Unfall auf der Autobahn: So verhält man sich richtig
Verkehrsunfälle auf der Autobahn gelten als besonders gefährlich. Umso wichtiger ist es, sich im Ernstfall angemessen zu verhalten.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ereignen sich in Deutschland jedes Jahr ca. 2,5 Millionen registrierte Verkehrsunfälle. Als besonders Anfällig für schwere Unfälle wird die Autobahn eingestuft. Dort läuft der Verkehr oftmals sehr schnell und hektisch ab, was bei manchem Autofahrer für Unruhe sorgt. So gilt es zum Beispiel, den rückwärtigen Verkehr ständig im Auge zu behalten und die Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen. Verfügt der Autofahrer über genügend Erfahrung, stellt die Autobahn in der Regel kein Problem für ihn dar.
Ist die Autobahn wirklich so gefährlich?
Im internationalen Vergleich schneiden die deutschen Autobahnen relativ sicher ab. So treten hierzulande die meisten Autounfälle jenseits von ihnen auf. Lediglich ungefähr 6-7 Prozent aller Verkehrsunfälle in Deutschland geschehen auf der Autobahn. Einer der Gründe dafür ist der homogene Verkehr, denn weder Landwirtschaftsfahrzeuge, Mofas, Fahrräder oder Fußgänger dürfen die Autobahn benutzen. Daher besteht gar nicht erst die Gefahr, dass einer dieser Verkehrsteilnehmer verletzt wird. Darüber hinaus ist der Gegenverkehr ausgegrenzt, sodass es nicht zu frontalen Kollisionen kommen kann.
Hauptrisiko zu dichtes Auffahren
Dennoch sind Unfälle auf der Autobahn als überaus gefährlich einzustufen, was vor allem an den hohen Geschwindigkeiten liegt. Eines der größten Risiken ist das Nichteinhalten des Sicherheitsabstands zum vorderen Fahrzeug. Gerade bei Stauenden besteht eine erhöhte Unfallgefahr. Meist ist die Unaufmerksamkeit der Fahrer schuld daran. Nicht selten nehmen Auffahrunfälle einen tödlichen Ausgang. Gelegentlich sind sogar Massenkarambolagen zu verzeichnen.
Auf der Autobahn muss zudem bedacht werden, dass dort teilweise andere Verkehrsregeln herrschen als in geschlossenen Ortschaften oder auf Landstraßen. So wird die Gefahr eines Unfalls durch verschiedene Faktoren erhöht. Daher handelt es sich bei einem Autobahnunfall um eine Ausnahmesituation, in der das korrekte Verhalten umso wichtiger ist.
Wie man sich bei einem Autounfall auf der Autobahn richtig verhält
Wird ein Fahrer tatsächlich einmal in einen Unfall auf der Autobahn verwickelt, sollte er Ruhe bewahren und so besonnen wie möglich reagieren. Nicht immer können die nachfolgenden Verkehrsteilnehmer einen Unfall sofort richtig einschätzen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn noch keine Absicherung der Unfallstelle besteht. Außerdem verringert nicht jeder Autofahrer das Tempo. Infolgedessen herrschen in der Nähe des Unfallorts hohe Geschwindigkeiten. Aus diesem Grund ist es von Wichtigkeit, dass der Autofahrer, der in den Unfall verwickelt wurde, sich erst einmal in Sicherheit bringt. Darüber hinaus muss die Unfallstelle abgesichert werden.
Warnweste anlegen
Hält das Auto auf dem Sicherheitsstreifen, empfiehlt es sich, vor dem Absichern des Unfallortes eine Warnweste anzulegen. Dadurch können die anderen Verkehrsteilnehmer den Unfall nach dem Aussteigen registrieren. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Warnweste nicht im Kofferraum des Wagens aufzubewahren, sondern entsprechend griffbereit ins Cockpit zu legen. Für den Fall, dass sich mehrere Personen im Auto befinden, ist es ratsam, mehrere Warnwesten zur Verfügung zu haben. Ist die Warnweste angelegt, müssen die Autoinsassen den Verkehr sorgfältig im Auge behalten. Herrscht bereits Dunkelheit, darf die Fahrzeugbeleuchtung nicht ausgeschaltet werden. Gleiches gilt für das Warnblinklicht.
An welcher Stelle das Fahrzeug verlassen?
Auf der Autobahn kann es sehr gefährlich sein, längere Zeit im Fahrzeug zu bleiben. Das Verlassen des Wagens sollte aber nicht über die Fahrerseite erfolgen. Sicherer ist es, über den Beifahrersitz zu rutschen und über diese Seite aus dem Auto zu steigen. Danach begeben sich die Autoinsassen hinter die Leitplanke der Autobahn und bereiten das Aufstellen des Warndreiecks vor.
Absichern der Unfallstelle
Nach dem sicheren Verlassen des Fahrzeugs kann das Warndreieck aufgestellt werden. Dieses sollte man gut sichtbar vor sich her tragen.
Der passende Abstand des Warndreiecks zum Auto beträgt auf der Autobahn mindestens 150 Meter. Auf Landstraßen wird dagegen ein Abstand von 100 Metern empfohlen und in Ortschaften ein Abstand von 50 Metern. Die niedersächsische Polizei rät sogar zu einem Sicherheitsabstand von mindestens 200 Metern auf der Autobahn.
