Schulterschmerzen - Ursachen und Behandlung
Schulterschmerzen können sich für den Patienten unterschiedlich anfühlen. Diese Schmerzen kommen bei verschiedenen Erkrankungen vor.
Ursachen
Häufig treten Schulterschmerzen dann auf, wenn man sich beim Sport nicht richtig oder überhaupt nicht aufgewärmt hat. Sind die Muskeln noch kalt und werden dann belastet, so kann es zum Beispiel zu einem Muskelfaserriss kommen. Durch einen Unfall oder zu starke Beanspruchung kann auch eine Schlüsselbeinfraktur entstehen.
Eine weitere Ursache von Schulterschmerzen kann ein Rotatorenmanschettenriss sein. Die Rotatorenmanschette ist ein Muskel im Schulterbereich. Eine Verletzung kann hier altersbedingt oder auch die Folge von einer Überlastung sein.
Auch die Verrenkung des Schultergelenkes führt zu Schulterschmerzen. Die Ursache dieser Luxation kann ein Unfall sein.
Bei einigen Patienten springt jedoch auch der Oberarmknochen aus der Schulter heraus. Die Ursache liegt hier meist in einer vererbten Anomalität der Bänder in diesem Bereich.
Häufig sind auch Verspannungen die Ursache von Schulterschmerzen. Menschen, die beruflich lange Zeit vor dem Computer sitzen, können sich Verspannungen im Bereich von Hals und Schulter zuziehen.
Wenn Nerven eingeklemmt werden, führt dies ebenfalls zu großen Schulterschmerzen. Der Mediziner spricht dann vom so genannten Impingement-Syndrom.
Erkrankungen
Wird die Schulter zu sehr belastet, so kann dies zu einer Schultergelenksentzündung führen, was sich ebenfalls durch Schulterschmerzen äußert. Bei älteren Menschen kann es auch zu Verschleißerkrankungen im Bereich der Schulter kommen. Es kann sich dann eine Arthrose in der Schulter entwickeln.
Komplikationen
Ob die Schulterschmerzen Komplikationen hervorrufen, hängt von ihrer Ursache ab. So besteht durch eine ständige Überlastung die Gefahr eines chronischen Verlaufs sowie von vorzeitigem, irreparablen Gelenkverschleiß. Nicht selten breiten sich die Schulterschmerzen auf benachbarte Körperstrukturen aus.
Wann zum Arzt?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn
- die Schulterschmerzen sich nicht bessern oder immer wieder erneut auftreten
- sie nach einem Unfall entstanden sind oder
- erhebliche Bewegungseinschränkungen vorliegen.
Das Gleiche gilt bei Begleitsymptomen wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen oder wenn die Schmerzen in den Arm oder den Nacken ausstrahlen.
Diagnose
Halten die Schulterschmerzen unvermindert an oder treten weitere Symptome auf, gilt es, sich an einen Arzt zu wenden. Dieser nimmt zuerst eine Befragung des Patienten vor.
Anamnese
Müssen die Schulterschmerzen medizinisch behandelt werden, befasst sich der Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. So erkundigt er sich danach, seit wann dieser unter den Beschwerden leidet, ob die Schmerzen nur bei bestimmten Bewegungen auftreten und sie die Folge einer Schulterverletzung sind.
Außerdem geht es um die Art des Schmerzes und mögliche Bewegungseinschränkungen. Darüber hinaus überprüft man das individuelle Risiko des Patienten für Schulterverschleiß.
Orthopädische Untersuchung
An die Befragung des Patienten schließt sich eine orthopädische Untersuchung an, um als Ursache
- ein Impingement-Syndrom
- eine Schultergelenks-Arthrose
- eine Fibromyalgie
- eine Kalkschulter oder
- eine Knochenfraktur
zu ermitteln. Ferner kontrolliert der Arzt die Funktionsfähigkeit der Nervenbahnen. So kommt als mögliche Ursache der Schmerzen auch ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule in Betracht. Besteht Verdacht auf eine Luxation der Schulter oder eine Kalkschulter, wird eine Röntgenuntersuchung durchgeführt.
Sonographie und Gelenkpunktion
Eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) kommt bei Verdacht auf einen Riss der Bizepssehne, Schultersteife, Gallensteine oder eine Gallenblasenentzündung zum Einsatz. Eine Gelenkpunktion erfolgt, wenn eine bakterielle Entzündung der Schulter als Schmerzursache vermutet wird.
Dabei entnimmt der Arzt mithilfe einer schmalen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Schultergelenk. Die Probe dient zum Anlegen einer Bakterienkultur. Wenn das Entstehen der Kultur gelingt, gilt dies als Verdachtsbestätigung.
Computertomographie und Kernspintomographie
Eine Computertomographie (CT) wird durchgeführt, wenn Verdacht auf ein Schulter-Arm-Syndrom, einen Bandscheibenvorfall innerhalb der Halswirbelsäule oder Lungenkrebs vorliegt. Werden dagegen ein Impingement-Syndrom, eine Rotatorenmanschettenruptur, ein Schultergürtel-Kompressionssyndrom oder Gelenkverschleiß als Schmerzursache vermutet, findet eine Kernspintomographie (MRT) statt.
