Schlafwandeln - Ursachen und der richtige Umgang mit Schlafwandlern

Meist sind es Kinder, die vom Schlafwandeln betroffen sind. Es gibt verschiedene Möglichkeit, diese Schlafstörung zu lindern bzw. zu beheben.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: F51.3
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Menschen, die schlafwandeln, sind halb wach und halb schlafend. Aus irgendeinem Grund wacht der Patient "halb" auf, halb schläft er noch tief und fest und verrichtet dann die seltsamsten Dinge. Am nächsten Morgen können sich die Patienten an nichts mehr erinnern.

Zu nächtlichen Spaziergängen kommt es zumeist in der ersten Hälfe der Nacht zwischen dem dritten und vierten Schlafstadium. Besonders betroffen von Schlafwandeln sind Kinder zwischen 4 und 6 Jahren. So leiden etwa 30 Prozent dieser Altersgruppe an diesem nächtlichen Phänomen, während bei erwachsenen Menschen rund 4 Prozent nachts unbewusst unterwegs sind. Schlafwandeln bei Kindern, im Fachjargon als Somnambulismus bezeichnet, ist keine Krankheit und klingt meistens im Jugendalter von selbst wieder ab.

Ursachen

Besonders häufig neigen Patienten zum Schlafwandeln, wenn sie am Abend Beruhigungsmittel eingenommen oder auch Alkohol konsumiert haben. Möglicherweise wird die Veranlagung zum Schlafwandeln auch vererbt.

In einigen Familien kommen vermehrt Menschen vor, die nachts schlafwandeln. Beruflicher oder privater Stress kann jedoch ebenfalls der Grund für das Schlafwandeln sein.

Erkrankungen

Patienten, die unter Epilepsie leiden, können in der Nacht in einen ähnlichen Zustand geraten wie Menschen, die schlafwandeln. Bei Epileptikern handelt es sich jedoch nicht um das klassische Schlafwandeln.

Komplikationen

Gesundheitliche Komplikationen sind durch das Schlafwandeln nicht zu befürchten. Allerdings besteht die erhöhte Gefahr von Unfällen, die wiederum Verletzungen zur Folge haben können.

So haben Schlafwandler die Neigung, stets nur geradeaus zu laufen. Auch ihre Orientierung ist beschränkt. Dadurch kann es zu Stürzen und schweren Unfällen kommen.

Im schlimmsten Fall ist sogar der Tod möglich, wenn es dem Schlafwandler gelingt, die heimischen vier Wände zu verlassen und auf die Straße zu gehen. Aber auch ein schwerer Sturz aus großer Höhe ist denkbar.

Innerhalb der Wohnung drohen Verletzungen durch scharfe Kanten oder Gegenstände. Mitunter werden sogar Nahrungsmittel mitsamt Verpackung von Schlafwandlern verzehrt. Durch die unbewusste Bedienung des Herds besteht die Gefahr von Verbrennungen.

Wann zum Arzt?

Während Schlafwandeln bei Kindern als unbedenklich gilt, sollte ein erwachsener Mensch dagegen lieber einen Arzt aufsuchen. So verbergen sich hinter den unbewussten nächtlichen Streifzügen meist ernste psychische Probleme.

Kommt es bei Kindern besonders häufig zu diesen nächtlichen Episoden, sollten sich Eltern an einen Kinderarzt oder Schlafmediziner wenden.

Diagnose

Die Diagnose Schlafwandeln erstellt der Therapeut zumeist durch die Beschreibungen des Patienten oder von dessen Angehörigen. Besondere Untersuchungsmethoden sind dazu nicht nötig. Diese können zum Ausschluss von bestimmten Schlafstörungen oder Krankheiten erfolgen.

Außerdem ist es möglich, ein psychologisches Gutachten zu erstellen, um Angstzustände oder Stress als Urheber des Schlafwandelns zu ermitteln.

Überwachung in einem Schlaflabor

Für den Fall, dass sich keine klare Diagnose erstellen lässt, kann der Betroffene in einem speziellen Schlaflabor beim Schlafen überwacht werden. Dabei lässt sich das herkömmliche Schlafwandeln von der Nachtangst differenzieren, die vor allem bei Kindern auftritt.

Die Kinder erwachen bei der Nachtangst aus dem Schlaf und lassen sich rund 15 Minuten lang nicht ansprechen.

