Torticollis (Schiefhals) - Merkmale, Ursachen und Behandlung
Der Torticollis oder auch Schiefhals beschreibt eine neurologische Erkrankung, bei der die Muskelkoordination im Bereich des Halses gestört ist. Dies führt zu Verkrampfungen des Halses, während die Nacken- und Halsmuskeln überaktiv sind. Es kommt zu einer Schiefhaltung; zudem sind starke Kopfbewegungen möglich. Informieren Sie sich über Merkmale, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten des Torticollis.
Torticollis - Merkmale und Formen
Beim Torticollis oder auch Schiefhals kommt es zu einer Schiefhaltung des Kopfes. Dieser Vorgang geschieht ganz unwillentlich und kann wenn überhaupt nur für eine kurze Zeit und dann auch nur unter Schmerzen aufgehoben werden. Je nach Ursache kann die Fehlhaltung unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
In der Medizin trägt der Torticollis (Schiefhals) auch die Bezeichnungen Torticollis spasticus oder Torticollis spasmodicus. Gemeint ist damit eine neurologische Krankheit, die mit einer Fehlhaltung oder unkontrollierten Bewegungen des Kopfes einhergeht.
Symptome des Torticollis
Eine Verkrampfung des Halses entsteht durch überaktive Hals- und Nackenmuskeln. Dabei liegt eine Störung der Muskelkoordination vor, was zu ihrer gleichzeitigen Aktivierung führt.
Bemerkbar macht sich der Torticollis durch Fehlhaltungen und zum Teil heftige Kopfbewegungen. So verschiebt sich häufig die Achse zwischen Körper und Kopf. Manche Patienten leiden auch unter einem Hochstand der Schulter.
Formen des Torticollis
Es gibt unterschiedliche Formen des Torticollis. Diese unterscheiden sich je nach Neigungsausmaß und -richtung:
- rotatorischer Torticollis: der Kopf ist gedreht
- Laterocollis: der Kopf ist zur Schulter hin geneigt
- Anterocollis/Retrocollis: der Kopf ist nach vorne/hinten geneigt
Liegt eine muskuläre Beteiligung vor, ist eine noch präzisere Untergliederung möglich. Von einem Schiefhals im engeren Sinne ist dann die Rede, wenn die Muskulatur, die auf die Halswirbelsäule wirkt, betroffen ist.
Möglich ist auch, dass die Auslöser in den Halsmuskeln zu suchen sind, welche in unmittelbarer Nähe zum Schädel liegen. In diesem Fall spricht man von einem Laterocaput oder Torticaput. Schließlich kann es zu Kombinationen der verschiedenen Torticollistypen kommen.
Ursachen des Torticollis
Ein Torticollis kann bereits angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Als mögliche Ursachen für einen krankhaften Schiefhals kommen
- Stoffwechselerkrankungen
- Gefäßmissbildungen
- Verletzungen oder Entzündungen des Gehirns
- Tumore
- Schlaganfälle
- Unfälle oder
- die Einnahme von bestimmten Medikamenten
infrage.
Einteilung des Torticollis nach dessen Ursachen
Der Torticollis lässt sich auch nach dessen Ursachen einteilen. So gibt es:
- den akuten Schiefhals: Folge eines HWS-Syndroms
- den okulären/otogenen Torticollis: rührt von einer Seh- oder auch Hörschädigung her
- den Torticollis spasticus: neurologische Form (zervikale Dystonie)
- den ossären Torticollis: der Ursprung liegt in den Knochen
- den infektiösen Torticollis: entsteht nach Halsentzündungen
- den muskulären Schiefhals: entsteht vor/während der Geburt
Torticollis muscularis congenitus
Vom Torticollis muscularis congenitus sind Neugeborene betroffen. Sie zeigen eine schiefe Kopfhaltung direkt nach der Geburt. Bei dieser Form ist ein bestimmter Muskel, der "Kopfnickermuskel" bzw. "große Kopfwender" verkürzt. Stattdessen bildet sich dort Bindegewebe.
Torticollis osseus
Beim Torticollis osseus ist die Ursache in der Halswirbelsäule zu suchen. Die Wirbel können missgebildet sein oder in einer falschen Position zueinander stehen, was mitunter zu einer schiefen Kopfhaltung führen kann.
Diese Form des Schiefhalses kann angeboren sein, oder auch erworben werden, wie etwa aufgrund von falsch verheilten Frakturen im Halswirbelsäulenbereich. Ein Torticollis rheumaticus liegt vor, wenn es zu schmerzenden Wirbelgelenken der Halswirbelsäule kommt.
Torticollis spasticus
Der Torticollis spasticus trägt auch die Bezeichnung zervikale Dystonie. Die Ursachen sind im neurologischen Bereich zu suchen.
