Empfindungsweisen von Schmerzen
Stechend, brennend, klopfend und Co.
Schmerzen können auf verschiedene Weise empfunden werden. So gibt es zum Beispiel pochende, drückende, ziehende oder brennende Schmerzen.
Schmerzen treten bei jedem Menschen von Zeit zu Zeit auf. Allerdings sind Schmerzen nicht gleich Schmerzen und werden individuell unterschiedlich empfunden. Außerdem gibt es verschiedene Arten von Schmerzen. So können diese
- klopfend
- pochend
- ziehend
- drückend
- stechend oder
- brennend
sein.
Durch die Art der Schmerzen und den Ort ihrer Entstehung, ist der untersuchende Arzt in der Lage, Rückschlüsse auf deren Ursachen zu ziehen.
Schmerzformen
Unterschieden wird zwischen somatischen Schmerzen, die ihren Ausgang von
- der Haut
- dem Bindegewebe
- den Gelenken
- den Muskeln oder
- den Knochen
nehmen,
- viszeralen Schmerzen, an denen die inneren Organe beteiligt sind
- neuropathischen Schmerzen, die durch Reizungen der Nervenbahnen und Nervenfasern entstehen, sowie
- psychogenen Schmerzen, die psychische Ursachen haben.
Da Schmerzen an den unterschiedlichsten Stellen des Körpers auftreten können, teilt man sie in Schmerzformen ein. Die häufigsten Formen sind
- Kopfschmerzen, wie Spannungskopfschmerzen
- Migräne
- Rückenschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Bauchschmerzen
- Zahnschmerzen, Nervenschmerzen
- Regelschmerzen bei Frauen und
- Tumorschmerzen.
Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Empfindungsweisen von Schmerzen sowie deren Entstehung ein.
Klopfender und pochender Schmerz
Das Schmerzempfinden ist von Mensch zu Mensch verschieden. Unterteilen lassen sich Schmerzen in affektive und sensorische Aspekte. Während der affektive Aspekt ein Gefühl wie heftig, quälend oder lähmend ausdrückt, betrifft der sensorische Aspekt die Sinnesqualität.
Pulsierende Kopfschmerzen
Zur sensorischen Komponente gehören klopfende und pochende Schmerzen. Dabei kommt es zu einem unangenehmen Pulsieren an der betroffenen Körperstelle. Pulsierende Schmerzen treten vor allem bei Kopfschmerzen und Migräne auf. Typisch für Migräne ist, dass sich die Schmerzen dabei nur halbseitig zeigen.
Allein in Deutschland leiden rund acht Millionen Bundesbürger unter Migräneanfällen. Wodurch Migräne ausgelöst wird, ließ sich bislang noch nicht vollständig klären. Mediziner vermuten jedoch, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. So zeigt sich Migräne oft gehäuft innerhalb einer Familie.
Phasen und Begleitsymptome
Bei einem Migräneanfall kommt es zunächst zu einer Vorstufe, die man als Prodromalphase bezeichnet. An diese schließt sich bei ca. zehn Prozent aller Migränepatienten die so genannte Auraphase an, bei der sich visuelle Erscheinungen wie Lichtflackern oder Blitze zeigen.
Bei den meisten Patienten treten jedoch ohne vorherige Auraphase Kopfschmerzen auf. Diese sind klopfend, pochend oder stechend und zeigen sich ausschließlich auf einer Kopfhälfte. Viele Patienten leiden dabei auch unter weiteren Beschwerden wie
Pochende Zahnschmerzen
Nicht selten treten pochende Schmerzen auch an den Zähnen auf. In solchen Fällen liegt zumeist Karies vor, das im Laufe der Zeit bis zum empfindlichen Zahnmark, das den Zahnnerv umhüllt, vorgedrungen ist.
Pochende Zahnschmerzen sind ein Signal, so schnell wie möglich einen Zahnarzt aufzusuchen, um die Beschwerden behandeln zu lassen. Sie können aber auch bei einer Mittelohrentzündung (Otitis media) oder Nervenentzündungen im Gesicht auftreten.
Ziehende Schmerzen
Ziehende Schmerzen, bei denen es nicht zu einer Pulsierung kommt, treten häufig bei Spannungskopfschmerzen auf. Spannungskopfschmerzen sind weit verbreitet. So leiden etwa 90 Prozent aller Menschen ab und zu an ihnen.
Ursachen und Begleitsymptome
Verursacht werden die ziehenden Schmerzen zumeist durch
- Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur
- Schlafprobleme
- fiebrige Infekte wie Erkältungen
- Stress oder
- psychische Erkrankungen.
Sie treten vor allem an den Schläfen und im Stirnbereich auf. Allerdings lässt sich der Schmerz nur schlecht lokalisieren und fühlt sich an, als würde er den gesamten Kopf betreffen.
