Tinnitus - Ursachen, Symptome, Formen und Behandlung

Spricht man von Tinnitus, sind damit unangenehme Geräusche, zum Beispiel ein Klingeln, Rauschen oder Piepen, in den Ohren gemeint. Es gibt verschiedene Formen von Tinnitus. Bei den Ursachen muss zwischen dem subjektiven und objektiven Tinnitus unterschieden werden. Lesen Sie über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Tinnitus.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: H93.1
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Tinnitus - Krankheitsbild

In der Medizin wird Tinnitus auch als Tinnitus atrium bezeichnet. Bei dieser Symptomatik hören die Betroffenen Ohrgeräusche wie

  • Klingeln
  • Pfeifen
  • Brummen
  • Rauschen
  • Hämmern oder
  • Piepen.

Diese Geräusche haben jedoch keine äußere Quelle und lassen sich von anderen Menschen nicht wahrnehmen. Eine Ausnahme bildet der selten vorkommende objektive Tinnitus, der auf einer Schallquelle beruht, die sich von außen registrieren oder messen lässt.

Verbreitung und Ausprägungsformen

In Deutschland leiden ca. vier Prozent der Bevölkerung unter chronischem Tinnitus. Bei rund 25 Prozent treten die Ohrengeräusche zumindest zeitweilig auf.

Besonders betroffen sind ältere Menschen. Doch immer häufiger zeigen sich die Ohrengeräusche schon ab dem 40. Lebensjahr. Sie kommen bei Männern und Frauen in gleichem Maße vor.

Tinnitus kann auf unterschiedliche Weise auftreten. So nehmen die betroffenen Personen unterschiedliche Geräusche wahr, die von Klingeln, Pfeifen, Summen oder Rauschen bis hin zu einer Melodie reichen.

In manchen Fällen treten auch mehrere Geräusche auf einmal auf. Die Ohrgeräusche können sich sowohl nur in einem Ohr als auch in beiden Ohren zeigen.

Schweregrade und Formen

Tinnitus lässt sich in unterschiedliche Schweregrade von I bis IV einteilen.

  • Besteht durch die Ohrengeräusche kein Leidensdruck, spricht man von Schweregrad I.
  • Um Schweregrad II handelt es sich, wenn die Geräusche in erster Linie bei Stille zu hören sind und vor allem bei Stress auftreten.
  • Bei Schweregrad III wirken sich die Ohrengeräusche stark auf das Alltags- und Berufsleben aus. Die Patienten leiden zudem unter weiteren Beschwerden wie Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und Muskelverspannungen. Mitunter kommt es auch zu sozialem Rückzug.
  • Im Fall von Schweregrad IV wird der Tinnitus von den Patienten permanent störend wahrgenommen und als Krankheit empfunden. Bei der Lebensqualität der Betroffenen kommt es zu starken Einschränkungen. Außerdem zeigen sich weitere Gesundheitsbeeinträchtigungen.

Mediziner unterscheiden zwischen unterschiedlichen Formen von Tinnitus. Um einen akuten Tinnitus handelt es sich, wenn die Ohrgeräusche nicht länger als drei Monate anhalten. Leidet der Betroffene jedoch länger als drei Monate unter den Geräuschen, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Darüber hinaus gibt es Unterschiede zwischen

  • einem pulsierenden Tinnitus
  • einem pulssynchronen Tinnitus sowie
  • einem subjektiven und objektiven Tinnitus.

Pulsierender Tinnitus

Zu den verschiedenen Tinnitus-Formen zählt unter anderem der pulsierende Tinnitus. Dabei nehmen die Betroffenen die Ohrengeräusche rhythmisch wahr.

Bestimmend für diesen Rhythmus ist der Herzschlag des Patienten. Das heißt, wenn der Herzschlag entweder langsamer oder schneller verläuft, kommt es zu einem Frequenzwechsel der Geräusche.

Pulssynchroner Tinnitus

Um einen pulssynchronen Tinnitus handelt es sich, wenn die Ohrengeräusche parallel zum Pulsschlag auftreten. Die Geräusche haben ihren Ursprung jedoch nicht im Innenohr, sondern in den Blutgefäßen.