Weitere Untersuchungen
Je nach vermuteter Ursache für die Schulterschmerzen, können noch weitere Untersuchungsverfahren erfolgen. Dazu gehören
- eine Bronchoskopie bei Verdacht auf Lungenkrebs
- eine Lumbalpunktion bei Verdacht auf Neuroborreliose oder
- ein EKG (Elektrokardiogramm), wenn ein Herzinfarkt als Schmerzauslöser vermutet wird sowie
- die Entnahme einer Blutprobe.
Behandlung
Hat der Patient starke Schmerzen, so kann der Arzt Schmerzmittel mit oder ohne Kortison verordnen. Dieses Schmerzmittel kann als Tablette eingenommen werden.
Auch das Umspritzen des schmerzhaften Punktes mit einem Schmerzmittel ist möglich. Beides behebt jedoch die Ursache der Schulterschmerzen nicht.
Häufig kann auch eine Akupunkturbehandlung helfen, die Schulterschmerzen zu lindern oder sogar zu heilen. Bei dieser Therapie aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden hauchdünne Nadeln in unterschiedlicher Länge in bestimmte Punkte in die Haut gestochen. Die Behandlung ist praktisch schmerzfrei und kann nach einigen Sitzungen helfen, die Energie des Körpers wieder in Gleichklang zu bringen.
In einigen Fällen ist auch eine Operation notwendig, um die Schulterschmerzen zu heilen. Hier kann zum Beispiel die Implantation einer Gelenkprothese im Bereich der Schulter notwendig werden.
Im Anschluss an die Behandlung im Krankenhaus muss sich der Patient meist einer mehrwöchigen Rehabilitationsbehandlung in einer Fachklinik unterziehen. Dort erlernt der Patient spezielle Übungen, die er auch zu Hause fortführen muss, um die Beweglichkeit der Schulter wieder herzustellen. Auch das Tragen einer Armschlinge kann notwendig sein, um Schulterschmerzen zu therapieren.
Selbsttherapie
Zur Selbstbehandlung von Schulterschmerzen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die sich nach deren Auslösern richten. Ist zum Beispiel eine akute Schleimbeutelentzündung, eine Kalkschulter, ein Rotatorensehnenriss oder ein Riss der Bizepssehne für die Beschwerden verantwortlich, sollten die schmerzenden Stellen gekühlt werden.
Handelt es sich dagegen um chronische Schulterschmerzen, gelten Wärmeanwendungen als sinnvoller. Weitere hilfreiche Mittel sind das Einreiben der Schulter mit Arnika-Salbe sowie Schröpfen und Massagen.
Hausmittel
Als altes Hausmittel gegen Schmerzen in der Schulter gilt das Auflegen eines Kirschkernkissens. Der getrocknete Kirschkern verfügt über die Eigenschaft, sowohl Kälte als auch Wärme zu speichern und allmählich wieder abzugeben.
Bevor man das Kirschkernkissen aufwärmt, ist es wichtig, es zu befeuchten. Außerdem darf es nicht mehrere Male hintereinander erwärmt werden. Erst nach der vollkommenen Abkühlung lässt es sich erneut einsetzen. Zum Erwärmen kann das Kirschkernkissen 5 bis 10 Minuten lang bei Temperaturen von 130 Grad Celsius in den Backofen gelegt werden.
Ebenfalls hilfreich gegen Schulterschmerzen ist eine Bestrahlung mit Rotlicht. Diese gilt auch als sinnvoll, wenn neben den Schulterschmerzen gleichzeitig Schmerzen im Nacken auftreten.
Darüber hinaus wird das Auftragen von Rosskastaniensalbe auf die Schmerzstelle empfohlen. Wer unter einer Gelenkentzündung leidet, kann diese mit Vollbädern, die die Durchblutung fördern, lindern. Dabei werden Zusätze wie Rosmarinöl, Eukalyptusöl und Heublumen in das Badewasser gegeben.
Im Falle einer Schulterarthrose gilt das Trinken eines Tees aus Teufelskrallenwurzel, der entzündungshemmend wirkt, als sinnvoll. Außerdem ist es wichtig, bei einer schmerzenden Schulter Schonhaltungen zu vermeiden und geeignete Dehnungsübungen vorzunehmen.
Vorbeugung
Eine wichtige Vorbeugemaßnahme gegen Schulterschmerzen stellt regelmäßige Bewegung dar. Dazu gehören vor allem Dehnungsübungen, Schwimmen und Wassergymnastik.
Darüber hinaus sollte Wert auf einen ergonomischen Arbeitsplatz gelegt werden, denn gerade langes Arbeiten am Schreibtisch und vor dem Computer ruft oftmals Schmerzen im Schulterbereich hervor. Insbesondere gilt es, auf die richtige Stuhlhöhe und Tischhöhe sowie eine korrekte Neigung des Monitors zu achten.
Außerdem sollte man alle 60 Minuten eine Pause einlegen und kleinere Dehnübungen vornehmen. Auch das regelmäßige Wechseln der Sitzposition ist von Wichtigkeit.
Eine andere gute Vorbeugung gegen Schulterbeschwerden sind regelmäßige Massagen. Diese sollten vor allem nach sportlichen Betätigungen zur Anwendung kommen.
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- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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