Somniloquie - wenn Menschen im Schlaf sprechen

Unter Somniloquie versteht man das Sprechen im Schlaf. Das Phänomen kommt bei etwa 5 Prozent aller Erwachsenen vor.

Von Jens Hirseland

Spricht ein Mensch im Schlaf, bezeichnen Schlafmediziner dies als Somniloquie. In den meisten Fällen werden dabei nur unverständliche Vokale gebildet. Bei manchen Menschen sind aber auch differenzierte Monologe zu vernehmen.

Somniloquie ist kein Krankheitsbild, sondern gilt eher als Phänomen, das relativ häufig auftritt. So sprechen ca. 5 Prozent aller Erwachsenen im Schlaf; bei Kindern zwischen 3 und 11 Jahren sind es sogar rund 50 Prozent. Bei ihnen verschwindet das Phänomen jedoch zumeist während der Pubertät wieder von selbst.

In vielen Fällen bleibt eine Somniloquie aber auch unentdeckt, weil der Partner oder andere Menschen das Sprechen während des Schlafens gar nicht mitbekommen oder der Betroffene allein schläft.

Ursachen

Bei Somniloquie handelt es sich um eine normale Erscheinung des Gehirns, die in der Regel beim Wechsel zwischen unterschiedlichen Phasen des Non-Rem-Schlafes vorkommt. Doch auch während des REM-Schlafes kann das Phänomen auftreten. Dabei spricht der Betroffene geträumte Sätze im Schlaf laut aus.

Risikofaktoren

Es gibt gewisse Faktoren, die das Sprechen im Schlaf begünstigen. Dazu gehören vor allem

Nicht selten sprechen die Betroffenen im Schlaf, wenn sie sich in belastenden Lebenssituationen befinden. Oftmals tritt eine Somniloquie innerhalb von Familien gehäuft auf.

Muss eine Somniloquie behandelt werden?

Da die Somniloquie keine Krankheit ist, muss sie normalerweise auch nicht behandelt werden. Allerdings kann ständiges Sprechen im Schlaf unter Umständen andere Menschen stören, wie zum Beispiel den Partner oder den Zimmergenossen.

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, einen Schlafmediziner zu Rate zu ziehen. Dieser lässt meist ein so genanntes Schlaf-Tagebuch anfertigen, um den Ursachen des Phänomens auf den Grund zu gehen. Darin vermerkt man zum Beispiel auch Medikamente oder Mahlzeiten, die vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Der Schlafende hat selbst keinerlei Einfluss auf die Somniloquie und kann sich an den Vorgang auch nicht erinnern. Ihn während des Sprechens aufzuwecken, ist nicht sinnvoll.

Führt das Sprechen im Schlaf zu anhaltender Schlaflosigkeit oder sozialen Problemen, besteht die Option, vorübergehend ein Sedativum wie Clonazepam einzunehmen. Außerdem lässt sich die Somniloquiefrequenz durch bestimmte Entspannungsmethoden wie beispielsweise

verringern. Experten empfehlen zudem, vor dem Schlafengehen keinen Alkohol zu trinken und keine schweren Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Des Weiteren sollte der Betroffene auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus achten.

Ferner wird empfohlen, sportliche Betätigungen nicht in den Abendstunden, sondern lieber bei Tage auszuüben und für einige Wochen auf Koffein zu verzichten. Für den Fall, dass das Sprechen im Schlaf durch starke psychische Belastungen oder psychische Störungen hervorgerufen wird, ist es ratsam, sich an einen Psychotherapeuten zu wenden.

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