Subjektiver Tinnitus

In den meisten Fällen ist Tinnitus subjektiv. Das heißt, dass die Ohrgeräusche ausschließlich für die Betroffenen wahrnehmbar sind. Es besteht keinerlei äußere akustische Stimulation. Registriert werden die Geräusche nur, weil eine Störung der Hörfunktion vorliegt.

Die Intensität der Ohrgeräusche kann unterschiedlich oder gleich bleibend sein. Obwohl nur der Betroffene selbst die Ohrengeräusche hört, handelt es sich keinesfalls um Einbildung.

Ein subjektiver Tinnitus entsteht meist entweder im Hörnerv oder im Hörzentrum des Gehirns. Die genauen Abläufe ließen sich allerdings noch nicht vollständig klären. Es wird angenommen, dass für die Entstehung eines subjektiven Tinnitus im Hörnerv Lärm oder Innenohrgifte durch Medikamente verantwortlich sind.

Objektiver Tinnitus

Im Gegensatz zu einem subjektiven Tinnitus können bei einem objektiven Tinnitus die Ohrengeräusche auch vom untersuchenden Arzt wahrgenommen werden. Dazu benutzt er spezielle Instrumente wie zum Beispiel ein Stethoskop. Mit einem Anteil von 0,01 Prozent an allen Tinnitusfällen tritt ein objektiver Tinnitus jedoch nur sehr selten auf.

Zentraler Tinnitus

Entsteht der Tinnitus im Hörzentrum, sprechen Ärzte von einem zentralen Tinnitus. Dabei werden die Informationen, die die Hörnerven übermitteln, vom Gehirn falsch verarbeitet. Infolgedessen erzeugt das Gehirn ein Geräusch, das gar nicht vorhanden ist.

Ursachen

Bei den Ursachen des Tinnitus muss man zwischen dem subjektiven und objektiven Tinnitus unterscheiden.

Subjektiver Tinnitus

Die Ursachen für einen subjektiven Tinnitus sind vielfältig. Zu den häufigsten Gründen gehören

Weitere mögliche Ursachen können

sein.

Objektiver Tinnitus

Hervorgerufen wird ein objektiver Tinnitus durch körpereigene Schallquellen, die eine Verbindung zum Innenohr haben. Zu den häufigsten Ursachen zählen

  • Verschlussdefekte der Ohrtrompete
  • Verkrampfungen der Gaumenmuskeln oder des Binnenmuskels im Innenohr
  • Verengungen der Blutgefäße, die zu pulssynchronen Geräuschen führen, sowie
  • Kiefergelenkprobleme.

Als weitere Auslöser kommen

  • Blutschwämme
  • Blutgefäßtumore
  • Fistelbildungen zwischen den Blutgefäßen
  • Aneurysmen
  • ein Mittelohrtumor oder
  • Gehirnarterienverkalkung

in Betracht.

Pulsierender Tinnitus

In den meisten Fällen wird ein pulsierender Tinnitus von einer bestimmten Grunderkrankung verursacht. So stecken oftmals Herz-Kreislauferkrankungen wie

hinter den rhythmischen Ohrgeräuschen. Aber auch Herzerkrankungen wie Herzklappenfehler oder Funktionsstörungen der Eustachi-Röhre (Ohrtrompete) rufen Geräusche in der Herzgegend hervor, die für den Patienten mitunter als pulsierender Tinnitus wahrzunehmen sind.

Pulssynchroner Tinnitus

Hervorgerufen wird diese Tinnitus-Form zumeist durch Fehlbildungen von Blutgefäßen wie

  • Blutschwämmen
  • Fisteln
  • Aneurysmen oder
  • gut durchbluteten Tumoren.

Die Erkrankungen haben miteinander gemeinsam, dass sie in den betroffenen Blutgefäßregionen einen turbulenten Blutfluss verursachen, bei dem es zu Blutströmungsstörungen kommt. Die Strömungsgeräusche, die dabei auftreten, werden in Richtung Innenohr weitergeleitet, was wiederum dazu führt, dass der Patient sie als pulssynchronen Tinnitus wahrnehmen kann.

Verlauf

Wird der Tinnitus frühzeitig erkannt und behandelt, bestehen in einigen Fällen Heilungschancen. Oftmals muss der Betroffene jedoch lebenslang mit seinem Tinnitus zurechtkommen. Ist die auslösende Ursache für den Tinnitus bekannt, sollte diese - soweit möglich - vermieden werden, um die Symptome des Tinnitus abzumildern.