Dabei liegen Fehlsteuerungen in den Hirnbereichen vor, die für die Bewegung des Kopfnickermuskels zuständig sind. Es kommt zu Anspannungen und Krämpfen, die zu Kopfbewegungen und ungewöhnlichen Kopfstellungen führen.
Torticollis infectiosus
Der Torticollis infectiosus spricht für eine Entzündung im Bereich des Halses. Er kann eine Komplikation einer Mandel- oder Kehlkopfentzündung darstellen, etwa, wenn die Behandlung mit Antibiotika nicht ausreichend erfolgt ist.
Der/die Betroffene nimmt eine Schonhaltung ein, sodass ein Schiefhals entsteht. Mögliche Ursachen sind zudem entzündete Lymphknoten oder Abszesse, die während einer Mandelentzüdnung entstehen.
Torticollis acutus
Der Torticollis acutus lässt sich auf ein HWS-Syndrom zurückführen. Dabei ist die Halswirbelsäule geschädigt, was durch einen Unfall oder Verschleiß geschehen kann. Es ist möglich, dass sich die Bandscheiben verlagern und zu einer Nervenreizung führen, die die Betroffenen dazu bringt, eine Schonhaltung einzunehmen.
Torticollis cutaneus
Der Torticollis cutaneus wird auch als Narbenschiefhals bezeichnet. Zu solchen Narben kann es aufgrund von Verletzungen oder chirurgischen Eingriffen kommen, was Muskeln und Haut verkürzt.
Torticollis ocularis
Beim Torticollis ocularis muss es nicht unbedingt zur schiefen Haltung des Kopfes kommen. Diese wird eingenommen, um eine bestehende Sehstörung ausgleichen zu können. Besonders die Vermeidung von Doppelbildern steht hier im Vordergrund.
Torticollis acusticus
Der Torticollis acusticus führt ebenso zu einem schiefen Hals in Form einer ausgleichenden Bewegung. Hier besteht eine einseitige Schwerhörigkeit.
Diagnose des Torticollis
Kommt es zu einem Schiefhals, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Blickdiagnose ist möglich; allerdings sollte die Ursache abgeklärt werden, sodass eine gründliche Anamnese sowie weitere Untersuchungen, wie etwa
- Hör- und Sehtests
- Elektromyografie
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Computertomografie (CT) oder
- Röntgen
durchgeführt werden können.
Behandlung des Torticollis
Bis heute gibt es gegen einen Torticollis noch keine einheitliche und etablierte Behandlung; die Ursachen sind unterschiedlicher Natur, sodass es mehrere Optionen gibt. Zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten gehören
- die Physiotherapie
- die medikamentöse Therapie mit Biperiden
- das Verabreichen von Botulinumtoxin in die Muskeln sowie
- Operationen wie die Myotomie oder die Denervierung.
Während bei der Myotomie die Muskeln chirurgisch durchtrennt werden, trennt man bei einer Denervierung die Nerven vom zu behandelnden Muskel.
Lagerung im Liegen und Krankengymnastik/Physiotherapie bei muskulärem Schiefhals
Liegt ein muskulärer Schiefhals vor, gilt es, diesen schnellstmöglich zu behandeln, um eine dauerhafte Fehlstellung zu vermeiden. Kinder können beispielsweise durch die Lagerung auf dem Rücken behandelt werden; auch eine Krankengymnastik, bei der man die Muskulatur gezielt dehnt, ist eine Option. Bringt die konservative Behandlung keinen Erfolg, kann eine Operation helfen.
Botolinum-Toxin (Botox) gegen die Muskelkontraktionen beim Torticollis spasticus
Ein Torticollis spasticus geht mit Krämpfen einher. Die auslösenden Muskelkontraktionen können durch den Einsatz von Botolinum-Toxin (Botox) unterbunden werden.
Antibiotika zur Behandlung des Torticollis infectiosus
Der Torticollis infectiosus hat infektiöse Ursachen. Sind diese bakteriell, erfolgt der Einsatz von Antibiotika.
Operation bei ossärem Torticollis
Bei einigen Formen des ossären Torticollis kann man durch einen chirurgischen Eingriff eine Besserung erzielen. In den wenigsten Fällen lässt sich die Fehlhaltung jedoch dadurch gänzlich beheben.
Halskrawatte und mechanischer Zug bei akutem Schiefhals
Bei einem akuten Schiefhals legt man dem Betroffenen eine Halskrawatte an. Auch ein mechanischer Zug am Kopf ist hier üblich.
Schmerzmittel beim Torticollis
Sofern es bei einem Torticollis unabhängig von der Form zu Schmerzen kommt, werden Schmerzmittel verabreicht. Dabei kann es sich beispielsweise um Paracetamol oder Ibuprofen handeln.
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