Auswirkungen von übermäßigem Computerspielen und Tipps zum verantwortungsbewussten Umgang
Computerspiele sind heutzutage ein fester Bestandteil der Freizeitgestaltung. Kritiker sprechen jedoch von negativen Auswirkungen durch übermäßiges Computerspielen. Eltern sollten auf einen Umgang achten und ebenso darauf, was deren Nachwuchs spielt. Wichtig sind somit feste Spielzeiten, altersgerechte Inhalte und zudem eine kindersichere Gestaltung des Internets. Lesen Sie über die Auswirkungen von übermäßigem Computerspielen und informieren Sie sich über Möglichkeiten, Ihrem Nachwuchs einen verantwortungsbewussten Umgang zu vermitteln.
Immer mehr Haushalte verfügen über mindestens einen Computer. Die PCs lassen sich sowohl zum Arbeiten als auch zur Freizeitgestaltung verwenden.
Vor allem Kinder und Jugendliche nutzen die Rechner gerne, um damit Computerspiele zu spielen und verbringen häufig viel Zeit damit.
Computerspiele in der Kritik
Mit dem steigenden Konsum wächst aber auch die Besorgnis von Eltern, Lehrern und Wissenschaftlern, dass dieses Hobby negative Auswirkungen haben könnte.
Computerspielsucht
Allein in Deutschland gelten rund 100.000 junge Menschen als computerspielsüchtig. Besonders betroffen davon sind junge Männer, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind. Manche Hirnforscher vertreten die Ansicht, dass der exzessive Gebrauch von Computerspielen zu dem Suchtverhalten führt und sogar Realitätssinnsverlust zur Folge haben kann.
Multiplayer-Games besonders kritisch
Eine hohe Suchtgefahr geht von Multiplayer-Games wie World of Warcraft aus. Diese Games veranlassen den Spieler, immer weiter zu machen, um aufzusteigen und andere Mitspieler zu übertrumpfen.
Es erfolgt kein wirkliches Spielende, sondern der Player soll seine Fähigkeiten und Strategien immer weiter ausbauen und verbessern. Der eigene Spielcharakter steht im Vordergrund, oft sind auch Freunde an den Games beteiligt, so dass ein Ausstieg aus dem Langzeit-Spiel für viele einer Niederlage gleich käme.
Ursachen
Die Ursachen für Computerspielsucht sind ähnlich wie bei einer konventionellen Spielsucht. Meist sind die Betroffenen von
- mangelndem Selbstvertrauen
- sozialen Unsicherheiten
- Ängsten und
- Depressionen
geprägt. Auch schulischer und beruflicher Stress oder Zurückweisung gelten als Faktoren, die Computerspielsucht begünstigen.
Die Computerspiele dienen dazu, vor den Problemen der realen Welt zu flüchten. Im Gegensatz zur wirklichen Welt verfügen die Spieler in der virtuellen Welt über Kontrolle und Selbstwertgefühl. Von anderen Spielern erhalten sie zudem Respekt und Anerkennung, was in der realen Welt nicht der Fall ist.Merkmale
Zu erkennen ist eine Computerspielsucht durch bestimmte Merkmale. So sind die betroffenen Personen ständig mit dem Spielen von Games beschäftigt und vernachlässigen alles andere.
Da das Zeitgefühl abhanden kommt, leiden auch soziale und geschäftliche Kontakte unter diesem Verhalten. Können die Betroffenen nicht mehr spielen, machen sich Entzugserscheinungen wie
- Schweißausbrüche
- Reizbarkeit
- Nervosität
- Zittern und
- Depressionen
bemerkbar.
Die Computerspielsucht beginnt oft durch das Spielen einfacher Games am PC, wobei das Verlangen nach und nach steigt. Viele unter Spielsucht Leidende lassen sich besonders schnell ablenken oder sind allgemein labiler.
Es kann soweit gehen, dass ein Gamer die tatsächliche Realität leugnet und sich gleichzeitig von seinem sozialen Umfeld in der Realität löst. Die Computerspiele suggerieren eine andere Welt, die nach eigenem Ermessen gestaltet werden kann.
Weitere Symptome, die auf eine Computerspielsucht hinweisen:
- Bei Entzug der Games zeigt sich aggressives Verhalten
- Die Zahl der Freunde in der virtuellen Welt ist höher als in der realen
- Eingeschränkte Körperhygiene, Desinteresse oder Verwahrlosung
Schleichender Prozess
Eine Spielsucht entsteht nicht schlagartig, sondern beginnt schleichend. Zunächst sind die Games nur ein netter Zeitvertreib, später wächst das Verlangen zu spielen.
