Stechen, Brennen und saures Aufstoßen - Ursachen, Symptome und Behandlung von Sodbrennen

Es ist ein brennender und stechender Schmerz, der bis in den Hals ausstrahlt und häufig mit Magenschmerzen einhergeht. Mehr als ein Drittel der Deutschen leidet an Sodbrennen. Doch was hilft gegen das Feuergefühl hinter dem Brustbein und wann wird es gefährlich?

Von Viola Reinhardt
Klassifikation nach ICD-10: K20
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei Sodbrennen fließt saurer Magensaft in die Speiseröhre und verursacht brennende Schmerzen. Die Reizung der Speiseröhren-Schleimhaut löst das stechende Feuergefühl hinter dem Brustbein aus. Hauptsächlich leiden Betroffene nach dem Essen oder nachts unter säurebedingten Beschwerden.

Immer wiederkehrendes Sodbrennen wird als Refluxkrankheit bezeichnet, wobei "reflux" Rückfluss bedeutet. Gelangt der saure Mageninhalt beim Aufstoßen in die Speiseröhre, kommt es zu Schmerzen, die den Hals-, Brust- und Magenbereich betreffen können. Betroffene empfinden zudem häufig starken Magendruck oder leiden unter Brechreiz und heftigen Hustenattacken.

Ursachen

Die Ursachen für Sodbrennen können in

  • der Ernährung
  • einer Schwangerschaft oder auch
  • einer zugrunde liegende Erkrankung

begründet sein.

Ernährungsbedingte Ursachen

Fettiges und stark gewürztes Essen sowie hastiges Essen begünstigt Sodbrennen. Einige Betroffene bemerken das Sodbrennen auch nach dem Verzehr von Zitrusfrüchten oder dem Genuss von kohlensäurehaltigen Getränken.

Zu den verstärkenden Faktoren gehören

Schwangerschaft in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist Sodbrennen ein häufiges Symptom, das jedoch nach der Geburt wieder verschwindet. Die Gebärmutter wächst mit zunehmender Schwangerschaft und verdrängt dadurch den Magen. Dieser öffnet sich ein wenig und lässt Magensaft nach oben in die Speiseröhre fließen, was zum typischen Sodbrennen führt.

Sodbrennen durch Erkrankungen

Häufiges Sodbrennen könnte auch der Grund für eine gastroösophageale Refluxkrankheit sein. Das Sodbrennen tritt hier verstärkt im Liegen auf. Diese Erkrankung muss unbedingt behandelt werden, um schwere Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Zu den weiteren krankheitsbedingten Ursachen von Sodbrennen gehören

Verlauf

Wird das Sodbrennen behandelt, haben die Betroffenen in der Regel keine Probleme mehr damit. Tritt das Sodbrennen nur in der Schwangerschaft auf, verschwindet es nach einigen Monaten von alleine wieder.

Gelegentliches Sodbrennen ist nicht gefährlich, doch treten die säurebedingten Beschwerden häufiger als zweimal pro Woche auf, handelt es sich um eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD). Wird die Speiseröhre permanent gereizt, können erhebliche gesundheitliche Probleme entstehen.

Chronische Entzündungen sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sind Folgen einer unbehandelten Refluxkrankheit. Weisen die Schleimhautzellen Veränderungen auf, kann sich bei etwa zehn Prozent der Betroffenen ein Karzinom bilden. Mediziner sprechen dann von einem Barrett-Ösophagus.

Warnzeichen, die einen Besuch beim Arzt erfordern:

Symptome

Patienten mit Sodbrennen verspüren besonders nach dem Essen ein Brennen in der Speiseröhre. Die Speiseröhre beginnt im hinteren Bereich des Mundes und endet im Magen, der sich im Oberbauch befindet. Das Brennen kann mitunter sehr schmerzhaft sein.

Sodbrennen kann vorübergehend auftreten und dann völlig harmlos sein. Tritt dieses Symptom jedoch regelmäßig auf, sollte es unbedingt ärztlich abgeklärt werden, da weitere Erkrankungen dahinter stecken können.

