Wadenkrämpfe - Ursachen und Behandlung
Fast die Hälfte aller Menschen leiden irgendwann einmal unter Wadenschmerzen. Die Schmerzen können auf verschiedene Art und Weise therapiert werden.
Wadenkrämpfe entstehen oft nachts, in den frühen Morgenstunden. Verschiedentlich treten sie aber auch bei sportlicher Betätigung, zum Beispiel beim Schwimmen in kaltem Wasser, auf.
Ca. 40% der Menschen werden ab und an von einem Wadenkrampf geplagt. Besonders betroffen von Wadenkrämpfen sind Sportler, Schwangere und Senioren. Mit fortschreitendem Lebensalter steigt die Neigung zu Wadenkrämpfen an.
Dabei kommt es, normalerweise in einem Bein, zu schmerzhaften Verkrampfungen. Die Muskeln entspannen nicht mehr von alleine; der Krampf ist tonisch, d.h. dauerhaft.
Ursachen
Ein Wadenkrampf entsteht dann, wenn ein Muskel in der Wade sich zusammenzieht und nicht wieder entspannt. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Patient einen Elektrolytmangel hat.
Dieser Mangel an Magnesium und Kalzium tritt auf, wenn der Mensch besonders viel schwitzt (daher leiden die meisten Patienten vorwiegend im Sommer unter Wadenkrämpfen). Schwangere Frauen benötigen mehr Magnesium und erleiden daher häufig ebenfalls während dieser Zeit einen Elektrolytmangel und demnach Wadenkrämpfe.
Ein Elektrolytmangel entsteht auch, wenn der Mensch zu wenig trinkt, wenn die Patienten bestimmte entwässernde Medikamente einnehmen oder nach einer schweren Magen-Darm-Grippe.
Auch Nikotin und Alkohol entziehen dem Körper Magnesium. Alkoholiker leiden relativ häufig unter Magnesiummangel.
Patienten, die aufgrund einer psychischen Erkrankung (z.B. Bulimie oder Magersucht) hungern oder andere Menschen, die sich wegen einer Diät falsch ernähren, können dadurch einen Magnesiummangel verursachen. Dieser Magnesiummangel führt wiederum zu Wadenkrämpfen.
Diverse Medikamente können als Nebenwirkung Wadenkrämpfe verursachen. Dazu zählen zum Beispiel Medikamente, die während der Chemotherapie verabreicht werden.
Erkrankungen
Diabetiker bemerken zudem auch gehäuft nächtliche Wadenkrämpfe. Patienten mit schweren Nierenerkrankungen, die regelmäßig zur Dialyse müssen, leiden ebenfalls häufig unter Wadenkrämpfen.
Auch Krampfadern können Wadenkrämpfe verursachen. Selten kann ein Wadenkrampf auch ein Hinweis auf eine Thrombose sein.
Die Ursache von Wadenkrämpfen kann auch eine Mangeldurchblutung im Bein, die so genannte pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) sein.
Komplikationen
Da Wadenkrämpfe in der Regel harmlos sind, braucht man normalerweise keine größeren Komplikationen zu befürchten. Allerdings gibt es bestimmte Situationen, die zu erheblichen Problemen führen können, wenn in ihnen ein Wadenkrampf auftritt.
Dies gilt insbesondere beim Autofahren oder Motorradfahren, weil sich dabei das Unfallrisiko erhöht. Beim Skifahren besteht durch einen Wadenkrampf die Gefahr, schwer zu stürzen. Zeigt sich ein Wadenkrampf beim Schwimmen, ist im schlimmsten Fall sogar Ertrinken möglich.
Wann zum Arzt?
Gelegentliche Wadenkrämpfe bedürfen keiner ärztlichen Behandlung. Treten die Krämpfe jedoch ständig auf oder zeigen sich weitere Beschwerden wie
- Bewegungseinschränkungen
- Kribbeln
- Lähmungen oder
- Taubheitsgefühle,
ist der Rat eines Arztes zu empfehlen.
Diagnose
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn der Patient immer wieder unter Wadenkrämpfen leidet. So kann der Mediziner verschiedene Untersuchungen vornehmen, um die Schmerzursache zu ergründen.
Anamnese
Durch eine medizinische Untersuchung lassen sich die Auslöser für wiederholte Wadenkrämpfe meist finden. Begonnen wird die Diagnose mit der Befragung des Patienten. Dabei erkundigt sich der Arzt, seit wann und bei welchen Gelegenheiten es zu den Krämpfen kommt, ob auch Familienangehörige unter ihnen leiden und ob spezielle Medikamente eingenommen werden. So gibt es verschiedene Arzneimittel, die Muskelkrämpfe verursachen können.
Körperliche Untersuchung und Blutuntersuchung
Bei einer körperlichen Untersuchung werden die Wadenmuskeln kontrolliert. Außerdem überprüft der Arzt mögliche Einschränkungen des Nervensystems.
Darüber hinaus gilt es, auf eventuelle Muskelverletzungen oder Thrombosen zu achten, die ähnliche Symptome auslösen. Weiterhin werden im Rahmen einer Blutuntersuchung die
- Blutzuckerwerte
- Elektrolyte wie Magnesium, Natrium und Kalzium
- Leberwerte
- Nierenwerte sowie
- Schilddrüsenhormone
untersucht.
Weitere Untersuchungen
Besteht der Verdacht auf eine Gefäßerkrankung, lässt sich eine Röntgenuntersuchung oder eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) durchführen. Ferner sind ein Ischämietest, um die Muskelleistungsfähigkeit zu kontrollieren, eine Elektromyographie (EMG) zur Erfassung der elektrischen Muskelaktivitäten oder eine Elektroneurographie (ENG) möglich.
