Wahnvorstellungen - Ursachen und Behandlung

Unter Wahnvorstellungen versteht man Vorstellungen von Menschen, die nicht der Realität entsprechen. Sie treten als Symptom von Psychosen wie der Schizophrenie auf.

Von Jens Hirseland

Ursachen

Mediziner vermuten, dass vor allem Stoffwechselstörungen im Gehirn eine Psychose und die damit verbundenen Symptome hervorrufen. Dabei kommt es zu einem Ungleichgewicht bei dem Zusammenspiel der Botenstoffe.

Untermauert wird diese Theorie dadurch, dass sich Symptome wie Wahnvorstellungen durch Medikamente erfolgreich behandeln lassen, die einen Einfluss auf den Stoffwechsel der Nervenzellen haben.

Ebenfalls eine wichtige Rolle beim Ausbruch von Psychosen spielen Umwelteinflüsse oder belastende Ereignisse, von denen die Betroffenen geprägt werden. So reagieren manche Menschen auf ungewöhnliche Belastungen besonders sensibel.

Erkrankungen

Zu den Krankheiten, bei denen Wahnvorstellungen als Symptom auftreten, gehört vor allem die Schizophrenie. Ebenso können Depressionen oder Manien wahnhafte Vorstellungen auslösen. So leiden depressive Menschen häufig unter Schuldwahn oder Verarmungswahn, während sich bei maniekranken Menschen oft Größenwahn zeigt.

Auch bei Demenz besteht die Möglichkeit, dass Wahnvorstellungen auftreten. Dazu gehört zum Beispiel die Überzeugung, dass sich fremde Menschen in der eigenen Wohnung aufhalten würden. In manchen Fällen entstehen isolierte Wahnvorstellungen auch durch Suchtkrankheiten wie Alkoholismus, bei denen es zu geistigen Beeinträchtigungen kommt. Dabei tritt vor allem der Eifersuchtswahn auf.

Folgen

Durch die Wahnvorstellungen besteht die Gefahr, dass die betroffene Person den Überblick über die Realität verliert und dabei Dinge tut, die ihr schaden. Aber auch andere Menschen wie Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen oder Passanten können durch Personen, die unter Wahnvorstellungen leiden, beeinträchtigt oder gar bedroht werden.

Typische negative Folgen und Begleiterscheinungen von Wahnvorstellungen sind

Außerdem verlieren die Patienten immer mehr das Interesse an Dingen, die früher wichtig für sie waren. Eine gefürchtete Komplikation ist die Chronifizierung der Wahnvorstellungen. Das bedeutet, dass sie dauerhaft bestehen bleiben.

Während bei manchen Patienten die Wahnvorstellungen nach einer Therapie wieder verschwinden, zeigen sie sich bei anderen Personen immer wieder. Vermeiden lässt sich ein komplizierter Verlauf häufig durch günstige soziale Umstände wie ein gut funktionierendes soziales Netzwerk. Bei etwa einem Drittel aller Patienten bleibt die Paranoia allerdings dauerhaft bestehen.

Wann zum Arzt?

Wahnvorstellungen im Rahmen einer psychischen Erkrankung wie Schizophrenie erfordern grundsätzlich eine medizinische Behandlung. Je eher die Therapie stattfinden kann, desto günstiger wirkt sich dies auf die Genesung aus.

Diagnose

In den meisten Fällen werden Wahnvorstellungen oder Halluzinationen durch Schizophrenie verursacht. Um die Diagnose Schizophrenie stellen zu können, muss der Arzt allerdings mögliche andere Erkrankungen ausschließen. Dazu gehören eine Persönlichkeitsstörung wie das Borderline-Syndrom, eine organisch bedingte Psychose, die durch eine Gehirnentzündung oder einen Hirntumor hervorgerufen wird, sowie affektive Erkrankungen wie Depressionen.

Anamnese

Zu Beginn der Untersuchung erfasst der behandelnde Arzt die Krankengeschichte des Patienten. In der Regel leiden die betroffenen Personen unter Verfolgungswahn und bizarren Verschwörungstheorien, sodass schon ihr auffälliges Verhalten auf eine psychische Erkrankung schließen lässt.

Als typischer Hinweis auf Wahnvorstellungen gilt das Wahrnehmen von imaginären Stimmen, die die Handlungen des Patienten kommentieren oder Unterhaltungen mit ihm führen. Darüber hinaus lässt der Betroffene ständig seine Gedanken lautwerden und leidet unter Beeinflussungs- oder Kontrollwahn.

Mitunter nehmen die Wahnvorstellungen auch höchst seltsame Auswirkungen an. Dabei muss der Arzt ermitteln, um welche Form von Wahnvorstellung es sich handelt.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten

Als weitere Untersuchungsmethoden kommen eine körperliche Untersuchung, das Erstellen eines Blutbilds sowie eine Untersuchung des Gehirns infrage. Letztere erfolgt zumeist im Rahmen einer Elektroenzephalographie (EEG), einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT).

Behandlung

Menschen, die unter Wahnvorstellungen leiden, medizinisch zu behandeln, ist sehr schwierig, da es ihnen meist an Einsicht mangelt. Nur in seltenen Fällen lässt sich der Patient durch Ärzte oder Verwandte dazu bringen, sich einer Therapie zu unterziehen. Besteht jedoch die Gefahr, dass durch das Verhalten des Erkrankten er selbst oder andere Menschen gefährdet werden, kann man ihn auch zwangsweise behandeln. Vor einer psychiatrischen Therapie ist eine genaue Diagnose sehr wichtig, um die richtigen Therapiemaßnahmen einleiten zu können.

In den meisten Fällen greift man für die Behandlung von Wahnvorstellungen auf Neuroleptika zurück, da diese über eine antipsychotische Wirkung verfügen. Leidet der Patient unter einer Depression oder Manie, verabreicht man ihm zusätzlich Antidepressiva oder antimanische Mittel.

Häufig kann durch die Gabe von Neuroleptika eine schnelle Besserung erzielt werden. Allerdings gibt es auch Wahnformen, die sich als therapieresistent erweisen.

Selbsttherapie

Eine Selbsttherapie ist bei Wahnvorstellungen leider nicht möglich. So werden diese zumeist durch schwere psychische Erkrankungen wie Schizophrenie hervorgerufen, die stets eine medizinische Therapie mit speziellen Medikamenten erfordern. Ein weiteres Problem ist, dass sich die Betroffenen oft gar nicht krank fühlen und daher jegliche Behandlung ablehnen.

Vorbeugung

Auch eine Vorbeugung von Wahnvorstellungen ist schwierig. Damit es nicht erneut zu Halluzinationen kommt, müssen die Patienten regelmäßig ihre vom Arzt verordneten Medikamente einnehmen. Auch das Einhalten von Arztterminen sowie einer Gesprächstherapie ist überaus wichtig.

Darüber hinaus benötigt der Patient einen regelmäßigen Tagesablauf, der gut strukturiert ist, sowie eine sinnvolle Beschäftigung. Unbedingt zu vermeiden ist der Genuss von Drogen und alkoholischen Getränken. So kann es zum Beispiel durch Halluzinogene wie LSD zu einer schizophrenen Psychose kommen.

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