Sehr hilfreich sind auch Selbsthilfegruppen für Tinnitus-Betroffene. Hier bekommen die Betroffenen Kontakt zu anderen Erkrankten und können sich austauschen. Hier lernen die Betroffenen auch mit der Erkrankung zu leben.

Da Tinnitus besonders bei völliger Stille auffällt, empfiehlt es sich für die Betroffenen, tagsüber das Radio laufen zu lassen und zum Einschlafen leise Musik zu hören. In der Selbsthilfegruppe werden auch gemeinsame Aktivitäten geplant, so dass die Betroffenen sich von ihrer Umwelt nicht mehr isolieren. Auch Entspannungsmethode wie autogenes Training sind in der Behandlung hilfreich, da durch diese Maßnahmen Stress abgebaut werden kann.

Symptome

Unter einem Tinnitus versteht man Ohrgeräusche, die bei jedem Betroffenen anders ausfallen können. Der eine hört ein Klingeln, der andere ein Rauschen oder Pfeifen.

Je nach Ausmaß der Erkrankung treten die Ohrgeräusche nur hin und wieder auf oder sind für den Betroffenen ohne Unterbrechung zu hören. Sie können sowohl beide Ohren betreffen als auch nur auf einem Ohr vorkommen.

Folgen

Durch diese dauernden Ohrgeräusche werden viele Betroffene depressiv, können sich nur noch schlecht konzentrieren und kaum mehr schlafen. Die Erkrankung ist für viele Betroffene unerträglich, so dass sie nicht mehr arbeiten können.

Auch

können auftreten.

Diagnose

Der Arzt befragt den Patienten nach den genauen Symptomen. Wichtig ist auch für den Arzt zu wissen, ob der Patient in der Vergangenheit einen Unfall hatte oder ob er zum Beispiel beruflich täglich starker Lärmbelastung ausgesetzt ist.

Anschließend wird der Blutdruck gemessen und eine eingehende Untersuchung der Ohren vorgenommen. Die Gehörknöchelchen im Innenohr werden auf ihre Funktion hin überprüft. Zusätzlich wird auch ein Hörtest durchgeführt, um feststellen zu können, ob der Patient schwerhörig ist.

Zusätzlich testet der HNO-Arzt noch, wie laut der Patient die Ohrgeräusche hört. Neben diesen Untersuchungen müssen körperliche Ursachen für den Tinnitus ausgeschlossen werden.

Es erfolgt eine

Bei der MRT kann festgestellt werden, ob sich im Bereich des Hörnervens ein Tumor befindet, der ähnliche Ohrgeräusche auslösen kann. Um die Ursache eines pulssynchronen Tinnitus herauszufinden, kommen weitere bildgebende Untersuchungsmethoden infrage. Dazu gehören vor allem

Behandlung

Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, dass der Betroffene die Ohrgeräusche dauerhaft loswird.

Bei der Behandlung eines pulssynchronen Tinnitus muss die Grunderkrankung, die die Ohrgeräusche auslöst, entsprechend behandelt werden. Gelingt es, den Auslöser des Tinnitus zu beseitigen, verschwinden zumeist auch die Ohrengeräusche wieder.

Akuter Tinnitus

Besteht ein Tinnitus erst seit etwa drei Monaten, spricht der Mediziner von einem akuten Tinnitus. Dieser wird durch eine Infusionstherapie behandelt. Der Patient muss dazu regelmäßig in die Arztpraxis kommen, damit ihm die durchblutungsfördernde Infusion angelegt werden kann.

Wird die erste Infusion innerhalb eines Tages nach Auftreten der Ohrgeräusche gelegt, bestehen sehr gute Heilungschancen. Bei akutem Tinnitus kann auch die so genannte hyperbare Sauerstofftherapie angewendet werden. Bei dieser Behandlung wird Sauerstoff in das Ohr gebracht und der Sauerstoffmangel so ausgeglichen.