Sind Rückenbeschwerden der Urheber der Wadenkrämpfe, lässt sich dies mithilfe einer Computertomographie (CT) oder einer Kernspintomographie (MRT) feststellen. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Erkrankung der Nerven, wird die weitere Untersuchung von einem Neurologen fortgesetzt.
Behandlung
Patienten, die regelmäßig unter Wadenkrämpfen leiden, sollten dies ärztlich abklären lassen. In diesem Fall können auch andere Krankheiten dahinter stecken.
Bei Elektrolytmangel
Patienten, die häufig unter Wadenkrämpfen leiden, haben meist einen Elektrolytmangel. Dies kann der Arzt durch die Blutuntersuchung feststellen. Die Elektrolytwerte (Magnesium und Kalzium) sind dann erniedrigt. In diesem Fall kann der Patient Magnesium in Form von Tabletten oder Brausetabletten einnehmen, um den Mangel wieder auszugleichen.
Bei Nebenwirkungen
Wenn die Wadenkrämpfe als Nebenwirkung eines Medikamentes auftreten, so wird der Arzt versuchen, ein gleichwertiges Medikament ohne diese Nebenwirkung zu verordnen, sofern dies möglich ist.
Bei einer Nierenerkrankung
Haben die Untersuchungen eine Nierenerkrankung ergeben, so kann es notwendig werden, dass der Patient an die Dialyse angeschlossen wird. Bei der Blutwäsche wird das Blut des Patienten künstlich mit einer Maschine gereinigt und so die Arbeit der Nieren übernommen.
Im schlimmsten Fall kann eine Organtransplantation notwendig werden, bei der der Patient eine Spenderniere erhält.
Bei Diabetes
Haben die Blutuntersuchungen zu hohe Glucosewerte im Blut ergeben, so leidet der Patient an Diabetes mellitus. Je nach Höhe der Werte müssen diese mit Tabletten oder durch das Spritzen von Insulin gesenkt werden. Der Patient muss von nun an regelmäßig seine Blutwerte kontrollieren.
Bei Krampfadern
Leidet ein Patient unter Krampfadern und deshalb unter den Wadenkrämpfen, so richtet sich die Therapie nach der Art der Krampfadern und vor allem wie stark sie ausgeprägt sind.
In der Apotheke sind diverse Präparate in Form von Salben, Kapseln und Tabletten zur Behandlung von Krampfadern erhältlich. Es kann auch notwendig werden, die Krampfadern zu veröden oder diese operativ zu entfernen.
Bei einer Thrombose
Bei einer Thrombose treten ebenfalls Wadenkrämpfe auf. Dem Patienten wird dann ein Blut verdünnendes Medikament gespritzt. Auch eine Operation kann notwendig werden.
Selbsttherapie
Gegen Wadenkrämpfe gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Selbsttherapie. Dazu zählt zum Beispiel< das behutsame Dehnen des Wadenmuskels.
Dabei setzt sich die betroffene Person hin und umfasst mit einer Hand die Fußzehen. Anschließend wird das Bein langsam durchgezogen, wobei man die Zehen zum Schienbein hin bewegt.
Erscheint einem dies zu kompliziert, kann man auch etwas hin und her laufen. Dabei ist das feste Auftreten auf den Boden wichtig.
Ebenfalls als hilfreich gilt eine leichte Massage des Wadenmuskels. Auf diese Weise lässt sich der Muskel auflockern und die Durchblutung anregen.
Hausmittel
Zur Behandlung von Wadenkrämpfen stehen auch einige Hausmittel zur Verfügung. Besonders bewährt hat sich die Einnahme von Magnesium. Vor allem, wenn die Wadenkrämpfe in der Nacht auftreten, ist es ratsam, vor dem Schlafengehen eine Magnesiumtablette einzunehmen.
Als weiteres wirksames Hausmittel gilt ein Baldrianbad. So hat Baldrian die Eigenschaft, krampflösend und beruhigend zu wirken. In das Bad werden drei Esslöffel Baldriantinktur gegeben.
Bei einem akuten Wadenkrampf kann aber auch eine heiße Dusche die Schmerzen zum Abklingen bringen. Ebenfalls sinnvoll sind Wechselduschen mit kaltem und warmem Wasser.
Da mitunter falsche Schuhe oder Fußfehlstellungen wie Senkfüße bzw. Spreizfüße für häufige Wadenkrämpfe verantwortlich sein können, wird empfohlen, dies zu überprüfen und geeignete Maßnahmen wie das Verwenden von Einlagen zu ergreifen.
Vorbeugung
Als vorbeugend gegen Wadenkrämpfe gilt regelmäßige körperliche Bewegung. So sorgt diese für eine bessere Durchblutung der Wadenmuskulatur. Außerdem sollte viel Mineralwasser getrunken werden, das Magnesium enthält.
Sportler, die häufiger unter Wadenkrämpfen leiden, sind gut beraten, für eine bessere Versorgung mit dem Mineralstoff spezielle Magnesiumpräparate einzunehmen. Leiden ältere Menschen unter nächtlichen Wadenkrämpfen, sollten diese die Beine vor dem Schlafen drei Minuten lang stretchen.
Wadenkrämpfe werden durch Auskühlung gefördert, von daher ist es manchmal schon ausreichend, wenn man darauf achtet, dass die Beine warm zugedeckt sind. Auch ein Kissen unter den Knien kann einem nächtlichen Wadenkrampf vorbeugen.
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- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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