Taubheit - Ursachen und Behandlung
Taubheit hat viele Ursachen. In wenigen Fällen kann sich die Taubheit wieder zurückbilden.
Taubheit wird auch als Gehörlosigkeit bezeichnet. Gemeint ist damit eine starke Schwerhörigkeit oder ein vollständiger Gehörverlust. In der Medizin unterscheidet man zwischen zwei Arten von Gehörlosigkeit:
- der praktischen Taubheit und
- der absoluten Taubheit.
Bei einer praktischen Taubheit können die betroffenen Personen noch verschiedene Geräusche und Töne wahrnehmen, Sprache verstehen sie jedoch nicht mehr. Im Falle einer absoluten Taubheit sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, Laute zu hören.
Ursachen
Besteht eine Taubheit auf einem Ohr, so hat der Patient eine angeborene oder erworbene Schädigung in diesem Ohr. Ist diese Schädigung angeboren, so kann sie auch vererbt sein. In einigen Familien kommt die Taubheit gehäuft vor.
Zu den möglichen Ursachen der erworbenen Schädigung zählen zum Beispiel
- ein akutes akustisches Trauma
- Verletzungen des Innenohrs
- ständiger Lärm
- die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Chemotherapeutika, Salicylsäure, Chinin, Etacrynsäure, Furosemid oder Aminoglykosid-Antibotika, sowie
- industrielle Schadstoffe wie Anilin, Kohlenmonoxid oder Nitrobenzol.
Während der Schwangerschaft
Verhält sich eine schwangere Frau während der Schwangerschaft falsch (z.B. Drogen, Alkohol) oder erkrankt während dieser Zeit zum Beispiel an Röteln, so kann auch dies eine massive Schädigung des Ohres zur Folge haben und das ungeborene Baby ist bereits taub.
Erkrankungen
Menschen, die unter einer chronischen Entzündung des Mittelohrs leiden, können auf diesem Ohr ebenfalls taub werden. Auch Krankheiten wie Masern oder Mumps können eine Taubheit zur Folge haben, ebenso
- Meningitis (Hirnhautentzündung)
- Zoster oticus (Gürtelrose im Ohr)
- Borreliose
- Tumore wie das Akustikusneurinom.
Schallleitungsstörung
Die Schallleitungsstörung ist eine Form der Schwerhörigkeit, bei der es durch mechanische Hemmnisse zu einer Verminderung der Schallübertragung kommt. Hier rührt der Schaden im äußeren Ohr oder im Mittelohr. Ursachen der Taubheit können hier zum Beispiel
- Ohrenschmalzpfropfen
- Fremdkörper im Gehörgang
- Trommelfellperforationen
- Blutungen
- Fehlbildungen
- Furunkel oder
- Entzündungen
sein.
Schallempfindungsstörung
Bei der Schallempfindungsstörung liegt der Schaden eher im Innenohr oder bei den Nervenbahnen, die das Ohr mit dem Gehirn verbinden. Besonders die Schallleitungsstörung lässt sich meist sehr leicht operativ beheben und so erlangen Patienten ihr Gehör innerhalb kürzester Zeit zurück. Doch auch moderne Medikamente können eine Verbesserung der Taubheit herbeiführen.
Folgen
Die Folgen der Taubheit hängen auch von dem Verlauf der Gehörlosigkeit ab. Besteht die Taubheit zum Beispiel lediglich auf einem Ohr, führt dies bei Kindern nicht immer zu Beeinträchtigungen ihrer Sprachentwicklung, wie dies bei einer beidseitigen Taubheit der Fall ist. Auch sind die Auswirkungen auf das Erwerben der Sprache vom Zeitpunkt der Gehörlosigkeit abhängig.
Ist die Taubheit bereits angeboren, kann das betroffene Kind keine normale Sprache entwickeln. Zeigt sich die Gehörlosigkeit erst nach dem siebten Lebensjahr, verfügt das Kind dagegen weiterhin über seinen Wortschatz. Häufig auftretende Probleme durch Gehörlosigkeit sind Schwierigkeiten in der Schule und im Straßenverkehr.
Eine erworbene Gehörlosigkeit kündigt sich oft schleichend an. Zu den Symptomen eines Hörverlustes gehört, dass die betroffenen Personen Töne und Geräusche nicht mehr wahrnehmen können und daher auch nicht auf entsprechende Reize reagieren, wodurch die Kommunikation mit anderen Menschen immer schwieriger wird.