Subakuter (chronischer) Tinnitus

Besteht der Tinnitus seit mehr als einem Vierteljahr, spricht man von einem subakuten bzw. chronischen (Beschwerden bestehen mehr als ein Jahr) Tinnitus. Auch hier erhält der Patient noch durchblutungsfördernde Infusionen.

Da diese die Beschwerden jedoch meistens nur noch lindern können, findet gleichzeitig eine Therapie bei einem Psychologen statt. Hier erlernen die Patienten spezielle Entspannungstechniken, um die Geräusche im Ohr zu "überhören".

Helfen diese Maßnahmen nur unzureichend, hilft möglicherweise die so genannte Tinnitus-Retraining-Therapie. Diese Therapie ist eine Kombinationstherapie.

Ziel der Therapie ist es, den Patienten die Ohrgeräusche "überhören" zu lassen. Die Ohrgeräusche verschwinden dadurch zwar nicht, werden für den Patienten jedoch auch nicht mehr als belastend empfunden. Der Patient erlernt hier Entspannungsmethoden beim Psychologen und steht auch in Behandlung beim HNO-Arzt.

Zusätzlich wird dem Patienten beim Hörgeräteakustiker ein so genanntes Rauschgerät angepasst. Dieses kleine Gerät wird wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen und erzeugt - wie der Name schon sagt - ein Rauschen.

Dieses kann der Betroffene selbst in der Lautstärke verstellen. In der Regel wird es ein wenig leiser als das vom Patienten gehörte Geräusch eingestellt.

Das Gerät wird meist etwa ein bis zwei Jahre getragen. Dann hat sich das Gehirn meist an das Geräusch gewöhnt und der Patient kann wieder ein normales Leben führen.

Ein Patient, der zusätzlich schwerhörig ist, kann dieses Rauschgerät auch mit einem Hörgerät kombinieren. Zu den weiteren Behandlungsmaßnahmen eines Tinnitus können je nach Form und Ursache folgende, alternative Verfahren gezählt werden:

  • Akupunktur
  • Homöopathie
  • Musiktherapie
  • Osteopathie
  • Neuraltherapie
  • Magnetfeldtherapie
  • Kraniosakraltherapie
  • Biomentale Therapie
  • CMD-Therapie oder
  • Logotherapie

Da es bei Tinnitus viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gibt, fragen sich Betroffene häufig, welcher Facharzt denn der richtige (erste) Ansprechpartner wäre - auf die Therapiemöglichkeiten bei verschiedenen Ärzten gehen wir im Folgenden genauer ein.

Behandlungsmöglichkeiten bei verschiedenen Ärzten

Von Tinnitus spricht man, wenn die betroffenen Personen Geräusche wie Piepen, Pfeifen, Klingeln oder Brummen wahrnehmen, die nur sie allein hören. Diese Geräusche können mitunter so stark ausgeprägt sein, dass sie sich gravierend auf das Alltagsleben der Patienten auswirken.

Unterschiede in Ursache und Behandlung

Für die medizinische Behandlung eines Tinnitus gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Dabei gilt es auch, zwischen einem akuten und einem chronischen Tinnitus zu unterscheiden. So lässt sich die akute Form leichter behandeln als die chronische Form.

Natürlich spielt auch die Ursache eine wichtige Rolle. Liegt zum Beispiel neben den Ohrengeräuschen eine Hörminderung vor, lässt sich dies oft mit einem Hörgerät ausgleichen.

Bei einem akuten Tinnitus, dessen Ursache im Innenohr liegt, erhält der Patient eine Infusionstherapie mit einer Kochsalzlösung, die entzündungshemmende Wirkstoffe oder Zuckerlösungen enthält. Auf diese Weise sollen die Sinneszellen im Innenohr wieder aktiviert werden.

Eine der häufigsten Ursachen für Tinnitus ist ein Ohrschmalzpropf. Dieser lässt sich von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt meist rasch und schmerzlos entfernen. Wichtig ist, dass eine Tinnitus-Therapie so schnell wie möglich begonnen wird, da dies die Erfolgsaussichten deutlich erhöht.

Eine Tinnitus-Behandlung kann in verschiedenen medizinischen Einrichtungen durchgeführt werden. So zum Beispiel

Doch wie läuft eine Behandlung dort genau ab?