Behandlung und Selbsttherapie

Von Medikamenten raten die meisten Experten ab. Eine medikamentöse Behandlung ist eventuell bei Übernachtungen außer Haus eine Lösung, beispielsweise auf Klassenfahrten, da die Sicherheitsmaßnahmen oft unzureichend sind. Da Schlafwandeln eine unbewusste Handlung ist, haben die betroffenen Personen auf diesen Vorgang keinen Einfluss.

Das richtige Verhalten

Wer einen Schlafwandler in der Nacht antrifft, darf diesen nicht aufwecken. So kann es durch plötzliches Aufwachen zu Panikreaktionen bei den Betroffenen kommen. Nur wenn sich eine gefährliche Situation durch einen Unfall ankündigt, wie zum Beispiel in Fensternähe oder auf dem Balkon, muss die schlafwandelnde Person geweckt werden.

Meistens wandern Kinder etwa ein bis zwei Stunden, nachdem sie eingeschlafen sind, im Haus umher. Leichtere Formen des Somnabulismus äußern sich mit

Wenn Kinder schlafwandeln, sollten Eltern sie sanft und ruhig zurück ins Bett leiten. Kinder, die während ihres Nachtspaziergangs geweckt werden, bekommen einen gehörigen Schreck, sind sehr verstört und können nur schwer wieder einschlafen.

Es ist zudem sinnvoll, am anderen Morgen nicht über den Streifzug durchs Haus zu sprechen. Das würde die Kleinen nur verunsichern, da sie an ihren nächtlichen Ausflug keine Erinnerung haben.

Am besten ist es also, den Schlafwandler leise anzusprechen und ihn wieder ihn sein Bett zu geleiten. Die meisten Schlafwandler schlafen dann dort weiter. Da Menschen, die schlafwandeln, häufig auf Licht reagieren, ist es wichtig, den Schlafraum gut abzudunkeln.

Unfälle vermeiden

Ist bei einer Person häufiges Schlafwandeln bekannt, sollten einige Maßnahmen getroffen werden, um Unfälle und Verletzungen zu verhindern. Dazu gehört zum Beispiel das Verschließen von Türen und Fenstern. Wichtig ist zudem, Gegenstände, die im Weg stehen könnten, wie Möbel oder deren Kanten, gut abzusichern.

Damit der Schlafwandler während seiner nächtlichen Aktivitäten Wohnung oder Haus nicht verlassen kann, sollten auch die Haustür verschlossen und der Schlüssel sorgfältig verwahrt werden.

Sicherheitstipps für Eltern

Um Kinder vor Verletzungen auf ihren Nachtwanderungen zu schützen, sollten sowohl Fenster als auch Türen mit Sicherheitsschlössern ausgerüstet werden. Teppiche oder herumliegende Spielsachen sind gefährliche Stolperfallen. Daher ist es wichtig, sie spätestens vor dem Zubettgehen der Kleinen aus dem Weg zu räumen.

Polsterungen, etwa aus Schaumstoff, verhindern, dass Kinder sich auf ihren Nachttouren an scharfen Kanten und Ecken von Möbeln stoßen. Soliden Schutz bietet zum Beispiel leicht montierbarer Eckkantenschutz aus Silikon.

Für Schranktüren gibt es doppelseitig klebende Schrankriegel, Steckdosen lassen sich mit einklebbarem Steckdosenschutz unkompliziert sichern. Kinderschutzgitter mit flexiblen Gitterelementen bewahren Kinder vor Stürzen auf Treppen.

Auch für Feuerstellen und andere gefährliche Bereiche sind Schutzgitter eine optimale Lösung. Kinder, die nachts auf Entdeckungstour gehen, sollten auf keinen Fall in Hochbetten schlafen. Zusätzliche Sicherheit für niedrige Kinderbetten bieten abnehmbare Gitter- und Seitenteile.

Vorbeugung

Schlafwandeln vorzubeugen ist nicht leicht, da zumeist eine starke Veranlagung dazu besteht. Um das Schlafwandeln zu vermindern, wird eine gute Schlafhygiene empfohlen.

Das heißt, dass die betroffenen Personen Acht auf ihren Schlafrhythmus geben und auf einen Mittagsschlaf verzichten sollten. Auch Alkoholgenuss gilt es zu vermeiden, denn durch ihn wird das Risiko zum Schlafwandeln erhöht.

Positive Auswirkungen auf das Schlafwandeln kann das Ausüben von Entspannungstechniken wie progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training haben. Für den Fall, dass Stress oder soziale Konflikte für das Schlafwandeln verantwortlich sind, wird das Durchführen einer kognitiven Verhaltenstherapie empfohlen.

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