Manchmal zeigen sich auch zusätzliche Beschwerden wie
- Schwindelgefühle
- Übelkeit und
- Sehstörungen.
Zu ziehenden Schmerzen kommt es mitunter auch an den Zähnen. Sie sind ein Hinweis darauf, dass der betroffene Zahn durch Karies in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Druckschmerzen
Unter Druckschmerzen versteht man lokale Schmerzen, die aufgrund von Druck ausgelöst werden. Dieser Druck kann durch ein inneres Organ entstehen, aber auch durch Drücken auf die betroffene Stelle ausgelöst werden.
Ursachen
Die Ursachen für Druckschmerzen sind mannigfaltig. Meist werden sie durch Prellungen, Schwellungen oder Druckgeschwüre hervorgerufen.
In der medizinischen Diagnostik lassen sich durch Druckschmerzen Hinweise auf verschiedene Krankheiten finden. Dazu gehören vor allem
- Fibromyalgie
- innere Blutergüsse
- eine Gastritis sowie
- Nieren- und
- Lebererkrankungen.
Aber auch Verletzungen wie Muskelzerrungen oder Operationswunden verursachen Druckschmerzen. Drückende Schmerzen können zudem auch harmlose Gründe haben.
So treten sie häufig in Form von Kopfschmerzen bei wetterfühligen Menschen auf. Ebenso ruft langes Sitzen auf einem unbequemen Druckschmerzen hervor. Die Behandlung der drückenden Schmerzen richtet sich nach deren Ursache.
Stechende Schmerzen
Eine besonders unangenehme Schmerzform sind stechende Schmerzen. Typisch ist ein plötzlich einsetzendes stechendes Gefühl an der schmerzenden Stelle, das mitunter sehr heftig ausfallen kann. Meist handelt es sich bei stechenden Schmerzen um akute Schmerzen.
Ursachen
Stechende Schmerzen können aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Dazu gehören Verletzungen wie
- Verstauchungen
- Wadenkrämpfe
- Muskelzerrungen
- Muskelverhärtungen
- Muskelfaserrisse
- Bänderdehnungen
- Bänderrisse
- ein Achillessehnenriss
- ein Meniskusriss
- eine Leistenzerrung
- ein Leistenbruch oder
- Rückenleiden wie ein Hexenschuss oder ein Bandscheibenvorfall.
Aber auch bestimmte Krankheiten wie
- Blasensteine
- Nierensteine
- Nierenbeckenentzündungen
- Durchblutungsstörungen
- die arterielle Verschlusskrankheit
- Sehnenscheidenentzündungen
- Venenentzündungen
- Nasennebenhöhlenentzündungen
- Arthritis oder
- Tumore
lösen stechende Schmerzen aus.
Brennende Schmerzen
Unter brennenden Schmerzen versteht man ein spezifisches Schmerzgefühl, das als unangenehm prickelnd und stechend wahrgenommen wird. Nicht selten empfinden die Betroffenen auch ein Gefühl der Hitze dabei.
Ursachen
Zu brennenden Schmerzen kann es aus verschiedenen Gründen kommen. Häufig treten sie bei Verletzungen der Muskulatur auf, wie zum Beispiel Überdehnungen oder Risse. Aber auch Schläge oder Stöße sind häufige Ursachen von Schmerzen, die die Betroffenen als brennend empfinden.
Brennende Schmerzen weisen oftmals auf Kapselrisse, Prellungen und sogar Knochenfrakturen hin.
Des Weiteren können organische Ursachen für den Auftritt von brennenden Schmerzen verantwortlich sein. Mitunter sind sie ein Alarmsignal für schwerwiegende Erkrankungen wie
- einen Herzinfarkt
- einen Schlaganfall oder
- einen Blinddarmdurchbruch.
Weitere mögliche Erkrankungen sind
- eine Blasenentzündung
- Blasenkrebs
- eine Scheidenentzündung
- Scheidenpilz
- Hämorrhoiden
- Gürtelrose
- Prostatitis (Prostataentzündung)
- eine Chlamydien-Infektion sowie
- eine Sonnenallergie oder
- eine Allergie gegen Insektengift.
Da brennende Schmerzen als Anzeichen für die Zerstörung von Gewebe gelten, ist es ratsam, bei ihrem Auftreten einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Im jungen Alter ist es oftmals gar nicht einfach, den Schmerz genau zu beschreiben und zu lokalisieren und manchmal ist der Schreck auch deutlich stärker, als der eigentliche Schmerz...