Die Behandlung von Tinnituts beim HNO-Arzt

Kommt es zu einem Tinnitus, sollte zunächst ein Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO-Arzt) aufgesucht werden. Von diesem erhält der Patient eine ausführliche Beratung und Betreuung, was man auch als Counselling bezeichnet. Ob die Behandlung von dem HNO-Arzt fortgesetzt wird, oder ob weitergehende Therapiemaßnahmen in einer Klinik oder bei anderen Fachärzten nötig sind, hängt von der Ursache und dem Schweregrad des Tinnitus ab.

Wann ist die Behandlung beim HNO-Arzt sinnvoll?

Leidet der Patient unter Schweregrad I oder II, reicht eine ambulante Therapie in einer HNO-Praxis meist aus. Handelt es sich jedoch um Schweregrad III oder IV, kann auch eine stationäre Behandlung sinnvoll sein. Der HNO-Arzt verfügt über die Möglichkeit, neben einer gezielten Behandlung, auch Begleitmaßnahmen wie Hörtherapien oder eine Tinnitus-Retraining-Therapie durchzuführen.

Eine Behandlung durch einen HNO-Arzt hat den großen Vorteil, dass sie ambulant erfolgt. Der Patient kann also nach der Therapiesitzung wieder nach Hause gehen. Als sinnvoll gilt eine ambulante Therapie in einer HNO-Praxis, wenn

  • der Tinnitus nur leicht oder mittelgradig ist
  • sich die Beschwerden von einem HNO-Arzt gut behandeln lassen
  • mehrere Therapiemaßnahmen nicht notwendig sind
  • der Patient in ein soziales Netz integriert ist und
  • sich seine psychische Verfassung für eine ambulante Behandlung durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt eignet.
Ablauf beim HNO-Arzt

Der Behandlungsablauf in einer HNO-Praxis hängt vom Schweregrad des Tinnitus ab.

Liegt Schweregrad I vor und ist der Leidensdruck des Patienten nur gering, genügen eine ein- bis zweimalige Beratung durch den HNO-Arzt sowie die Anwendung von Selbsthilfemaßnahmen.

Schweregrad II erfordert dagegen eine längere ärztliche Beratung. Darüber hinaus werden eine Gewöhnungstherapie sowie Entspannungsübungen durchgeführt. Ist der Tinnitus quälend und bestehen außerdem psychische Begleiterscheinungen, kann neben einer ambulanten Therapie auch eine kurze stationäre Therapie in einer Klinik erforderlich sein.

Die Behandlung von Tinnitus in einer Kurklinik

Unter bestimmten Umständen kann eine Tinnitus-Behandlung in einer Kurklinik durchaus sinnvoll sein. Dies gilt vor allem für die Nachbehandlung der Beschwerden oder wenn die Berufsfähigkeit des Patienten erhalten oder wiederhergestellt werden soll. Eine Kur- oder Rehabilitationsbehandlung hilft dem Patienten dabei, trotz der Ohrengeräusche ein normales Berufs- und Alltagsleben zu führen.

Bestandteile der Behandlung

Eine Tinnitusbehandlung in einer Kur- oder Rehaklinik setzt sich aus mehreren Therapiemaßnahmen zusammen. Dazu gehören

Handelt es sich um chronischen Tinnitus, gehören auch die Gabe von Medikamenten wie Psychopharmaka oder eine Psychotherapie zum Klinikangebot.

Personal

Für die Durchführung der Behandlungsmaßnahmen stehen

  • Ärzte
  • Pfleger
  • Physiotherapeuten
  • Masseure
  • medizinische Bademeister und
  • Gymnastiklehrer

zur Verfügung.

Schwerpunkte und Merkmale

Der Schwerpunkt der Tinnitusbehandlung in einer Kurklinik, die unter ärztlicher Aufsicht stattfindet, liegt auf der Anwendung von Heilmitteln und der allgemeinen Erholung des Patienten. Einen ständigen ärztlichen Dienst gibt es jedoch nicht.

Pro Tag werden nur wenige Behandlungsmaßnahmen durchgeführt. Handelt es sich um eine Rehabilitationsbehandlung, begleitet das Pflegepersonal die medizinischen Therapien. Im Unterschied zu einer Kurklinik führt man in einer Rehabilitationsklinik mehr Behandlungen pro Tag durch.

