Entstehung und Beispiele unterschiedlicher Schmerzarten

Schmerzen sind stets unangenehm. Es gilt jedoch, zwischen verschiedenen Schmerzarten zu unterscheiden.

Von Jens Hirseland

Unter Schmerzen versteht man eine komplexe Sinnesempfindung, deren Wahrnehmung über die Nozizeptoren des peripheren Nervensystems (PNS) erfolgt. Die Verarbeitung der Schmerzempfindung findet im zentralen Nervensystem (ZNS) statt. Zwischen der Wahrnehmung von Schmerzen und der Psyche gibt es enge Wechselwirkungen.

Schmerzen als Warnsystem des Körpers

Normalerweise handelt es sich bei Schmerzen um ein Warnsystem des Organismus. So signalisiert der Körper durch den Schmerz, dass etwas mit ihm nicht stimmt. In manchen Fällen kann dieses Warnsystem jedoch gestört sein, wodurch es zum Aussenden von fehlerhaften oder zu starken Signalen kommt.

Schmerz zählt in der Regel zu den Symptomen. Mitunter kann er jedoch einen eigenen Krankheitswert darstellen, was vor allem für chronischen Schmerz gilt. Verursacht werden Schmerzen zumeist durch Verletzungen oder Erkrankungen. Dabei passt sich die Intensität des Schmerzes im Normalfall dem Ausmaß des körperlichen Problems an.

Individuell werden Schmerzen jedoch stets subjektiv empfunden. So reicht die Schmerzskala von unangenehm bis unerträglich.

Schmerzarten

Schmerz ist nicht gleich Schmerz. So lässt er sich in unterschiedliche Schmerzarten einteilen. Dazu gehören

  • der Nozizeptorenschmerz
  • neuropathische Schmerzen
  • Schmerzen infolge funktioneller Störungen
  • akute und chronische Schmerzen sowie
  • viszerale und somatische Schmerzen.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Schmerzarten einmal genauer vor.

Nozizeptorenschmerz

Unter Nozizeptorenschmerzen oder nozizeptiven Schmerzen versteht man sämtliche Schmerzen, die durch Reizungen der Schmerzrezeptoren entstehen. Bei diesen Schmerzrezeptoren handelt es sich um Nozizeptoren.

Nozizeptoren

Nozizeptoren zählen zu den Rezeptoren. Die Rezeptoren haben die Aufgabe, Sinneseindrücke zu vermitteln. Es gibt sie in den verschiedensten Varianten und über den ganzen Körper verteilt.

Während manche Rezeptoren auf biochemische oder thermische Reize reagieren, ist dies bei anderen Rezeptoren bei mechanischen Reizungen der Fall. Dennoch funktionieren sie auf der gleichen Grundlage.

Das heißt, dass sie Reize in elektrische Impulse umwandeln. Diese erreichen das Gehirn über die beteiligten Nervenfasern. Zur Wahrnehmung der Schmerzen ist der Körper mit speziellen Rezeptoren ausgestattet, die man als Nozizeptoren oder Nozisensoren bezeichnet.

Die Nozizeptoren werden in drei Gruppen eingeteilt. Dabei handelt es sich um

  • A-Mechanonozizeptoren
  • A-polymodale Nozizeptoren sowie
  • C-polymodale Nozizeptoren.

A-Mechanonozizeptoren reagieren auf starke und spitze Reize, während A-polymodale Nozizeptoren Reaktionen auf chemische Reize und Hitze zeigen. C-polymodale Nozizeptoren haben die Eigenschaft, sowohl auf spitze Reize als auch auf chemische und thermische Reize zu reagieren.

Entstehung von nozizeptiven Schmerzen

Zur Entstehung von nozizeptiven Schmerzen kommt es, wenn bestimmte Bereiche des Körpers verletzt werden. Dabei kann es sich um die Knochen oder die Muskeln handeln. Bei einer Schädigung dieser Körperstrukturen senden die Nozizeptoren die Schmerzsignale über die peripheren Nerven und das Rückenmark zum Gehirn.

Bemerkbar machen sich Nozizeptorenschmerzen zumeist als Pochen oder Brennen. Außerdem bleiben sie konstant.

