Wachkoma - Ursachen und Behandlung
Das Wachkoma ist das Symptom einer schweren Erkrankung. Häufig können die Patienten nicht aus diesem Zustand zurückgeholt werden.
Das Wachkoma wird auch Apallisches Syndrom genannt. Zum Krankheitsbild gehört primär, dass sich eine Fehlfunktion im Gehirn bildet, deren Ursache eine neurologische Schädigung ist.
Hierbei wird aber nicht das gesamte Gehirn außer Funktion gesetzt, es findet eher eine massive Kommunikationsstörung relevanter Teile statt. Diese entsteht meist in der Zusammenarbeit von Hirnstamm, Zwischenhirn und Rückenmark.
Das Großhirn behält im Gegenzug seine Tätigkeit bei. Dadurch kommt es zum Krankheitsbild des apallischen Syndroms, bei dem der Patient zwar wach bleibt, seine Fähigkeiten zur Kommunikation und das aktive Bewusstsein aber stark bis ganz eingeschränkt werden.
Ursachen
Der Mensch kann in ein Wachkoma fallen, wenn das Gehirn massiv geschädigt ist. Verschiedene Erkrankungen und Verletzungen können zu dieser Hirnschädigung führen. Ein schwerer Autounfall, bei dem sich der Patient ein Schädel-Hirn-Trauma zuzieht, kann beispielsweise ein Wachkoma nach sich ziehen.
Erkrankungen
Hört das Herz des Patienten kurzzeitig auf zu schlagen (z.B. nach einem Herzinfarkt), so wird das Gehirn für kurze Zeit nicht mehr durchblutet und es herrscht ein Sauerstoffmangel im Körper. Dies kann ebenfalls die Ursache eines Wachkomas sein. Patienten, die einen schweren Apoplex (Schlaganfall) erleiden, können als Folge dieser Erkrankung ebenfalls ins Wachkoma fallen.
Tumore im Bereich des Gehirns können auch zu einem Wachkoma führen. Parkinson-Patienten können im Endstadium der Erkrankung ebenfalls ins Wachkoma fallen.
Komplikationen
Ein Wachkoma geht stets mit schweren Hirnschädigungen einher, die wiederum durch Sauerstoffmangel aufgrund eines Herzstillstands oder einer Schädelverletzung entstehen. Aber auch neurologische Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) können der Grund für ein apallisches Syndrom sein.
Typische Anzeichen für ein Wachkoma sind
- geöffnete Augen
- die Unfähigkeit, Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen sowie
- eine vollständige Pflegebedürftigkeit.
Darüber hinaus kommt es bei einem apallischen Syndrom auch zu Harn- und Stuhlinkontinenz. Die Symptome unterscheiden sich aber individuell von Fall zu Fall, es liegen zwar grundsätzlich Schädigungen des Großhirns vor, das Gesamtbild ist aber eine Mischform unterschiedlicher Schädigungen. Dennoch ist es möglich, dass Wachkomapatienten in diesem Zustand noch lange Zeit leben.
Prognose
Erst in den Folgemonaten nach der Akutbehandlung lässt sich eine weiterführende Prognose erarbeiten. Diese ist stark abhängig von der Reaktion des Betroffenen auf die ersten Therapieansätze. Sollte feststellbar sein, dass der Patient eine deutliche physische wie psychische Besserung erfährt, können sich weiterführende Maßnahmen der Rehabilitation anschließen.
Die Chancen, aus dieser Art Koma wieder zu erwachen, liegen bei weniger als 50 Prozent. Bei jüngeren Menschen oder einer kurzen Wachkomadauer, die unter 24 Stunden liegt, sind die Heilungsaussichten allerdings größer.
Bessert sich der Zustand des Patienten nach drei Monaten bei einer nichttraumatischen Hirnschädigung oder nach einem Jahr im Falle einer traumatischen Schädigung des Gehirns nicht, ist in der Regel keine Besserung mehr zu erwarten. Selbst wenn eine Besserung eintritt, benötigen die Patienten für den Rest ihres Lebens fremde Hilfe.
