Schluckbeschwerden - Ursachen und Behandlung

Schluckbeschwerden können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie kommen bei verschiedenartigen Erkrankungen vor.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: R13
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Unter einer Dysphagie verstehen Mediziner Schluckstörungen. Das heißt, dass es beim Schlucken von Nahrung oder Flüssigkeit zu Problemen kommt.

Bemerkbar machen sich Schluckstörungen durch

  • Würgreflexe während des Schluckens
  • Kloß- oder Druckgefühle in der Halsgegend
  • Hustenanfälle oder
  • das Hochwürgen von Nahrung, die bereits verschluckt wurde.

Bei manchen Betroffenen kommt es daneben auch zu Heiserkeit oder Näseln. Im schlimmsten Fall sind schwerwiegende Folgeerscheinungen wie eine lebensgefährliche Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) möglich.

Formen von Schluckstörungen

Man unterscheidet zwischen einer oropharyngealen und einer ösophagealen Schluckstörung.

Oropharyngeale Dysphagie

Bei einer oropharyngealen Dysphagie handelt es sich um Schluckstörungen im Rachenraum. So zeigen sich die Beschwerden zu Beginn des Schluckvorgangs. Das Verschlucken oder Einatmen von Lebensmittelteilen führt dann zu Hustenanfällen.

Ösophageale Dysphagie

Handelt es sich um eine ösophageale Dysphagie, treten die Schluckbeschwerden in der Speiseröhre (Ösophagus) auf. Das heißt, dass die Nahrung die Speiseröhre nicht richtig heruntergleitet und wieder hinaufsteigt.

Ursachen

Die Ursachen für eine Dysphagie sind mannigfaltig und können sowohl physischer als auch psychischer Natur sein. Hat ein Kind beim Spielen einen Fremdkörper verschluckt, so bereitet dies Schluckbeschwerden.

Doch auch Verletzungen oder Narben im Rachen, dem Mundraum oder der Speiseröhre können verantwortlich sein, ebenso eine schlecht sitzende Zahnprothese oder ein Fehlbiss.

Erkrankungen

Schluckbeschwerden treten jedoch meist im Zusammenhang mit Erkrankungen auf, häufig beispielsweise während einer Erkältung oder einer Grippe. Der Hals ist dann gerötet und/oder die Mandeln geschwollen (Mandelentzündung).

Der Patient leidet dann neben den Halsschmerzen auch unter Schluckbeschwerden. Die Ursache dieser Krankheiten sind Viren oder Bakterien.

Schluckbeschwerden kommen jedoch auch dann vor, wenn die Schilddrüse vergrößert ist (Struma) oder sich ein Tumor im Bereich der Schilddrüse (z.B. Schilddrüsenkrebs) gebildet hat. Auch diverse Magenerkrankungen können zu Schluckbeschwerden führen.

Bei der so genannten Refluxkrankheit leidet der Patient neben den Schluckbeschwerden auch unter Sodbrennen. Ein bösartiger Tumor kann auch im Bereich der Speiseröhre wachsen und wird dann als Speiseröhrenkrebs bezeichnet.

Diphterie tritt heute aufgrund der Schutzimpfung nur noch selten auf. Auch diese Krankheit geht unter anderem mit Schluckbeschwerden einher. Schluckbeschwerden können auch bei Krankheiten wie dem Schlaganfall oder der Multiplen Sklerose auftreten.

Ebenso möglich sind eine Rachenentzündung oder Pilzbefall wie Soor. Mitunter hat eine Dysphagie auch psychische Ursachen. Dabei kann es sich um eine Aerophagie (Verschlucken von Luft) oder einen sogenannten Kloß im Hals handeln.

Komplikationen

Schluckstörungen können mit ernsthaften Erkrankungen einhergehen. Dazu gehören neben den bereits erwähnten Krankheiten

Auch ein Zwerchfellbruch gilt als mögliche Ursache. Besonders bedenklich ist das Verschlucken von Fremdkörpern, wenn diese im Hals stecken bleiben.

Wann zum Arzt?

Leichte Schluckbeschwerden im Rahmen einer Erkältung bedürfen normalerweise keiner ärztlichen Behandlung, da sie nach einigen Tagen von selbst wieder verschwinden. Bleiben die Schluckstörungen jedoch längere Zeit bestehen oder werden sie sogar noch schlimmer, ist es besser, einen Arzt zu konsultieren, damit dieser eine entsprechende Behandlung einleiten kann.

Diagnose

Bleiben die Schluckbeschwerden unvermindert bestehen, sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu Rate gezogen werden. Eine rasche Diagnose ist für die weitere Behandlung überaus wichtig.

Anamnese

Begonnen wird eine Untersuchung von Schluckbeschwerden mit der Befragung des Patienten. Dabei informiert sich der Hals-Nasen-Ohren-Arzt über

  • mögliche Vorerkrankungen
  • wie lange die Schluckstörungen bereits auftreten
  • ob sie sich verschlimmert haben und
  • ob sie von der Nahrungskonsistenz abhängen.

Außerdem muss der Patient die Schluckbeschwerden sowie eventuelle Begleitsymptome beschreiben.