Die ersten Anzeichen eines Hörverlustes werden jedoch nicht von den Betroffenen selbst, sondern von deren Mitmenschen bemerkt. So spricht man sie darauf an, ob sie schwerhörig sind oder nicht richtig zuhören.
Manchmal beschweren sich auch die Nachbarn darüber, dass der Fernseher oder das Radio zu laut sind. Der Betroffene selbst empfindet die Lautstärkeregelung am TV-Gerät oder an der Stereoanlage dagegen oftmals als zu leise.
Außerdem haben Schwerhörige Probleme damit, Gesprächen zu folgen, da sie einzelne Konsonanten nicht mehr richtig verstehen können oder sie verwechseln. Manche Betroffene gehen auch unbewusst dazu über, Worte von den Lippen des Gesprächspartners abzulesen.
Auch beim Telefonieren haben sie oft Probleme, alles richtig zu verstehen. Letztlich werden durch Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit die sozialen Kontakte, aber auch die beruflichen Chancen der Betroffenen stark eingeschränkt.
Wann zum Arzt?
Besteht bei einem Kind der Verdacht, dass es unter Hörstörungen leidet, sollte so rasch wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Durch frühzeitiges Feststellen der Gehörlosigkeit lässt sich das Leben des betroffenen Kindes mithilfe von Hörgeräten oder das Erlernen der Gebärdensprache zumindest erleichtern.
Diagnose
Das Gehör eines neugeborenen Kindes wird bereits nach dessen Geburt mit Hörtests untersucht. Auch im Rahmen der Früherkennungs-Untersuchungen finden Tests des Gehörs statt.
Auf diese Weise ist es möglich, Gehörlosigkeit rasch zu erkennen und eine entsprechende Behandlung vorzunehmen. Zum Feststellen von Hörschäden stehen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Neben der angeborenen Taubheit kommt es häufig zur Taubheit durch Beschädigung des Hörorgans. Erste Anzeichen von Schwerhörigkeit werden häufig von Betroffenen ignoriert und so verstärkt sich die Schwerhörigkeit oft schnell bis hin zur Taubheit. HNO-Ärzte beklagen, dass Patienten häufig sehr spät eine Diagnose erstellen lassen und somit eine vollständige und irreparable Taubheit in Kauf nehmen.
Messung von otoakustischen Emissionen
Durch die Messung von otoakustischen Emissionen (OAE) ist es möglich, Schädigungen an den äußeren Innenohrhaarzellen zu diagnostizieren. Da das Verfahren als objektiv gilt, eignet es sich auch zur Untersuchung von Kindern.
Objektiver Hörtest
Zur Untersuchung des Hörnervs dient der objektive Hörtest (BERA). Mithilfe des Tests kann das Hörvermögen objektiv wiedergegeben werden.
Promontorialtest
Mit einem Promontorialtest überprüft man die Funktionsfähigkeit des Hörnervs. Zur Anwendung kommt das Verfahren allerdings meist nur, wenn dem Betroffenen eine Innenohrprothese eingepflanzt werden soll.
Weitere Untersuchungen
Als weitere Untersuchungsmethoden eignen sich eine Computertomographie (CT) sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT). Diese dienen zum Nachweis von anatomischen Veränderungen am Hörnerv oder an der Cochlea (Hörschnecke).
Außerdem sind eine Gleichgewichtsprüfung, um eine Beteiligung des Gleichgewichtsorgans auszuschließen, sowie eine neurologische Untersuchung zur Überprüfung des Nervensystems möglich.
Behandlung
In etlichen Fällen kann eine Taubheit des Ohres heutzutage behandelt werden. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, ob der Hörnerv, der sich im Ohr befindet, intakt ist oder nicht.
Ist dieser Nerv in Ordnung, so kann durch eine Operation ein so genanntes Cochlea-Implantat in das Ohr eingesetzt werden. Dieses implantierte Gerät ermöglicht dem tauben Patienten wieder zu hören. Allerdings ist das Gehörte nicht vergleichbar mit dem Hören auf einem gesunden Ohr.
Kann der Patient noch ein wenig hören und ist somit noch nicht vollständig taub, so kann ein Hörgerät verwendet werden. Taube Menschen lernen so früh wie möglich die Gebärdensprache, um sich mit anderen Menschen durch Zeichensprache unterhalten zu können.
