Zungenbrennen - Ursachen und Behandlung
Patienten, die unter Zungenbrennen leiden, empfinden dies als sehr unangenehm. Die diesem Symptom zugrunde liegende Krankheit wird von verschiedenen Fachärzten therapiert.
Ärzte bezeichnen Zungenbrennen auch als Glossodynie, Glossalgie oder BMS (Burning-Mouth-Syndrom). Gemeint sind damit Missempfindungen an der Zungen- und Mundschleimhaut wie Brennen oder stechende Schmerzen.
Vorkommen
Besonders betroffen von Zungenbrennen sind Frauen über 40. Vor allem in den Wechseljahren manifestiert sich die Missempfindung.
Bei Männern tritt eine Glossodynie dagegen nur selten auf und zeigt sich dann eher an den Lippen. Schätzungen zufolge kommt Zungenbrennen bei jedem 30. Erwachsenen vor.
In den meisten Fällen ist Zungenbrennen zwar lästig aber ungefährlich. Nur selten verbirgt sich eine schwerwiegende Grunderkrankung oder Mangelerscheinung dahinter.
Symptome
Bemerkbar macht sich eine Glossodynie durch unangenehme Missempfindungen auf der Zunge wie
Oft fühlt sich die Zunge an, als sei sie entzündet. In manchen Fällen kann es zu Empfindungsstörungen, Mundtrockenheit oder Geschmacksstörungen kommen.
Am häufigsten zeigt sich das Zungenbrennen an der Spitze der Zunge oder am Seitenrand. Im Unterschied zu Frauen leiden Männer bei einer Glossodynie mehr an Lippenbrennen.
Ursachen
Als häufigste Ursachen einer Glossodynie gelten mechanische Belastungen. Dabei kann es sich um schlecht sitzende Zahnprothesen, das Reiben der Zunge an den Kanten der Zähne, Saugbewegungen oder Zungenpressen handeln.
Ein Brennen auf der Zunge kann die Nebenwirkung einiger Operationen sein. Wird bei einer Kieferoperation ein Nerv verletzt, so kann dies zu Zungenbrennen führen.
Aus dem Bereich der Zahnmedizin kann zudem ein schlecht sitzender Zahnersatz (z.B. Krone) die Ursache für das Zungenbrennen sein. Auch Zahnstein kann zu Zungenbrennen führen, wenn dieser nicht regelmäßig entfernt wird.
Wurde ein Zahn mit einer zu großen Menge an Füllmaterial verschlossen, so kann auch dies nach einiger Zeit zu Zungenbrennen führen. Menschen, die ihr Essen gerne heiß und/oder scharf genießen, können dadurch ebenfalls Zungenbrennen verursachen.
Auch Getränke wie zum Beispiel Pfefferminztee können für die Beschwerden verantwortlich sein, ebenso Hormone. Frauen in den Wechseljahren durchleben eine hormonelle Umstellung, die auch mit Zungenbrennen einhergehen kann.
Menschen, die beruflich oder privat regelmäßig Stress ausgesetzt sind, können neben diversen anderen Beschwerden ebenfalls unter Zungenbrennen leiden.
Erkrankungen
Kariöse Zähne können ebenfalls Zungenbrennen verursachen, ebenso etliche körperliche Erkrankungen wie der Eisenmangel, die Zuckerkrankheit sowie einige Leber- und Magenerkrankungen.
Auch psychische Krankheiten können zu Zungenbrennen führen. Dies kann zum Beispiel bei der Schizophrenie oder den Depressionen vorkommen.
Allergien können auch zu Zungenbrennen führen. Dazu gehört die Kontaktallergie, die immer dann auftritt, wenn der Betroffene im Mundbereich mit einem Stoff in Kontakt kommt, auf den sein Körper allergisch reagiert. Dies kann zum Beispiel bei einem Zungenpiercing der Fall sein, wenn der Patient allergisch auf Nickel ist.
Nicht nur Piercings können jedoch Kontaktallergien auslösen. Empfindliche Menschen können auch auf ein Mundwasser mit Zungenbrennen reagieren.