Heilt die Verletzung ab, verschwinden die Nozizeptorenschmerzen normalerweise wieder. Eine Ausnahme bildet allerdings die Arthritis.

Beispiele für Nozizeptorenschmerzen

Typische Beispiele für nozizeptive Schmerzen sind

Neuropathische Schmerzen

Neuropathische Schmerzen bezeichnet man auch als Nervenschmerzen oder neurogene Schmerzen. Sie werden durch Verletzungen oder Fehlfunktionen der Nervenfasern ausgelöst.

Ursachen

Durch Verletzungen oder Fehlfunktionen der Nerven kommt es zu einer überhöhten Erregbarkeit der Nervenzellen. So werden von ihnen permanent Signale an das Gehirn weitergegeben. Aus diesem Grund nehmen Nervenschmerzen meist einen chronischen Verlauf.

Zu den häufigsten Ursachen von Nervenschmerzen zählen Neuropathien. Dabei handelt es sich um voranschreitende Nervenschädigungen. Nicht selten entstehen sie durch eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Neuropathische Schmerzen sind mitunter aber auch die Folge von Unfällen oder chirurgischen Eingriffen. So kann prinzipiell jede Verletzung des Körpers auch die Nerven in Mitleidenschaft ziehen, wie zum Beispiel bei einer Muskelquetschung.

In manchen Fällen werden neurogene Schmerzen durch Infektionen, Tumore oder Narbengewebe verursacht. Bei manchen Patienten lässt sich auch gar keine konkrete Ursache für die Nervenschmerzen feststellen.

Merkmale

Nervenschmerzen werden häufig von den Betroffenen als stechend oder brennend wahrgenommen. Manchmal fühlen sie sich auch an wie Stromschläge.

Schon leichte Berührungen können heftige Schmerzen hervorrufen. Mitunter halten neuropathische Schmerzen Monate oder sogar Jahre an, selbst wenn die Verletzung bereits verheilt ist. In solchen Fällen liegt zumeist ein Problem mit dem Nervensystem vor.

Beispiele für Nervenschmerzen

Zu den häufigsten Vertretern von neuropathischen Schmerzen zählt die Neuralgie, wie zum Beispiel die Trigeminus-Neuralgie. Dabei kommt es zu Schmerzen in der Region des Gesichtsnervs. Eine weitere Neuralgie ist die Zoster-Neuralgie, auch als Gürtelrose bekannt, die sich vor allem bei älteren Menschen zeigt.

Ebenfalls zu den Nervenschmerzen gehören die so genannten Phantomschmerzen. Die Missempfindungen treten vor allem nach Amputationen von Körperteilen auf. Grund für diese Stumpfschmerzen sind blitzartige Entladungen, die in den blinden Nervenenden der amputierten Gliedmaße entstehen.

Weitere Beispiele für neuropathische Schmerzen sind

Beispiel Tumorschmerzen: Auslöser, Ausprägungsformen und Therapie

Unter Tumorschmerzen versteht man Schmerzzustände, die im Rahmen einer Krebserkrankung entstehen. So leiden ca. 60 Prozent aller Krebspatienten unter unterschiedlichen Tumorschmerzen, die sowohl akut als auch chronisch sein können. Aber auch die Krebstherapie, die in der Regel aus operativen Eingriffen, Bestrahlung oder einer Chemotherapie besteht, kann Schmerzen hervorrufen.

Ausgelöst werden Tumorschmerzen unmittelbar durch ein Krebsgeschwür. Der menschliche Körper ist mit zahlreichen Schmerzrezeptoren ausgestattet. Kommt es in der Nähe einer Region, die über viele Schmerzrezeptoren verfügt, zu Tumorwachstum, führt dies zu starken Schmerzzuständen.

Da es in den inneren Organen und im Gehirn keinerlei Schmerzrezeptoren gibt, bleiben Tumore dort oft lange Zeit unentdeckt. Nicht selten entstehen Tumorschmerzen auch durch die Bildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten).