Es sollten gelbe Blinkleuchten eingesetzt werden. Das Warndreieck muss funktionstüchtig sein und darf nicht durch den Fahrtwind der vorbeifahrenden Fahrzeuge umkippen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Funktionsfähigkeit des Warndreiecks regelmäßig zu kontrollieren.
Sind bei dem Unfall Menschen zu Schaden gekommen, sollte der Abstand des Warndreiecks höher ausfallen. Beim Aufstellen muss sich der Autoinsasse so weit wie es geht vom Fahrbahnrand entfernt halten und sich so lange wie möglich hinter der Leitplanke aufhalten. Auch im Falle von verletzten Personen ist zuerst das Absichern der Unfallstelle notwendig, um auf diese Weise weitere Schäden zu verhindern.
Einen Notruf absetzen
Ist ein Mensch bei dem Autounfall verletzt worden oder befinden sich Teile des Fahrzeugs auf der Fahrbahn, gilt es, den Notruf 112 zu wählen. Auch die Polizei (110) ist zu verständigen. Dabei ist es wichtig, den Rettungskräften sämtliche relevanten Details über den Unfall mitzuteilen. Im Falle von Personenschäden muss der Rettungsdienst Kenntnis über die Verletzungen der Geschädigten erhalten. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:
- An welcher Stelle hat der Unfall stattgefunden?
- Wie ist der Unfall genau abgelaufen?
- Um wie viele Verletzte handelt es sich?
- Welche Verletzungen bestehen?
- Wie stark ausgeprägt sind die Verletzungen?
Nicht immer ist es erforderlich, nach einem Unfall auf der Autobahn den Rettungsdienst zu alarmieren. Liegen ausschließlich Schäden am Auto vor, bedarf es keines Rettungseinsatzes, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind.
Erste Hilfe nach einem Autounfall
Sind Personen bei dem Autounfall verletzt und der Rettungsdienst verständigt worden, kann den betroffenen Personen Erste Hilfe geleistet werden. In Deutschland besteht dazu sogar eine gesetzliche Verpflichtung, was jedoch nicht für jede Situation gilt. So muss der Beteiligte nicht sein eigenes Leben für die Erste-Hilfe-Maßnahmen riskieren.
Unfälle mit einem Lkw
Ist ein Lkw, der Gefahrengut geladen hat, von einem Unfall betroffen, gilt ein Sicherheitsabstand von mindestens 60 Metern. In solchen Fällen können nur spezialisierte Rettungskräfte Hilfe leisten.
Daten austauschen und Hergang des Unfalls dokumentieren
Nimmt die Polizei die Personalien nicht auf, wird den Beteiligten dazu geraten, untereinander ihre Daten auszutauschen. Auf diese Weise lassen sich später Versicherungsansprüche gewährleisten. Will ein Unfallbeteiligter seine Personalien nicht nennen, ist die Polizei darüber zu informieren.
Außerdem wird empfohlen, den Unfallhergang durch die Aufnahme von Fotos oder das Anfertigen einer Skizze zu dokumentieren. Diese Unterlagen lassen sich als Beweis verwenden und sind wichtig für die Rekonstruktion des Unfallgeschehens. Ebenso kann die Schuld am Unfall mit ihrer Hilfe geklärt werden.
Weitere Unfälle vermeiden
Auch die anderen Verkehrsteilnehmer müssen Sorge dafür tragen, dass sie durch ihr Verhalten keinen weiteren Autobahnunfall verschulden. Darüber hinaus ist den Rettungskräften der Zugang zur Unfallstelle zu ermöglichen.
Zu den richtigen Verhaltensweisen der nicht direkt am Unfall beteiligten Verkehrsteilnehmer zählen:
- Das Reduzieren der Geschwindigkeit
- Das vorausschauende Fahren
- Das Einschalten des Warnblinkers, um den nachfolgenden Verkehr zu warnen
- Die Bildung einer Rettungsgasse
Unbeteiligte dürfen nicht an der Unfallstelle anhalten und müssen sie zügig verlassen. Auch Film- oder Fotoaufnahmen haben zu unterbleiben, da diese das rasche Weiterfahren behindern können. Ebenso ist das Fahrzeug nicht zu verlassen.
Damit der Rettungsdienst Verletzte schnell versorgen kann, muss auf der Autobahn unbedingt eine Rettungsgasse gebildet werden. Mitunter entscheidet diese über Leben und Tod.
Bildung einer Rettungsgasse
Gebildet wird eine Rettungsgasse auf der Autobahn stets zwischen der Spur, die sich am weitesten auf der linken Seite befindet, sowie der rechts daneben liegenden Spur. Prinzipiell begeben sich also alle Autofahrer auf der Überholspur mit ihrem Fahrzeug auf den linken Rand. Die weiteren Fahrer steuern ihr Fahrzeug so weit wie es geht auf die rechte Seite. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Spuren auf der Fahrbahn die Rettungsgasse bilden.
Rettungshubschrauber auf der Autobahn
Will ein Rettungshubschrauber auf der Autobahn landen und befindet sich bereits dicht über der Fahrbahn, muss der Fahrer seinen Wagen sofort anhalten. Nach der Landung darf nicht der Versuch unternommen werden, rasch an dem Hubschrauber vorbeizukommen, um Zeit zu sparen. So haben Menschenleben stets Vorrang.
Fazit
Autobahnunfälle stellen ein enormes Risiko dar. Verhalten sich die beteiligten Autofahrer jedoch korrekt, vermindert dies die Gefahr von Folgeunfällen und erhöht zugleich die eigene Sicherheit.