Diagnose

Der Arzt befragt den Patienten genau nach seinen Beschwerden und wann das Sodbrennen auftritt.

Magenspiegelung

Anschließend führt der Arzt eine Magenspiegelung durch. Der Patient bekommt vor der Untersuchung ein Rachenspray, das den Würgereiz etwas hemmt.

Durch den Mund wird nun das Endoskop, ein langer biegsamer Schlauch, eingeführt und bis zum Magen vorgeschoben. Zwischen Mund und Magen befindet sich die Speiseröhre, die sich der Arzt wegen des Sodbrennens besonders genau ansieht.

Während der Untersuchung kann der Arzt auch Proben entnehmen. Dazu wird eine dünne Zange durch das Endoskop eingeführt und damit eine winzig kleine Probe entnommen. Das Gewebe wird dann im Labor untersucht.

24-Stunden-pH-Metrie

Oftmals wird auch eine so genannte 24-Stunden-pH-Metrie durchgeführt. Bei dieser Untersuchung wird der pH-Wert im unteren Bereich der Speiseröhre gemessen.

An dieser Stelle geht die Speiseröhre in den Magen über. Bei Sodbrennen fließt Magensäure fälschlicherweise zurück in die Speiseröhre.

Dem Patienten wird dazu ein dünner Schlauch durch ein Nasenloch eingeführt und bis zur Speiseröhre vorgeschoben. An der Nase wird der dünne Schlauch mit einem Pflaster befestigt. Zuvor wird eine differenzierte Untersuchung gemacht, damit der Arzt weiß, wie weit er den Schlauch einführen muss, bis er an der richtigen Stelle sitzt.

Der Schlauch ist mit einem kleinen Computer verbunden, der zum Beispiel am Gürtel der Hose getragen wird. Das Gerät misst nun 24 Stunden lang den pH-Wert in der Speiseröhre.

Die Patienten können sich in dieser Zeit normal verhalten und auch normal essen. Jedoch erhalten sie ein Protokoll, in dem festgehalten wird, wann welche Medikamente eingenommen wurden, wann was gegessen wurde, wann Beschwerden bestanden usw. Abschließend wird oftmals noch eine Röntgenuntersuchung oder auch ein Ultraschall durchgeführt.

Therapie

Häufig genügt es, die Lebensumstände zu ändern.

lindern häufig säurebedingte Beschwerden. Auch das Hochlagern des Kopfes beim Schlafen gehört dazu.

Hausmittel

Häufig helfen auch Hausmittel wie

Medikamente

Bei starkem Sodbrennen sind oftmals Medikamente notwendig. Dauerhaftes Sodbrennen kann zu einem bösartigen Tumor (Krebs) in der Speiseröhre führen, sodass das Sodbrennen unbedingt behandelt werden sollte.

Oft werden Protonenpumpenhemmer eingesetzt, die die Produktion der Magensäure eindämmen. Doch nach dem Absetzten kehren die Refluxprobleme häufig zurück.

Schwangere, die unter Sodbrennen leiden, können nur bestimmte Medikamente einnehmen, die dem Embryo nicht schaden. Dies muss der behandelnde Arzt im Einzelfall entscheiden.

Oftmals hilft es jedoch schon, wenn die Schwangere nachts etwas erhöht schläft, so dass die Magensäure nicht so leicht in die Speiseröhre gelangen kann.

Rezeptfreie Medikamente zur Behandlung säurebedingter Beschwerden

Gegen harmloses Sodbrennen helfen eine Reihe rezeptfreier Medikamente, die Magensäure binden oder die Produktion hemmen. Welche Medikamente richtig sind, hängt von der Dauer und Häufigkeit der Refluxbeschwerden ab.

Antazida-Arzneimittel wirken säurebindend und direkt im Magen, Säurehemmer entfalten ihre Wirkung über den Blutkreislauf und schränken die Säureproduktion ein. Vor allem säurebindende Präparate haben sich bewährt, da sie vor Ort im Magen eingesetzt werden und sehr schnell wirken.