Diagnostik

Zur genaueren Untersuchung erfolgt zumeist eine Panendoskopie. Dabei verschafft sich der HNO-Arzt mithilfe eines speziellen Endoskops einen Überblick über Hals und Nase. Der Patient erhält während dieser Spiegelung eine Vollnarkose.

Bei Verdacht auf eine Infektion lässt sich auch ein Abstrich aus dem Hals entnehmen. Ebenso ist eine Blutuntersuchung möglich.

Weitere Untersuchungen

Je nachdem, welche Ursache der Arzt für die Schluckstörungen vermutet und ob es sich um eine oropharyngeale oder ösophageale Dysphagie handelt, sind noch weitere Untersuchungen möglich. Dabei kann es sich um

handeln.

Behandlung

Auf welche Weise Schluckstörungen behandelt werden, hängt davon ab, wodurch sie verursacht werden. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist das Vermeiden von Komplikationen wie einer Aspirationspneumonie, die durch das Einatmen von Nahrungsbestandteilen entsteht. Zur Behandlung der Krankheit, die die Schluckbeschwerden verursacht, kann der Arzt in vielen Fällen Medikamente verordnen.

Verschiedene Medikamente

Hat der Patient eine bakterielle Erkrankung, so verordnet der Arzt ein Antibiotikum. Liegt hingegen eine Pilzinfektion wie Soor vor, werden pilzabtötende Mittel (Antimykotika) verabreicht.

Bei einer neurologischen oder neurodegenerativen Erkrankung

Im Falle von neurologischen oder neurodegenerativen Erkrankungen besteht die Möglichkeit, eine Schlucktherapie durchzuführen, um die Beschwerden zu lindern.

Ziel der Behandlung ist es, Reflexe wie den Schluckreflex wiederherzustellen. Dabei absolviert der Patient motorische Übungen und versucht, seine Körperhaltung beim Essen zu verändern. Als hilfreich gilt zudem das Pürieren der Mahlzeiten.

Bei einer Krebserkrankung

Sofern eine Krebserkrankung die Ursache der Schluckbeschwerden ist, muss in den meisten Fällen eine Operation erfolgen. Nur wenn der bösartige Tumor vollständig entfernt werden kann, kann auch eine Heilung erfolgen.

Zur Sicherung des Behandlungserfolges wird nach der Operation eine Chemo- oder Strahlentherapie durchgeführt. Hat der Patient bereits eine weit fortgeschrittene Krebserkrankung, so können diese Therapien auch vor einer Operation durchgeführt werden, um den Tumor zu verkleinern und dann besser entfernen zu können. Sind die Schluckstörungen so stark ausgeprägt, dass sich der Patient nicht mehr durch den Mundraum ernähren kann, sorgt eine Magensonde für die Nahrungsaufnahme.

Bei einem Schlaganfall

Liegt den Schluckbeschwerden ein Schlaganfall zugrunde, so muss umgehend eine intensivmedizinische Behandlung erfolgen. Je früher der Patient behandelt wird, desto höher sind seine Heilungschancen.

So früh wie möglich wird auch mit der Rehabilitation begonnen. Noch im Krankenbett muss der Patient krankengymnastische Übungen machen, um so letztlich auch die Schluckbeschwerden zu therapieren. Häufig sind dazu auch weitere Therapien wie zum Beispiel Ergotherapie oder Logopädie notwendig.

Selbsttherapie

Die Selbstbehandlung von Schluckbeschwerden hängt von deren auslösender Ursache ab. In den meisten Fällen werden die Probleme beim Schlucken durch eine Halsentzündung, die zumeist mit einer Erkältung einhergeht, hervorgerufen.

Dabei ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, wie zum Beispiel

Auf diese Weise lässt sich die Schleimhaut feucht halten.

Hausmittel

Gegen erkältungsbedingte Schluckbeschwerden kommen oftmals alte Hausmittel zum Einsatz. Bewährt hat sich zum Beispiel das Gurgeln mit Salbeitee, der eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung entfaltet.

Auch die Einnahme von Thymian gilt als hilfreich. Eine weitere sinnvolle Maßnahme bei einer Halsentzündung ist das Warmhalten des Halses, indem man diesen mit einem Schal oder einem warmen Wickel versieht.

Gehen die Schluckbeschwerden mit Schnupfen einher, sollte der Patient Salzwasser inhalieren, damit sich der Schleim in den Atemwegen lösen kann. Wer raucht, ist gut beraten, den Tabakkonsum während der Halsschmerzen einzustellen.

Vorbeugung

Da Schluckbeschwerden überaus unangenehm sind, sollte ihnen vorgebeugt werden. In der kalten Jahreszeit ist es wichtig, sich viel zu bewegen, warme Kleidung zu tragen sowie reichlich Obst und Gemüse zu verzehren.

Ist jemand in der Nähe erkältet, wird empfohlen, genügend Abstand zu dem Erkrankten zu halten und sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen. Damit es nicht zu gefährlichen Schluckbeschwerden durch einen Insektenstich in den Rachen kommt, sollte man seine Getränke in den Sommermonaten entweder bedecken oder einen Strohhalm benutzen.

Um eine Vergrößerung der Schilddrüse zu vermeiden, die ebenfalls Schluckstörungen auslösen kann, gilt es, Jodmangel entgegenzuwirken. Dies lässt sich durch die ausreichende Zufuhr von Jod über die Nahrung erreichen.

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