belastet, oder was man sich wünscht und was nicht. Hilfreich dabei können fernöstliche Entspannungsmethoden wie Tai Chi, Qigong oder Yoga sein.
Herzrasen
Bei psychosomatischen Beschwerden wird oft das Herz in Mitleidenschaft gezogen. Meist leidet es unter Überanstrengung.
Ursachen
Lassen sich für Herzprobleme wie Herzrasen oder beklemmende Gefühle in der Brust keine organischen Ursachen finden, können seelische Gründe die Ursache für die Beschwerden sein. In diesem Fall werden die Symptome durch Gefühle wie
- Stress
- Ärger
- Wut oder
- Aufregung
ausgelöst. In der Psychosomatik geht man davon aus, dass das Herz unter den Aufregungen leidet und Entlastung benötigt. Betroffen von psychosomatischen Herzproblemen sind vor allem Menschen, die unter Stress im Beruf oder mit der Familie leiden und nur wenig Zeit für sich selbst haben.
Behandlung
Die Stressfaktoren auszuschalten, ist nur schwer möglich. Den Betroffenen wird empfohlen, bei stressigen Situationen innerlich auf Distanz zu gehen, um zu verhindern, dass das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird. Für einen entspannenden Ausgleich kann das Betreiben einer Ausdauersportart sorgen.
Kopfschmerzen
Auch für Kopfschmerzen können seelische Probleme die Ursache sein.
Ursachen
Unter psychosomatischen Kopfschmerzen leiden vor allem Menschen, die extremem Druck ausgesetzt sind. Meist handelt es sich bei den betroffenen Personen um Perfektionisten, die alles Mögliche planen und organisieren, um das Geschehen voll und ganz unter Kontrolle zu haben. Da sie sich dabei unzählige Gedanken machen, führt dies schließlich zu Überforderung.
Behandlung
Das beste Mittel gegen psychosomatische Kopfschmerzen ist Entspannung. Dazu ist es jedoch wichtig, dass der Betroffene das Loslassen lernt. Als hilfreiche Methode gilt die Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson.
Nacken- und Rückenschmerzen
Zu den häufigsten psychosomatischen Beschwerden zählen Nacken- und Rückenschmerzen.
Ursachen
Rücken- und Nackenschmerzen sind häufig psychosomatischer Natur. So lassen sich bei rund 80 Prozent aller Patienten, die unter Rücken- oder Nackenproblemen leiden, keine physischen Ursachen diagnostizieren.
Menschen, die Rücken- und Nackenbeschwerden haben, erkennt man oftmals schon an ihrer gebückten Körperhaltung. Grund für die körperlichen Beschwerden sind Sorgen und Probleme, die sozusagen schwer auf dem Rücken der Betroffenen lasten.
Unter diesen Beschwerden leiden vor allem Personen, die große Verantwortung tragen. Durch die ständigen psychischen Belastungen kommt es zu Verspannungen und Verkrampfungen der Nacken- und Rückenmuskulatur.
Behandlung
Wie bei den meisten psychosomatischen Beschwerden trägt auch in diesem Fall Entspannung zur Besserung bei. Durch die Anwendung von Entspannungsmethoden kann die verkrampfte Muskulatur wieder gelockert werden.
Ebenfalls hilfreich sind heiße Bäder und Massagen. Diese haben den Vorteil, dass sie sich auch positiv auf die Seele auswirken.
Ohrensausen
Ursachen
Ohrensausen wird auch als Tinnitus bezeichnet. Dabei handelt es sich um Ohrengeräusche, die nur der Betroffene wahrnehmen kann.
Lässt sich keine körperliche Ursache für das Ohrensausen finden, kommen auch psychische Gründe als Auslöser infrage. Das Gleiche gilt für Ohrenschmerzen, für die es keine Erklärung gibt.
In der Psychosomatik geht man davon aus, dass Ohrengeräusche für einen verdrängten Konflikt stehen. Dabei symbolisiert das Summen oder Pfeifen im Ohr eine innere Stimme, die versucht, nach außen vorzudringen.
Behandlung
Um die Ohrengeräusche wieder loszuwerden, wird den Betroffenen geraten, sich verdrängten Problemen zu stellen. Handelt es sich um einen Konflikt mit einer anderen Person, sollte diese um eine klärende Aussprache gebeten werden.