Schreck oder Schmerz? - Kindern helfen, das Schmerzempfinden zu erlernen
Wenn ein Kind sich wehgetan hat oder erschrocken ist, reagiert es häufig mit minutenlangem heftigen Weinen. Eltern können es oft nicht nachvollziehen, wenn die Situation dies eigentlich gar nicht erklärt. Doch man kann den Kindern mit der Zeit erklären, worin der Unterschied zwischen Schreck und Schmerz besteht.
Denn gerade kleine Kinder machen hier keinen Unterschied: Sie schreien genauso, egal, ob sie sich furchtbar erschreckt haben oder gestürzt sind. Sie weinen auch aus
Fallen sie hin, wird erst einmal pauschal geweint und das Knie begutachtet.
Ob das Kind dann wirklich Schmerzen hat oder nicht, ist erst einmal zweitrangig. Es ist auf jeden Fall erschrocken, weil es gestolpert und hingefallen ist.
Auch wenn man als Eltern weiß, dass der Sturz nicht schlimm war und höchstens zu einem aufgeschrammten Knie geführt hat, so muss man doch Verständnis zeigen und das Kind trösten. Vielen Kindern hilft es auch, wenn man dann ein Pflaster auf die "Wunde" klebt oder den "Schmerz" einfach wegpustet.
Körperlicher und emotionaler Schmerz
Forschungen zufolge wird übrigens der gleiche Bereich im Gehirn aktiviert, egal ob ein Mensch nun körperlichen oder emotionalen Schmerz erleidet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es einige Zeit dauert, bis Kinder den Unterschied zwischen Schmerz und Schreck kennen und in verschiedenen Situationen dann auch unterschiedlich reagieren können.
Mit der Zeit lernen die Kinder diesen Unterschied auch schon durch die Reaktion ihrer Eltern. Hat sich ein Kind furchtbar erschreckt, weil beispielsweise etwas umgefallen ist, reagieren die Eltern darauf schließlich anders, als wenn das Kind mit dem Roller hingefallen ist.
Das richtige Verhalten
Kinder können nur dann vernünftig mit Schmerz und Schreck umgehen, wenn die Eltern in diesen Situationen auch richtig reagieren. Das bedeutet, hat sich ein Kind schwer verletzt, braucht es die volle Aufmerksamkeit und entsprechend der Verletzung eine medizinische Versorgung. Ist es jedoch lediglich hingefallen, so sollten die Eltern auch nur dementsprechend reagieren.
Wenn man Verletzungen immer überbewertet und das Kind als schwer verletzt behandelt, so wird es später auch selbst sehr wehleidig werden. Natürlich sollte man darauf reagieren, wenn ein Kind weinend angelaufen kommt, weil es vielleicht leicht gestürzt ist. Sind jedoch keine Verletzungen vorhanden, so sollte man das Kind trösten, gegebenenfalls den Schmerz wegpusten und das Kind wieder weiter spielen lassen.
Die Kinder lernen auf diese Weise den Unterschied zwischen echtem Schmerz und dem Schrecken kennen. Die Reaktion der Eltern überträgt sich auch auf das Kind. Reagiert man selbst panisch, so wird kein Kind ruhig und gelassen sein.
Umgekehrt überträgt sich aber die eigene Ruhe auf das Kind, wenn es lediglich weint, weil es erschrocken ist. Sollte es sich wirklich verletzt haben, so muss man natürlich zu einem Arzt fahren. In den meisten Fällen ist das Kind aber einfach nur erschrocken oder hat ein aufgeschrammtes Knie, das mit einem bunten Pflaster schnell wieder geheilt werden kann.
- Symptome verstehen - Interpretation klinischer Zeichen (KlinikPraxis), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437439804
- Die Botschaft deines Körpers: Die Sprache der Organe, mvg Verlag, 2004, ISBN 9783868822311
- Was Dir Deine Krankheit sagen will: Aktiviere die Heilkraft deiner Seele, mvg Verlag, 2005, ISBN 9783636070968
- Krankheit als Symbol: Ein Handbuch der Psychosomatik. Symptome, Be-Deutung, Einlösung., C. Bertelsmann Verlag, 1996, ISBN 3570122654
- Kinderkrankheiten: Alles, was wichtig ist, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2016, ISBN 3833844566
- Kinderkrankheiten: Das Standardwerk für Kinder von 0 bis 16 Jahren, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2013, ISBN 9783833829093
- Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie: das Handbuch, TRIAS, 2014, ISBN 9783830481164
- Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
- Basislehrbuch Innere Medizin: kompakt-greifbar-verständlich, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437411152
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. Lexikon der klinischen Krankheitszeichen und Befunde., UTB, 1994, ISBN 3825280667
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Innere Medizin 2019, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, 2019, ISBN 3981466098
- Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten: Vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2017, ISBN 3133448218
- Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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