Bei so genannten echten Tumorschmerzen handelt es sich um Schmerzen, die direkt durch den Tumor verursacht werden. Diese Schmerzform tritt bei rund 60 Prozent aller Tumorschmerzpatienten auf.

Von viszeralen Tumorschmerzen ist die Rede, wenn sich ein Tumor an den inneren Organen zeigt. Im Gewebe der inneren Organe sind keine Schmerzrezeptoren vorhanden, wodurch bei manchen Krebsarten wie zum Beispiel Darmkrebs oder Lungenkrebs zunächst keine Schmerzen auftreten. Schmerzrezeptoren befinden sich allerdings in der Umhüllung der Organe. Diese reagieren besonders auf Dehnung oder Zug.

Viszerale Tumorschmerzen entstehen durch die Vergrößerung des Tumors. So kommt es beim Tumorwachstum zu zunehmendem Druck auf die schmerzempfindlichen Hüllen der betroffenen Organe.

Verschließt sich aufgrund des Tumorwachstums ein Hohlorgan, macht sich dies oft durch Krämpfe bemerkbar. Typisch für viszerale Tumorschmerzen ist, dass sie dumpf, tief und oft krampfartig sind. Außerdem lassen sie sich nur schwer lokalisieren.

Nervenschmerzen:

Eine spezielle Form von Tumorschmerzen sind Nervenschmerzen. Sie entstehen, wenn durch den Tumor Nerven gequetscht oder gar zerstört werden.

Häufig werden die neuropathischen Schmerzen aber auch durch Krebsbehandlungen ausgelöst. Nervenschmerzen bei einer Tumorerkrankung nehmen die Patienten oft als stechend und schneidend wahr. Nicht selten treten auch muskuläre Lähmungen auf.

Knochen- und Weichteilschmerzen:

Zu Schmerzen in den Knochen oder den Weichteilen kommt es, wenn ein Tumor in Geweben wächst, die über besonders viele Schmerzrezeptoren verfügen. Dazu gehören neben den Knochen auch die Knochenhaut, die Muskeln und die Haut.

Typisch für Knochen- und Weichteilschmerzen ist, dass sie bohrend und dumpf sind. Darüber hinaus können sie gut lokalisiert werden. Bei einem Tumorbefall der Knochen besteht zudem die Gefahr von pathologischen Frakturen. Dabei handelt es sich um Knochenbrüche, die bereits bei geringen Belastungen auftreten.

Indirekte Tumorschmerzen:

Unter indirekten Tumorschmerzen versteht man Schmerzen, die durch die Begleitumstände einer Krebserkrankung entstehen. Dazu gehören

Zu den indirekten Tumorschmerzen werden zudem Schmerzen durch Infektionen gezählt, die durch ein geschwächtes Immunsystem aufgrund einer Krebstherapie entstehen.

Psychisch bedingte Schmerzen:

Nicht selten zeigen sich bei einer Krebserkrankung Schmerzen, die psychisch bedingt sind. Auch sie zählt man zu den Tumorschmerzen. Verursacht werden sie von Ängsten und Depressionen, die wiederum Folge der Krebserkrankung sind. Die psychisch bedingten Schmerzen und die physischen Schmerzen können sich wechselseitig beeinflussen.

Symptome:

Bei rund 28 Prozent aller Krebspatienten treten Tumorschmerzen bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung auf. Die Qualität der Schmerzen ist von Patient zu Patient anders. So können sie als

  • dumpf
  • ziehend und drückend
  • bohrend
  • stechend
  • krampfartig
  • pochend
  • heiß oder
  • brennend

empfunden werden. Die verschiedenen Ausprägungen sind darauf zurückzuführen, dass Tumorschmerzen auf unterschiedliche Weise entstehen. Mitunter können sie auch psychisch bedingt sein. Nicht selten werden Tumorschmerzen von weiteren Symptomen wie

begleitet.

Behandlung:

Auf welche Weise die Tumorschmerzen eines Krebspatienten behandelt werden, legt der Arzt individuell fest. Bei chronischen Tumorschmerzen gilt eine multimodale Therapie als effektiv. Zusammengesetzt wird sie aus verschiedenen Komponenten wie

Ergänzend können auch physikalische Therapien und Entspannungsmethoden hilfreich sein. Ziel einer Tumorschmerz-Therapie ist es, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und möglichst Schmerzfreiheit zu erreichen.