Für welche Patienten macht der Aufenthalt in einer Kurklinik Sinn?

Eine Tinnitusbehandlung in einer Kurklinik ist vor allem für Patienten von Vorteil, bei denen nicht nur Tinnitus, sondern auch allgemeine Erschöpfung oder bestimmte chronische Erkrankungen wie Gelenkschmerzen oder Asthma bronchiale auftreten. Rehabilitationsbehandlungen eignen sich besonders für Patienten, die sich die Ohrgeräusche durch einen Berufsunfall zugezogen haben.

Die Kosten für eine Tinnitusbehandlung in einer Kurklinik werden normalerweise von den Krankenkassen übernommen. Für die Rehabilitationsbehandlung kommen zumeist der Rentenversicherungsträger oder die Berufsgenossenschaft auf.

Die Behandlung von Tinnitus in einem Tinnituszentrum

Unter einem Tinnituszentrum versteht man eine medizinische Einrichtung, in der Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten Tinnitus-Patienten behandeln. Dabei kooperieren die Mediziner untereinander, um eine optimale Therapie zu ermöglichen.

Ziel und Zweck eines Tinnituszentrums

Sinn von Tinnituszentren ist das Bündeln von Kompetenzen verschiedener Fachrichtungen. Auf diese Weise erhält der Patient die bestmögliche Behandlung. Darüber hinaus profitieren Tinnituszentren von ihrer speziellen Infrastruktur.

Zu den unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen in einem Tinnituszentrum gehören

Vor- und Nachteile von Tinnituszentren

Ein Nachteil ist, dass es in Deutschland kaum ambulante Tinnituszentren gibt. So müssen die meisten Patienten stationär in einer Klinik behandelt werden.

Von Vorteil ist wiederum, dass in stationären Einrichtungen unterschiedliche Fachrichtungen zur Behandlung von Tinnitus schon vor Ort sind. Allerdings fallen die Kosten für eine Behandlung in einem Tinnituszentrum deutlich höher aus, als für Therapien in anderen Einrichtungen.

Die Behandlung von Tinnitus bei einem Heilpraktiker

Eine weitere Option bei Tinnitus ist die Behandlung durch einen Heilpraktiker. So können manche Therapieangebote die konventionellen Behandlungsmaßnahmen durchaus ergänzen.

Wichtig ist jedoch, diese Maßnahmen vorher mit einem Tinnitusspezialisten zu besprechen. Außerdem sollte der Spezialist den Patienten vorrangig behandeln.

Bestandteile der Behandlung

Von Heilpraktikern werden verschiedene alternative Therapieverfahren angeboten, von denen einige durchaus hilfreich bei der Behandlung von Tinnitus sein können. Dazu zählen vor allem

Behandlungsablauf

Zu Beginn der Behandlung befasst sich der Heilpraktiker erst einmal mit der Krankengeschichte des Patienten. Dabei sucht er auch nach möglichen Begleitbeschwerden oder vorhergehenden Belastungen.

So legt der Heilpraktiker sein Augenmerk bei der Behandlung nicht nur auf den Tinnitus, sondern auch auf die Begleitumstände. Außerdem wird für jeden Patienten eine individuelle Therapieplanung erstellt, in der neben den Beschwerden auch die besonderen Merkmale des Patienten eine Rolle spielen.

Zahlreiche Heilpraktiker greifen bei ihrer Behandlung zusätzlich auf Naturheilmittel zurück. Dazu gehören unter anderem

Die Behandlung von Tinnitus bei einem Physiotherapeuten

Eine Tinnitusbehandlung durch einen Physiotherapeuten macht vor allem dann Sinn, wenn die Ohrgeräusche mit Beschwerden an der Halswirbelsäule einhergehen. So wird nicht selten mit der Besserung der Halswirbelsäulenprobleme auch eine Besserung der störenden Ohrgeräusche erreicht.

Manuelle Therapie als Behandlungsbasis

Wer sich in die Behandlung eines Physiotherapeuten begibt, sollte jedoch darauf achten, dass dieser über eine Ausbildung in manueller Therapie verfügt. Als manuelle Therapien gelten unter anderem Osteopathie und Chirotherapie.