Als weitere mögliche Auslöser kommen
- Sodbrennen
- Zöliakie
- Gicht
- Colitis ulcerosa
- Gallen- oder Leberinfektionen
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- AIDS
- Mukoviszidose
- Pilzinfektionen sowie
- einige Krebserkrankungen wie Morbus Hodgkin
infrage.
Sjögren-Syndrom
In manchen Fällen ist das Zungenbrennen jedoch die Begleiterscheinung einer Grunderkrankung wie zum Beispiel dem Sjögren-Syndrom, das zu den systemischen Autoimmunkrankheiten zählt. Dabei kommt es zu Funktionseinschränkungen der Schleimhautdrüsen.
Das Sjögren-Syndrom tritt vorwiegend bei Frauen über 40 Jahren auf. Aber auch Fibromyalgie und Multiple Sklerose gehen nicht selten mit Zungenbrennen einher.
Komplikationen
Komplikationen sind bei Zungenbrennen grundsätzlich nicht zu befürchten. Allerdings ist eine umfangreiche psychische Belastung der betroffenen Person durchaus möglich.
Der Verlauf des Zungenbrennens hängt letztlich von der jeweiligen auslösenden Ursache ab. So verschwindet mit einer erfolgreichen Behandlung der Grunderkrankung wie zum Beispiel Blutarmut auch das lästige Brennen auf der Zunge wieder.
Handelt es sich dagegen um psychosomatische Ursachen, droht ein langwieriger Verlauf des Leidens. In den meisten Fällen ist das Zungenbrennen jedoch harmlos.
Diagnose
Bei Zungenbrennen wird normalerweise zunächst ein Zahnarzt aufgesucht. So kann das Brennen unter anderem durch schlecht sitzende Zahnprothesen ausgelöst werden. Darüber hinaus sind aber auch
- Neurologen
- Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
- Hautärzte oder sogar
- Psychiater
in der Lage, die Diagnose Zungenbrennen zu stellen. Dazu sieht sich der Arzt die Zunge genau an.
Anamnese
Darüber hinaus erkundigt sich der Mediziner, ob der Patient unter weiteren Beschwerden wie Mundtrockenheit oder Geschmacksstörungen leidet. Von Interesse sind außerdem die Ess- und Trinkgewohnheiten sowie der Tabak- und Alkoholkonsum der betroffenen Person.
Von Wichtigkeit kann darüber hinaus sein, ob Zungenbrennen schon mehrfach in der Familie aufgetreten ist. Darüber hinaus fragt der Zahnarzt nach eventuellem Zahnersatz, wie lange der Patient diesen schon benutzt und wie gründlich er ihn reinigt.
Ärztliche Untersuchung
Die Ursachen von Zungenbrennen zu diagnostizieren, ist nicht immer einfach. Je mehr zusätzliche Beschwerden vorliegen, desto leichter fällt es dem Arzt, den Auslöser, der für das brennende Gefühl auf der Zunge verantwortlich ist, zu ermitteln.
Hilfreiche Anzeichen
So deutet beispielsweise eine blasse Haut des Patienten auf Blutarmut hin. Darüber hinaus ist es möglich, dass das Zungenbrennen von Zungenerkrankungen wie
- einer Faltenzunge
- einer Landkartenzunge oder
- einer Knötchenflechte
verursacht wird.
Zusätzliche Untersuchungen
Ob weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen, richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung. So können zum Beispiel
- ein Allergietest
- ein mikrobiologischer Abstrich
- die Entnahme von Gewebe oder
- eine Blutabnahme zur Erstellung eines Blutbilds
erfolgen. Diese Untersuchungen finden normalerweise statt, wenn der Patient vom Zahnarzt zu einem anderen Arzt überwiesen wurde.
Behandlung
Haben die Untersuchungen keine Erkrankung als Ursache für das Zungenbrennen ergeben, so kann die Zunge zum Beispiel mit Kamillenpräparaten behandelt werden. Auch die Einnahme eines Antibiotikums kann die Beschwerden lindern.