Für eine optimale Tumorbehandlung bedarf es verschiedener Einrichtungen, die über speziell ausgebildetes medizinisches Personal verfügen. Ebenfalls wichtig ist die Unterstützung des Krebspatienten durch Angehörige und Freunde.

Schmerzmittel:

Eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Tumorschmerzen spielen Analgetika (Schmerzmittel). Die Art der Mittel und deren Dosierung richtet sich nach dem allgemein gültigen Therapieplan der WHO, der aus drei Stufen besteht.

Bei Stufe 1 der Schmerztherapie erhält der Patient konventionelle Schmerzmittel, die man als NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) bezeichnet. Sie enthalten keine Opioide und werden auch gegen gewöhnliche Schmerzen eingesetzt. Dazu gehören vor allem

  • Diclofenac
  • Ibuprofen
  • Paracetamol und
  • Acetylsalicylsäure (ASS).

Ist Stufe 1 der Schmerztherapie nicht ausreichend, kommen ergänzend auch leichte Opiate zur Anwendung. Sie haben die Eigenschaft, Tumorschmerzen zentral im Gehirn auszuschalten. Gängige Mittel sind

  • Codein
  • Tramadol und
  • Tillidin.

Als letztes Mittel bei einer Tumorschmerztherapie werden starke Opiate verabreicht. Dazu zählen

  • Morphium
  • Buprenorphin sowie
  • Fentanyl.

Bei Bedarf lassen sich diese Mittel auch miteinander kombinieren.

Schmerzen infolge funktioneller Störungen

Nicht immer werden Schmerzen durch äußere Verletzungen verursacht. So können sie auch aufgrund von Funktionsstörungen in bestimmten Körperbereichen entstehen. Zum Beispiel werden Rückenschmerzen häufig durch Fehlhaltungen des Körpers ausgelöst und Migräne ist die Folge einer fehlerhaften Regulation der Durchblutung.

Psychosomatische Schmerzen

Aber auch psychosomatische Schmerzen gelten als funktionelle Störung. Von diesen spricht man, wenn körperliche Schmerzen durch psychische Zustände, wie zum Beispiel seelische Probleme, entstehen.

Problematisch ist, dass diese Schmerzart oft nur schlecht auf gängige Schmerzmittel anspricht. So sind meist eine spezielle psychosomatische Behandlung sowie eine Änderung des Lebensstils für eine wirksame Schmerzbekämpfung nötig.

Ein typisches Beispiel für psychosomatische Schmerzen sind Kopfschmerzen und Bauchschmerzen.

Reflektorische Schmerzen

Auch reflektorische Schmerzen zählen zu den funktionellen Störungen. Sie werden durch Fehlfunktionen in den Regelkreisläufen ausgelöst. Dabei können sich die Schmerzen selbst verstärken.

Als typisches Beispiel für reflektorische Schmerzen gelten Schmerzen durch Muskelverspannungen. So haben sie eine weitere Verspannung der Muskeln und damit erneute Schmerzen zur Folge.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen gelten als wichtiges Warnsignal des Organismus. So zeigen sie an, dass man die Ursachen des Schmerzes herausfinden muss, um ihn entsprechend zu bekämpfen.

Auf diese Weise helfen die Schmerzen dabei, weitere Schäden des Körpers zu vermeiden. Werden die Schmerzursachen richtig behandelt, gehen die Schmerzen nach einigen Stunden oder Tagen wieder zurück.

  • Häufig reicht schon eine Entlastung oder eine Kühlung der schmerzenden Stelle aus, wie beispielsweise bei einer Entzündung.
  • Bei einer Arthrose wirkt dagegen Wärme schmerzlindernd.
  • Darüber hinaus stehen zahlreiche Medikamente zur Behandlung von akuten Schmerzen zur Verfügung.
  • Auch Bettruhe oder Entspannungsmethoden können hilfreich sein.

