Reflexinkontinenz - Inkontinenz infolge einer Störung im Gehirn oder Rückenmark

Als Reflexinkontinenz bezeichnet man eine Form von Blasenschwäche. Sie wird durch gesundheitliche Beeinträchtigungen des Rückenmarks oder des Gehirns hervorgerufen. Durch diese werden Nervenimpulse gehemmt, sodass es zum Zusammenziehen des Blasenmuskels oder zur Erschlaffung des Harnröhrenmuskels kommt. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Inkontinenz infolge einer Störung im Gehirn oder Rückenmark.

Britta Josten
Von Britta Josten

Von einer Reflexinkontinenz spricht man, wenn es zu einer Unterbrechung der Nervenbahnen kommt, die für die Verbindung des im Gehirn befindlichen Steuerungszentrums mit der Harnblase und dem Schließmuskel zuständig sind. Durch eine solche Unterbrechung können die Funktionen von Blasen- und Schließmuskel nicht mehr kontrolliert oder koordiniert werden.

Ursachen

Hervorgerufen wird eine Reflexinkontinenz durch Erkrankungen oder Verletzungen von Rückenmark oder Gehirn. Durch die Beeinträchtigung der zuständigen Nervenimpulse können diese die Erschlaffung des Harnröhrenmuskels oder das Zusammenziehen des Blasenmuskels nicht mehr hemmen, wodurch es zum ungewollten Austritt von Urin kommt.

Ausprägungsformen

Man teilt die Reflexinkontinenz in zwei Subformen ein. Dabei handelt es sich um die spinale Reflexinkontinenz sowie die supraspinale Reflexinkontinenz.

Spinale Reflexinkontinenz

Eine spinale Reflexinkontinenz entsteht in der Regel durch eine Rückenmarksverletzung oder eine Erkrankung wie zum Beispiel Multiple Sklerose. Es kommt zwar durch einen Reflex zum Zusammenziehen des Blasenmuskels, Harndrang empfindet der Patient jedoch nicht, da die Verbindung zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark nicht mehr besteht.

Der Betroffene sucht daher auch nicht eine Toilette auf. Der Blasenmuskel lässt sich nicht mehr willkürlich beherrschen, wodurch es zum unwillkürlichen Abgang von Urin kommt.

Supraspinale Reflexinkontinenz

Im Falle einer supraspinalen Reflexinkontinenz ist die willkürliche Entleerung der Blase wegen einer Störung der Hirnleistungen nicht mehr möglich. Infolgedessen wird immer wieder unwillkürlich Urin in unterschiedlichen Zeitabständen und Mengen abgelassen.

In den meisten Fällen verspürt der Patient keinerlei Harndrang. Darüber hinaus kann es auch zu neurologischen Ausfällen kommen. Auslöser einer supraspinalen Reflexinkontinenz sind meist Demenzerkrankungen.

Diagnose

Da dieser Inkontinenz-Form völlig andere Ursachen zugrunde liegen, als den anderen Arten der Blasenschwäche, muss auch bei der Diagnose ein anderer Ansatz gewählt werden. Zu den wichtigen Bestandteilen zählen hierbei die Video-Urodynamik sowie der neurologische Status.

Erweitert werden diese Untersuchungen durch bildgebende Verfahren wie die Kernspin-Tomographie. Möchte man mögliche Folgeerkrankungen - besonders im Bereich der Nieren - rechtzeitig erkennen, werden zudem Ultraschalluntersuchungen durchgeführt.

Behandlung

Bei der Behandlung einer Reflexinkontinenz achtet man besonders auf den Schutz der Nieren, da der Erhalt ihrer Funktionsfähigkeit überaus wichtig ist. Erst danach widmet man sich der eigentlichen Behandlung der Inkontinenz. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Behandlung stets bei einem Facharzt erfolgt.

Katheterisierung

Im Rahmen einer konservativen Therapie soll die Blase mit möglichst niedrigem Druck entleert werden, was mit einer Katheterisierung durchführbar ist. In den meisten Fällen wird eine Selbstkatheterisierung vorgenommen. Dazu ist jedoch erforderlich, dass der Patient mitarbeitet und entsprechend angeleitet wird. Das bedeutet, dass der Betroffene vier bis sechsmal am Tag mit dem Katheter eine Entleerung seiner Blase vornehmen muss.

Elektrostimulation

Zur Unterstützung der Behandlung kann auch eine Elektrostimulation zur Anwendung kommen. Bringt die konservative Behandlung keinen Erfolg, was bei etwa 30 Prozent der Betroffenen der Fall ist, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein.

Dabei wird ein so genannter Blasenschrittmacher eingesetzt, der ähnlich wie ein Herzschrittmacher funktioniert. Durch die elektrischen Impulse, die der Schrittmacher abgibt, werden die Nerven, die zum Beckenboden und zum Blasenschließmuskel führen, stimuliert, wodurch es wieder zur Kontrolle der Harnblase kommt.

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