Im Zweifelsfall sollte man den behandelnden HNO-Arzt um Rat fragen. Pauschale Behandlungsmaßnahmen gibt es bei einer Physiotherapie gegen Tinnitus nicht.

So wird jeder Behandlungsplan individuell für den Patienten erstellt. Neben den klassischen krankengymnastischen Übungen kann beispielsweise auch Kinesiologie zur Anwendung kommen.

Behandlungsablauf und -bestandteile

Im Vorfeld der Behandlung erhebt der Physiotherapeut den Befund. Gehen die Ohrgeräusche von der Halswirbelsäule aus, wird der Schwerpunkt der Behandlung auf die Halswirbelsäule gelegt.

Dabei berücksichtigt der Therapeut deren Beweglichkeit, Statik und Muskulatur. Nach der Befunderhebung und der Erstellung des Therapieplans beginnt die Behandlung.

Zu den gängigsten Behandlungsmaßnahmen eines halswirbelsäulenbedingten Tinnitus gehören

  • Bewegungsübungen,
  • die Behandlung von Haut, Unterhautgewebe, Muskeln, Bändern und Sehnen
  • Eisanwendungen, um die Durchblutung zu verbessern, sowie
  • die Korrektur ungünstiger Statik.

Mitunter ist auch die aktive Mitwirkung des Patienten bei der Behandlung gefragt.

Die Behandlung von Tinnitus bei einem Psychotherapeuten

Manchem Patienten mag eine Tinnitusbehandlung durch einen Psychotherapeuten seltsam vorkommen. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie hält jedoch eine Psychotherapie bei subakutem und chronischem Tinnitus für empfehlenswert.

So können Psychotherapeuten dem Patienten vermitteln, wie er besser mit den lästigen Ohrgeräuschen fertig wird. Außerdem verbinden sie die Psychotherapie mit organischen Behandlungsansätzen.

Bestandteile der Behandlung

Im Rahmen einer Psychotherapie können verschiedene Verfahren zur Anwendung kommen, wie zum Beispiel

  • eine Verhaltenstherapie
  • eine Gewöhnungstherapie
  • eine Hypnotherapie sowie
  • diverse Entspannungsmethoden.

Welches Verfahren letztlich durchgeführt wird, ist von den Beschwerden und der Lebenssituation des Patienten abhängig.

Behandlungsablauf

Zunächst führt der Psychotherapeut mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch. Dabei wird über die Beschwerden und die Lebensumstände des Patienten geredet.

Des Weiteren bestimmt der Therapeut die Behandlungsmaßnahmen, die für den Patienten am besten geeignet sind. Erfolgt zum Beispiel eine Verhaltenstherapie, befasst sich diese mit den negativen Gefühlen und Gedanken, die der Patient bei den störenden Geräuschen empfindet. Der Psychotherapeut versucht dann zu erreichen, dass der Patient positiver denkt und fühlt, indem er ihm klarmacht, dass Tinnitus keine Krankheit ist und es Schlimmeres gibt.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bietet die Hypnotherapie, bei der der Patient gewissermaßen in einen Schwebezustand versetzt wird. Auf diese Weise sollen dessen Kräfte aktiviert werden.

Vorbeugung

Einem Tinnitus kann man in der Regel nicht vorbeugen. Sehr häufig entstehen die Ohrgeräusche jedoch aufgrund von dauerhaftem oder häufigem Lärm, wie dies zum Beispiel bei Konzerten oder in Discos der Fall ist.

Man sollte seine Ohren niemals regelmäßig diesem Lärm aussetzen. Von stressigen Situationen sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und gegebenenfalls Entspannungstechniken lernen, um wieder zu Ruhe zu kommen.

Wichtige Tinnitus-Begriffe

Mit Tinnitus sind zahlreiche Begriffe verbunden, die für das Thema von Bedeutung sind, deren Bedeutung im Folgenden erklärt werden.

Defokussierung

Als Defokussierung bezeichnet man einen Teil der Tinnitus-Desensitivierungs-Therapie (TDT), die das Ziel hat, den Patienten unempfindlich gegen die als störend empfundenen Ohrgeräusche zu machen. Bei der Tinnitus-Defokussierung wird die Aufmerksamkeit des Hörsystems vom Tinnitus abgelenkt, sodass der Patient die Geräusche kaum noch wahrnimmt. Außerdem soll der Patient auch von den negativen Gedanken, die er bei den Ohrengeräuschen verspürt, abgelenkt werden.