Begleiterscheinungen

Nicht selten gehen akute Schmerzen mit unterschiedlichen Stress- und Erregungsreaktionen einher. Dazu gehören vor allem eine tiefere Atmung oder ein beschleunigter Herzschlag.

Außerdem erweitern sich die Pupillen und es kommt häufig zu reflexartigem Handeln.

Beispiele für akute Schmerzen

Typische Beispiele für das Auftreten von akuten Schmerzen sind

Aber auch operative Eingriffe können akute Schmerzen auslösen.

Chronische Schmerzen

Im Unterschied zu den akuten Schmerzen haben chronische Schmerzen keinerlei sinnvolle Funktion, sodass sie selbst eine Krankheit darstellen. Als chronisch werden Schmerzen eingestuft, wenn sie länger als sechs Monate andauern. Die Intensität der chronischen Schmerzen kann variieren, wie zum Beispiel bei Rückenschmerzen oder Tumorschmerzen.

Für die Betroffenen sind chronische Schmerzen oft sehr belastend, da sie ihre Lebensqualität erheblich einschränken. So werden die Schmerzen entweder permanent oder wiederkehrend empfunden.

Beispiele für chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen treten häufig in Form von

  • Rückenschmerzen
  • Nervenschmerzen oder
  • Tumorschmerzen

auf. Ebenso können Phantomschmerzen einen chronischen Verlauf nehmen. Auch Migräneschmerzen zählen zu den chronischen Schmerzen, wenn sie häufiger als 15 Tage im Monat auftreten.

Folgen

Nicht selten haben chronische Schmerzen direkte oder indirekte Folgen. So leiden die Patienten oftmals unter

Auch auf die Psyche haben die chronischen Schmerzen Auswirkungen, was sich durch Angstzustände, Hoffnungslosigkeit und Depressionen bemerkbar macht. Nicht selten werden die Betroffenen sogar arbeitsunfähig. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Leben der Patienten zunehmend von den Schmerzen bestimmt wird.

Behandlung

Die Behandlung von chronischen Schmerzen ist weitaus schwieriger als die Therapie von akuten Schmerzen. So bedarf es zumeist einer Kombination aus unterschiedlichen Behandlungsverfahren und mehrerer Spezialisten, um eine wirksame Linderung zu bewirken.

Viele Schmerzpatienten leiden unnötig

Bei mehr als der Hälfte der von Dauerschmerzen Betroffenen gehen zwei Jahre und mehr ins Land, bis eine geeignete Behandlung gefunden ist - einen Schmerzspezialisten konsultieren nur etwa 10 Prozent. Viele Schmerzpatienten leiden unnötig, denn es stehen wirksame Therapiemethoden zur Verfügung, die exakt auf das Schmerzbild abgestimmt sind. Bleiben chronische Schmerzen unbehandelt, kann das erhebliche Auswirkungen auf körperlicher und seelischer Ebene haben.

Im Fokus steht die Reduzierung der Schmerzintensität

Bei einer Chronifizierung stellen die richtigen Medikamente einen wesentlichen Teil der Behandlung dar. Im Fokus steht dabei die Reduzierung der Schmerzintensität.

Bei chronischem Schmerz wirken herkömmliche Arzneimittel bei Weiten nicht so gut wie bei akuter Schmerzsymptomatik. Werden Schmerzmittel nur unregelmäßig eingenommen, kann eine Chronifizierung sogar begünstigt werden.

Eine Medikation mit Tabletten, Spritzen oder Infusionen muss daher genau abgewägt werden, damit eine Linderung der Dauerschmerzen erfolgen kann. Neben Tabletten und Spritzen kommen auch Schmerzpflaster zum Einsatz, die den Medikamentenspiegel auf dem richtigen Level halten. Diese Art Schmerztherapie dauert häufig mehrere Monate, oft sogar Jahre.

Schmerzpräparate wie Paracetamol oder Ibuprofen sind bei chronifiziertem Schmerz meistens nicht wirksam und eignen sich nicht für die Daueranwendnung. Häufig werden morphinhaltige Medikamente eingesetzt.