Selbsttherapie
Gegen Taubheit bzw. Gehörlosigkeit gibt es leider keine Selbstbehandlungsmaßnahmen. So sind die Betroffenen entweder auf einem Ohr oder auf beiden Ohren nicht mehr in der Lage, Töne wahrzunehmen.
Ist eine Gehörlosigkeit bereits angeboren, was bei etwa 15 Prozent aller Betroffenen der Fall ist, lässt sich dies durch Früherkennungs-Untersuchungen feststellen, sodass entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können. In den meisten Fällen verläuft der Gehörverlust jedoch schleichend. Normalerweise lässt sich eine Taubheit nicht mehr rückgängig machen.
Vorbeugung
Einer vererbten Taubheit vorzubeugen, ist prinzipiell leider nicht möglich. Immerhin besteht die Option, bestimmten auslösenden Faktoren entgegenzuwirken. Auch bei schwangeren Frauen lassen sich entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen, damit das Gehör des ungeborenen Kindes nicht geschädigt wird.
Durch Schutzimpfungen ist es möglich, Risikofaktoren wie Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Als wirksame Vorbeugemaßnahme gegen eine erworbene Gehörlosigkeit gilt das Vermeiden von starkem Lärm. Zu diesem Zweck kann ein Hörschutz zum Einsatz kommen.
Während der Schwangerschaft gilt es, auf Risikofaktoren wie die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder den Genuss von Tabak und Alkohol zu verzichten.
Schon bei kleinen Kindern sollte darauf geachtet werden, dass das Ohrenschmalz regelmäßig vorsichtig entfernt wird und auch Kleinteile von den Ohren ferngehalten werden.
Gemieden werden sollte zudem ein hoher Geräuschpegel, egal ob durch laute Spielsachen, dauerhafte Musikberieselung oder Lärm durch Maschinen und Co, da dies alles zur Schädigung des Trommelfels führen kann und diese Schädigungen zum Teil irreparabel sind.
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- Methoden der Sprachvermittlung beim gehörlosen Kind. Zur Grundlegung einer systematischen Spracherwerbsforschung, Universitätsverlag Winter, 2001, ISBN 3825382885
- Unser Kind ist hörgeschädigt, Reinhardt, München, 2005, ISBN 3497017779
- Zentral-auditive Verarbeitungsstörungen im Kindesalter. Grundlagen, Klinik, Diagnostik, Therapie, Thieme, Stuttgart, 2006, ISBN 3131158131
- Symptome verstehen - Interpretation klinischer Zeichen (KlinikPraxis), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437439804
- Die Botschaft deines Körpers: Die Sprache der Organe, mvg Verlag, 2004, ISBN 9783868822311
- Was Dir Deine Krankheit sagen will: Aktiviere die Heilkraft deiner Seele, mvg Verlag, 2005, ISBN 9783636070968
- Krankheit als Symbol: Ein Handbuch der Psychosomatik. Symptome, Be-Deutung, Einlösung., C. Bertelsmann Verlag, 1996, ISBN 3570122654
- Kinderkrankheiten: Alles, was wichtig ist, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2016, ISBN 3833844566
- Kinderkrankheiten: Das Standardwerk für Kinder von 0 bis 16 Jahren, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2013, ISBN 9783833829093
- Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie: das Handbuch, TRIAS, 2014, ISBN 9783830481164
- Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
- Basislehrbuch Innere Medizin: kompakt-greifbar-verständlich, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437411152
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. Lexikon der klinischen Krankheitszeichen und Befunde., UTB, 1994, ISBN 3825280667
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Innere Medizin 2019, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, 2019, ISBN 3981466098
- Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten: Vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2017, ISBN 3133448218
- Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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Lukas oder: Unser Weg zum CI, Schulz-Kirchner, 2000, ISBN 3824803976
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Einfach taub..., Ehgart & Albohn, 2002, ISBN 3936705143
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Eine Welt der Stille, Fink Wilhelm GmbH + Co.KG, 2005, ISBN 377054191X
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Taubheit als Beziehungs- und Selbstbeziehungskonflikt, ISBN 3631489471
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Hörgerichtetheit in der Praxis, Universitätsverlag Winter, 2000, ISBN 3825382729
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Mein Leben in Gehörlosigkeit und mit dem Tinnitus, Books on Demand GmbH, 2004, ISBN 3833405783