Dann entwickelt der Zocker einen wahrhaften Zwang, sich in seine eigene Welt zu flüchten. Durch das Erschaffen von Traumwelten rückt die Realität immer weiter in den Hintergrund; schließlich ist es Spielsüchtigen kaum noch möglich, reale Situationen von virtuellen zu unterscheiden.
Behandlung
Um von der Sucht wieder wegzukommen, ist oftmals eine Psychotherapie notwendig, bei der man den seelischen Problemen auf den Grund geht. Nur ein qualifizierter Psychotherapeut kann eine echte Computerspielsucht diagnostizieren. In der Regel erkennen bereits Familienangehörige oder Freunde die Anzeichen einer Spielsucht, doch oft ist es ein langer Weg, bis Betroffene tatsächlich Hilfe suchen.
Wendet sich der Spielsüchtige an einen Therapeuten, kann dieser im Rahmen einer Gesprächstherapie herausfinden, wo die Ursachen zu suchen sind. Häufig kommen verborgene Ängste ans Licht, über die der Patient seit vielen Jahren nicht gesprochen hat und die tief im Unterbewusstsein brodeln. Der Einsatz von Medikamenten ist in der Regel nicht nötig, es sei denn, der Patient findet sich nicht mehr in der Realität zurecht oder leugnet sie.
Auch eine stationäre Behandlung ist mit Zustimmung des Betroffenen möglich. In einer Klinik lernen Spielsüchtige, sich zu entspannen und ihre Motivation auf andere Aktivitäten umzulenken. Das eigene Ich anzuerkennen und das Selbstbewusstsein zu steigern sind Ziele der Therapie.
Aggressionspotenzial und körperliche Auswirkungen
Ein weiterer Kritikpunkt an Computerspielen ist, dass sie Kinder und Jugendliche aggressiv machen würden. Besonders die so genannten Killerspiele stehen im Kreuzfeuer der Kritik.
Neuere Studien belegen jedoch, dass die Kinder nicht durch gewalttätige Computerspiele aggressiv werden. Stattdessen wählen Kinder und Jugendliche, die bereits aggressiv sind, bevorzugt gewalttätige Spiele aus.
Studie in den USA
In den USA hat jetzt eine Studie für einige Überraschung gesorgt. Wissenschaftler haben festgestellt, dass gewalthaltige PC-Spiele sogar das moralische Empfinden verbessern sollen. Die Probanden spielten brutale Videospiele, mit dem Ergebnis, dass viele der Player ein schlechtes Gewissen hatten und im wirklichen Leben mehr Toleranz und Mitgefühl zeigten.
Fast 200 Studienteilnehmer agierten als Shooter und waren entweder Terrorist oder Soldat. Anschließend beantworteten die Probanden einen Fragebogen, dessen Auswertung zu den Studienergebnissen führte. Die Studienleiter fanden allerdings auch heraus, dass es je nach kultureller Herkunft erhebliche Unterschiede beim Schuldempfinden gab.
Übermäßiges Computerspielen kann jedoch nicht nur auf das Verhalten negative Auswirkungen haben, sondern auch auf die Gesundheit. So wurde festgestellt, dass Kinder, die viel Zeit vor dem Computer verbringen, häufig unter Kopf- und Rückenschmerzen leiden und Probleme haben, eine stabile Körperhaltung einzunehmen. Ein maßvolles Konsumverhalten ist daher also durchaus zu empfehlen.
Einen verantwortungsbewussten Umgang mit Spielen vermitteln
Wenn Kinder betroffen sind, stehen Eltern diesen Dingen meist eher ratlos gegenüber; man findet sich einfach damit ab, und weiß in den meisten Fällen eigentlich gar nicht so genau, was die Sprösslinge da vor dem PC eigentlich überhaupt machen. Mit der Kommunikation in den Familien steht es da wohl auch nicht zum Besten - die Abwechslung besteht da vermutlich hauptsächlich in gemeinsam schweigendem Fernsehen und totalem Rückzug.
Hier muss schon einmal auch an die Verantwortung appelliert werden, die Elternschaft nun einmal mit sich bringt. Je mehr sich Eltern am Tun ihrer Kinder interessiert zeigen, desto weniger besteht eine akute Suchtgefahr.