Schmerztherapie mit Opiaten

Opiate sind wirkungsstarke Schmerzpräparate, die bei besonders starken und langandauernden Schmerzen zur Anwendung kommen. Ausgeprägte und permanente Schmerzen haben ihre eigentliche Aufgabe, als Alarmsignal zu fungieren, verloren und sind kaum noch kontrollierbar. Wenn andere Schmerzmittel keine Wirkung mehr zeigen, ist der Einsatz von Opioiden wie Morphin oft der einzige Weg, um wieder zu mehr Kraft zu finden und das Leben erträglicher zu machen.

Heute gibt es wirksame Substanzen, die auf die Therapiemöglichkeiten der modernen Medizin abgestimmt sind. Gegen mittelstarke Schmerzen helfen Präparate wie Tramundin® oder Tramal®, bei sehr starken Schmerzen werden Retard-Tabletten oder Opiat-Pflaster wie TransTec® eingesetzt, die die Wirkstoffe verzögert abgeben.

Opiate sind in der Lage, die Schmerzschwelle zu erhöhen und das Schmerzempfinden zu dämmen. Die Medikamente schränken die Berührungsempfindlichkeit nicht ein und beeinflussen auch nicht die Sinneswahrnehmung.

Multimodale Therapieansätze für individuelle Schmerzbehandlung

Dauerschmerzen entstehen durch Veränderungen an den Schmerzrezeptoren im Rückenmark und im Gehirn. Kommt es zu einer Verselbständigung der Schmerzen, sprechen Mediziner von einer Chronifizierung oder vom Schmerzgedächtnis.

Durch gezielte Therapien lernen Schmerzpatienten, wie sie besser mit dem Dauerschmerz umgehen. Das Schmerzgedächtnis wird entgegen der häufigen Annahme nicht gelöscht. Multimodale Therapieansätze haben sich als besonders wirksam erwiesen, da sie individuell auf den Patienten und sein Schmerzbild zugeschnitten sind.

Neben geeigneten Schmerzmitteln kommen

zur Anwendung.

Viszerale Schmerzen

Als viszerale Schmerzen bezeichnen Ärzte Schmerzen im Magen-Darm-Trakt oder im Beckenraum.

Der Begriff "viszeral" bedeutet, dass die schmerzhaften Beschwerden von den inneren Organen ausgehen. Ein typisches Merkmal von viszeralen Schmerzen ist, dass sie meist

  • krampfartig
  • kolikartig
  • diffus oder
  • dumpf

sind. Außerdem lassen sie sich nur schwer lokalisieren. Darüber hinaus werden viszerale Schmerzen häufig von weiteren Symptomen wie Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen begleitet. Weiterhin verhalten sich die Patienten unruhig.

Ursachen

Häufige Ursachen für viszerale Schmerzen sind

Aber auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) oder eine Nierenkolik können viszerale Schmerzen hervorrufen. Um die viszeralen Schmerzen nachhaltig zu bekämpfen, muss die auslösende Ursache entsprechend behandelt werden.

Somatische Schmerzen

Von somatischen Bauchschmerzen sprechen Ärzte, wenn Bauchschmerzen durch eine Verletzung oder Reizung des Bauchfells (Peritoneum) entstehen. Die Schmerzen werden als stechend oder brennend empfunden.

Außerdem treten sie dauerhaft auf und lassen sich meist problemlos lokalisieren. Ein weiteres typisches Merkmal von somatischen Bauchschmerzen ist, dass die Patienten häufig eine Schonhaltung einnehmen und sich so wenig wie möglich bewegen, um erneute Schmerzen zu vermeiden.

Somatische Schmerzen können aber auch an anderen Körperstrukturen auftreten. So kommt es zu dieser Schmerzart vor allem bei Verletzungen

Einteilung in Oberflächen- und Tiefenschmerz

In der Medizin wird der somatische Schmerz in Oberflächenschmerz und Tiefenschmerz unterteilt Während Oberflächenschmerzen, die beispielsweise durch Schnittwunden entstehen, stechend und problemlos zu lokalisieren sind, werden Tiefenschmerzen dagegen als dumpf wahrgenommen. Bei Tiefenschmerzen handelt es sich unter anderem um Kopfschmerzen, Gelenkentzündungen oder Verstauchungen.

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