Treten Refluxbeschwerden sehr häufig auf, ist der Einsatz von Protonenpumpenhemmern sinnvoll. Diese Mittel blockieren die Protonenpumpe der für die Säureproduktion zuständigen Belegzellen der Magenschleimhaut. Auch die Gruppe der H2-Blocker hilft gegen Sodbrennen, indem sie die Histaminbindung an die Zellen blockieren und den Säurebildungsprozess eindämmen.

Operation

Wenn sich Sodbrennen nicht mit herkömmlichen Medikamenten in den Griff bekommen lässt, kann eine Anti-Reflux-Operation (Fundoplikatio) sinnvoll sein. Mit dieser Operationsmethode wird der Verschluss am Mageneingang gestärkt, sodass der Mageninhalt nicht in die Speiseröhre zurückfließen kann. Der Chirurg näht einen Teil des oberen Magens am Zwerchfell oder am Ende der Speiseröhre fest

Der Eingriff bewirkt umgehende Besserung, saures Aufstoßen kommt nur noch selten vor. Allerdings ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die Anti-Reflux-OP langfristige Erfolge erzielt. Etwa 20 Prozent der Patienten müssen auch nach dem Eingriff weiterhin Magensäurehemmer einnehmen.

Ernährungstipps

Wer unter Sodbrennen leidet, sollte sich angewöhnen, regelmäßig über den Tag verteilt kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Drei große und womöglich noch sehr fettreiche Mahlzeiten sind Gift, wenn man Sodbrennen hat. Der Magen ist dann nach jeder Mahlzeit prall gefüllt, muss sehr viel Magensaft produzieren, damit die Nahrung zersetzt werden kann, und dieser Magensaft kann dann leichter zurück in die Speiseröhre fließen.

Alleine die Tatsache, dass man mehrmals am Tag sein Essen zu sich nimmt, ist jedoch nicht ausreichend. Gerade abends sollte man möglichst wenig essen, da hier der Magen nicht mehr so gut arbeitet wie tagsüber. Wichtig ist auch, was man isst.

(Un)Geeignete Speisen

Möglichst wenig Fett sollten die Lebensmittel und Speisen enthalten, wenn man unter Sodbrennen leidet. Je fetthaltiger das Essen ist, desto mehr Magensäure muss der Magen produzieren und so kann mehr Säure wieder zurück in die Speiseröhre fließen, als bei fettarmen Produkten.

Weitere Produkte, die man meiden sollte, sind scharf gewürzte Speisen und eiskalte und heiße Speisen und Getränke. Auch derartige Lebensmittel führen dazu, dass der Magen mehr Säure produzieren muss.

Nicht bei jedem Betroffenen, der unter Sodbrennen leidet, lösen auch die gleichen Lebensmittel Beschwerden aus. Bei den meisten Patienten führen jedoch Produkte wie

vermehrt zu Sodbrennen. Auch das Trinken von kohlensäurehaltigen Mineralwassern und anderen Getränken führt bei vielen Betroffenen zu einem vermehrten Auftreten von Sodbrennen.

Grund dafür ist, dass diese Getränke zusätzliche Säure enthalten. Stilles Mineralwasser wird hingegen in der Regel problemlos vertragen.

Wer unter Sodbrennen leidet, sollte sein Essen grundsätzlich gut kauen, so hat der Magen später weniger zu tun. Werden dann noch die richtigen Lebensmittel verzehrt, kann man das Brennen im Hals gut in den Griff bekommen.

Vorbeugung

Patienten mit Sodbrennen sollten große schwere Mahlzeiten vermeiden, besonders am Abend. Abends sollte grundsätzlich nur eine Kleinigkeit gegessen werden. Auf Rauchen und Trinken sollte man seiner Speiseröhre zu Liebe verzichten.

Auch den Genuss von Kaffee und Süßigkeiten sollte man unbedingt einschränken. Viel Nachtrinken nach dem Essen ist ebenso hilfreich. Ergänzend sollte man übrigens darauf achten, dass man möglichst ein starkes Übergewicht vermeidet, denn gerade hier liegt ein wichtiger Faktor darin versteckt, wenn man unter einem ständigen Sodbrennen leidet.

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