Habituation

Unter Habituation versteht man die Gewöhnung an den Tinnitus. Viele Tinnitus-Patienten gewöhnen sich mit der Zeit an die Ohrengeräusche, sodass sie sie eines Tages nicht einmal mehr bemerken. Auch bei stark ausgeprägtem Tinnitus ist es möglich, mithilfe von speziellen Verfahren, die lästigen Ohrgeräusche allmählich zu verdrängen.

Zu diesen Methoden zählt auch das Habituationstraining, bei dem der Patient durch Entspannungs- und Geräuschtherapie lernt, den Tinnitus als Teil seines Hörens zu akzeptieren, wodurch er ihn nicht mehr als störend empfindet. So kann ein Habituationstraining auch als Bewältigungstraining bezeichnet werden.

Für wen geeignet?

Zu empfehlen ist ein Habituationstraining für Tinnitus-Patienten, die stark unter den Ohrengeräuschen leiden und sogar psychologische Hilfe brauchen. Ein Habituationstraining lässt sich sowohl ambulant als auch stationär in einer Klinik durchführen und findet zumeist unter der Aufsicht eines Psychotherapeuten statt.

Schwerpunkte/Bestandteile

Der Schwerpunkt des Trainings liegt auf den negativen Gedanken und Gefühlen, die bei den Ohrgeräuschen empfunden werden. Diesen negativen Gedanken setzt man im Rahmen des Trainings positives Denken entgegen, dass sich der Patient antrainiert. Eine wichtige Rolle beim Habituationstraining spielen auch Entspannungstechniken.

Rauschgerät

Ein Rauschgerät oder Tinnitus-Masker ähnelt einem Hörgerät und dient zur Tinnitus-Therapie. Im Unterschied zum konventionellen Hörgerät ist es nicht mit einem Mikrofon ausgestattet, sondern erzeugt ein Geräterauschen aus den Tönen von unterschiedlichen Tonhöhen, wodurch es zu einer akustischen Hintergrundaktivität kommt, die den Tinnitus sozusagen maskiert bzw. überdeckt.

So hört der Patient anstelle der unangenehmen Ohrengeräusche ein angenehmeres Rauschen. Darüber hinaus soll die Hörbahn im Gehirn beruhigt werden.

Anwendung

Angewendet wird ein Rauschgerät ähnlich wie ein Hörgerät. Man kann es entweder hinter dem Ohr oder direkt im Gehörgang tragen. Allerdings sollte das Rauschgerät den Gehörgang nicht komplett verschließen, um die Höreindrücke aus der Umgebung auch weiterhin wahrnehmen zu können. Für Patienten, die sowohl unter Tinnitus als auch unter Schwerhörigkeit leiden, gibt es Kombinationen aus Hör- und Rauschgerät, die man als Tinnitus-Instrument bezeichnet.

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  • Hans-Jürgen Heinrichs Die Individuelle-Tinnitus-Therapie, m. Audio-CD, Walter-Verlag, 2004, ISBN 3530401676
  • Olaf Michel, Marek Rogowski und Gerhard Hesse Medikamentöse Behandlung von Tinnitus und Schwerhörigkeit, Profil Verlag, München, 2002, ISBN 3890195180
  • Birgit Kröner-Herwig Psychologische Behandlung des chronischen Tinnitus, BeltzPVU, 1997, ISBN 3621273794
  • Werner Eschler, E. Lehnhardt und Gerhard Hesse Schwerhörigkeit und Tinnitus, Profil Verlag, München, 2001, ISBN 3890195059
  • Harald Feldmann Tinnitus, Thieme, Stuttgart, 2002, ISBN 3137700027
  • Jörg Zittlau Tinnitus und Hörsturz, Südwest-Verlag, 2002, ISBN 3517065838
  • Herwig Edlinger Tinnitus, Ohrgeräusche, Kneipp, Leoben, 1996, ISBN 3900696942
  • Klaus M. Hocker Tinnitus. Ursachen und Behandlung von Ohrgeräuschen, C.H.Beck, 2002, ISBN 3406418686
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
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  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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