In den meisten Fällen ist das Zungenbrennen jedoch Symptom einer Krankheit. In diesen Fällen muss die Grunderkrankung therapiert werden, so dass der Patient auch vom Zungenbrennen geheilt wird.
Zu den unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gehören zudem eine Zahnsanierung sowie eine kognitive Verhaltenstherapie. Bei Frauen kann nach der Menopause auch eine Hormonersatztherapie mit Östrogenen durchgeführt werden.
Bei schlecht sitzendem Zahnersatz und Nickelallergie
Liegt die Ursache der Beschwerden in einem schlecht sitzenden Zahnersatz (z.B. Prothese), so korrigiert dies der Zahnarzt. Sofern ein Zahn eine kariöse Stelle hat und diese das Zungenbrennen ausgelöst hat, so bohrt der Zahnarzt und schließt den Zahn wieder mit einer Füllung.
Hat der Hautarzt eine Allergie auf Nickel diagnostiziert, so muss der Patient derartige Präparate oder Schmuck meiden, um vom Zungenbrennen geheilt zu werden. Auch Piercings im Mund sollten dann entfernt werden.
Bei weiteren möglichen Erkrankungen
Liegen dem Symptom Zungenbrennen andere Krankheiten zugrunde, so können die Einnahme oder das Spritzen von Medikamenten und weitere Therapien notwendig werden.
Ist das Zungenbrennen auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen, so findet die Behandlung bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten statt. Dieser führt ausführliche Gespräche mit dem Patienten. Teilweise ist auch die Einnahme von Medikamenten notwendig.
Liegen beispielsweise psychische Begleitsymptome vor, gilt die Gabe von Antidepressiva als hilfreich. Diese Mittel haben den Vorteil, dass sie sowohl die psychischen Symptome bekämpfen, als auch die Wahrnehmung der Schmerzen verändern.
Selbsttherapie
Die Behandlung von Zungenbrennen hängt von der auslösenden Ursache ab. Sofern keine Grunderkrankungen für die brennende Zunge verantwortlich sind, ist es möglich, die Beschwerden durch das Spülen mit Kamillentee, Salbeitee oder Myrrhe zu lindern.
Aber auch die Anwendung von Pantothensäure oder von oberflächlich wirkenden lokalen Betäubungsmitteln gilt als hilfreich. Ebenfalls eine lindernde Wirkung bei Zungenbrennen entfalten Lindenblütentee oder Malvenblättertee. Diese sind mit reizlindernden Substanzen ausgestattet.
Verzichtet werden muss dagegen auf Alkohol und Zigaretten. Weitere Mittel zur Selbstbehandlung von Zungenbrennen, deren Wirkung jedoch umstritten ist, sind
- Salzwasser
- Cystustee
- Zinktabletten
- Mundspülungen sowie
- Homöopathika.
Wird das Zungenbrennen von einer psychischen Erkrankung hervorgerufen, sollte eine Psychotherapie erfolgen. Löst dagegen die Einnahme von bestimmten Medikamenten das Brennen auf der Zunge aus, ist es besser, in Absprache mit einem Arzt auf ein anderes Mittel zurückzugreifen, das diese Nebenwirkungen nicht aufweist.
Gestresste Menschen, die unter Zungenbrennen leiden, sollten Entspannungsübungen erlernen und diese regelmäßig anwenden. Wenn der Körper wieder zur Ruhe gekommen ist, verschwindet häufig auch das Zungenbrennen.
Vorbeugung
Zungenbrennen vorzubeugen ist nicht so einfach. Als sinnvoll gilt eine konsequente Mundhygiene. Dabei sollten Mittel zur Anwendung kommen, die nicht zu einer zusätzlichen Reizung des Mundraums führen.
Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, empfiehlt sich eine gesunde Ernährung, die reichlich Obst und Gemüse beinhaltet. Vorsicht ist dagegen beim Genuss von sauren und scharfen Lebensmitteln geboten. Das Gleiche gilt für den Konsum von Tabak und Alkohol.
Im Falle einer Allergie müssen die auslösenden Stoffe konsequent vermieden werden.
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