Diagnose
Für die Feststellung eines apallischen Syndroms bedarf es einer längeren ärztlichen Untersuchung und Beobachtung, die häufig einige Wochen oder Monate in Anspruch nimmt. Zur Untersuchung muss ein erfahrener Mediziner zum Einsatz kommen, der Kenntnisse über neurologische Defektsyndrome hat.
So ist es oft schwierig, zwischen einem Wachkoma und einem minimalen Bewusstseinszustand zu unterscheiden. Zum Beispiel sind manche Wachkomapatienten durchaus noch in der Lage, sprachlich getätigte Äußerungen zu verarbeiten.
Apparative Diagnostik
Eine wichtige Rolle bei der Wachkoma-Diagnostik spielen medizinische Geräte. Diese kommen bei Untersuchungsmethoden wie
- einer Elektroenzephalographie (EEG)
- evozierten Potentialen oder
- einer Magnetresonanztomographie (MRT)
zur Anwendung. Allerdings lässt sich mit diesen Methoden allein keine exakte Wachkoma-Diagnose erstellen.
Differenzialdiagnose
Von Bedeutung ist zudem die Abgrenzung zu ähnlichen Krankheitsbildern wie
- neurologischen Erkrankungen
- psychiatrischen Krankheiten
- einem Locked-in-Syndrom oder
- einem Koma.
Da sich die genaue Diagnose eines Wachkomas oft nur schwer erstellen lässt, kommt es hin und wieder zu Fehldiagnosen.
Behandlung
Patienten, die sich im Wachkoma befinden, sind schwerstpflegebedürftig. Zu Beginn eines Wachkomas werden die Patienten meist über Maschinen beatmet und mit einer künstlichen Nahrung versorgt.
Nach einiger Zeit stabilisiert sich der Zustand von vielen Patienten und die Beatmungsmaschine kann entfernt werden. Der Patient wird gewickelt und erhält einen Urinkatheter.
Während dieser Akutphase auf der Intensivstation werden die Patienten neben Ärzten und Krankenschwestern auch von Physiotherapeuten und Logopäden betreut. Diese üben mit dem Patienten zum Beispiel das Schlucken und führen krankengymnastische Übungen durch, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Eine Folge des Wachkomas kann beispielsweise eine Lungenentzündung sein.
Nach der Akutphase werden viele Patienten in spezielle Fachkliniken überwiesen. Dort erhalten sie verschiedene Therapien wie zum Beispiel eine Musiktherapie, die einigen Patienten helfen kann wieder aufzuwachen. Ziel dieser Therapien ist es, den Zustand des Patienten zu verbessern
Bei einigen Patienten gelingt dies, bei anderen wiederum nicht. Zeigen die Therapien einen Erfolg, so werden diese über viele Monate oder sogar Jahre fortgeführt.
Patientenverfügung
Hat der Patient, der im Wachkoma liegt, zuvor im gesunden Zustand eine Patientenverfügung unterschrieben, dass er keine lebensverlängernden Maßnahmen in diesen Fällen möchte, so muss dies von den Ärzten respektiert werden. Maßnahmen wie eine künstliche Beatmung oder die künstliche Ernährung werden dann - auf Wunsch des Patienten - eingestellt.
Selbsttherapie
Obwohl die Person, die unter einem Wachkoma leidet, die Augen offen hält und verschiedene Bewegungen ausführen kann, befindet sie sich in einer tiefen Bewusstlosigkeit. Daher ist eine Selbstbehandlung im Falle eines apallischen Syndroms unmöglich.
So bedarf der Patient einer umfangreichen medizinischen Versorgung sowie der Unterstützung seiner Mitmenschen. Dazu gehören in erster Linie die Angehörigen.
Bei rund 70 Prozent aller Wachkomapatienten erfolgt deren Pflege durch Verwandte. Die Therapie findet grundsätzlich unter Anleitung eines Arztes statt.
Vorbeugung
Einem Wachkoma direkt vorzubeugen, ist leider nicht möglich. Wichtig ist allerdings, schwere Kopfverletzungen zu vermeiden, da diese Schädigungen des Gehirns verursachen können, die wiederum ein Wachkoma zur Folge haben.
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- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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