Die Kinder sind damit ja in die gemeinsame Welt der Familie mit eingebunden, die ein Gefühl von Sicherheit und auch Identität vermittelt - und damit den Rückzug in eine virtuelle Fantasie-Welt nicht mehr unbedingt nötig macht. Psychologisch gesehen sind solche virtuellen Welten auch viel zu oberflächlich, um als Pendant zum wirklichen Leben angesehen werden zu können: die Handlungsmuster, die den Figuren in solchen Spielen zur Verfügung stehen, sind vorgegeben und extrem begrenzt - eine Möglichkeit, wirkliche Gefühle auszuleben besteht dabei nicht, was dazu führt, dass auch die persönlichen Handlungsmuster in der wirklichen Welt verloren gehen und sich die Persönlichkeit zunehmend "abflacht". Die Verantwortung, hier ein Gegengewicht zu schaffen, liegt eindeutig bei den Eltern.
Altersklasse und Inhalte prüfen
Wird ein neues Computerspiel gekauft, so sollten die Eltern zusammen mit ihrem Kind als erstes nachsehen, für welche Altersklasse dieses Spiel geeignet ist. Im Zweifel sollte das Kind lieber älter als die Altersempfehlung sein, auf keinen Fall jünger.
Aber auch der Inhalt des Spieles sollte zusammen durchgeschaut werden. Es gibt nicht wenige Kinder, die mit altersgemäßen Spielen aufgrund der Handlung überfordert sind. Handelt es sich hingegen um ein forderndes Rätselspiel, können dem Kind deutlich mehr Freiheiten eingeräumt werden als wenn es sich um ein monotones Actionspiel handelt.
Eltern sollten sich daher regelmäßig zu ihren Kindern setzen und entweder mit ihnen gemeinsam das Spiel durchspielen oder zumindest intensiv zusehen. Nur so können sie beurteilen, ob das Spiel für ihr Kind empfehlenswert ist.
Feste Spielzeiten festlegen
Sitzt ein Kind erst einmal konzentriert vor dem Computer, so ist es meist so vertieft, dass es alles um sich herum vergisst. Die Zeit am Computer sollte jedoch zuvor genau festgelegt werden. Dabei genügt es nicht, den Kindern zu sagen, dass nach einer halben Stunde Schluss ist. Man muss auch erklären, warum zu langes Spielen schädlich sein kann.
- Kinder unter vier Jahren sollten noch gar nicht am Computer spielen.
- Für Vier- bis Sechsjährige gilt als Faustregel, dass eine halbe Stunde Computerspielen pro Tag absolut ausreichend ist. Außerdem sollten die Vorschüler auch nicht alleine am PC sitzen.
- Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren dürfen schon eine Dreiviertelstunde spielen und
- 10- bis 13-Jährige eine Stunde.
Insgesamt kann in diesem Zusammenhang kein pauschaler Wert genannt werden, wie lange das Spielen von Onlinespielen denn nun für Kinder gesund sei. Zudem kann darüber gestritten werden, ob das Spielen solcher Spielformen überhaupt förderlich sei und ob es nicht vielmehr darum gehe zu klären, welches Maß noch nicht ungesund ist.
Diese Zeiten kann man jedoch nur einhalten, wenn man sie von Anfang an befolgt und sich auch daran hält. Hat man ein Kind bisher immer stundenlang spielen lassen und möchte im Alter von 11 Jahren bestimmen, dass nur noch eine Stunde täglich gespielt werden darf, wird man vermutlich wenig erfolgreich sein.
Wird mit dem Onlinespielen begonnen, sobald alle Aufgaben erledigt sind, darf auch ruhig länger gespielt werden. Dienen solche virtuellen Spielformen hingegen der Ablenkung vom Alltag und werden beispielsweise gespielt, statt die Hausaufgaben zu erledigen, sollte die Spieldauer beschränkt werden.
Des Weiteren macht es in vielen Fällen Sinn, das Spielverhalten über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Viele Kinder spielen über einen Zeitraum von beispielsweise einer Woche lediglich recht viel, weil etwa ein neues Onlinespiel gefunden wurde, welches Spaß macht und eine große Herausforderung darstellt.
Die nächste Woche ist das Ganze vielleicht schon nicht mehr so interessant und die Spielaktivitäten gehen stark zurück.
Als Elternteil sollte das Spielverhalten deshalb langfristig beobachtet und erst dann eingeschritten werden, wenn dieses dauerhaft zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Das Internet kindersicher gestalten
Damit die Kinder im Internet nur auf bestimmte Seiten Zugriff haben, sollte man die anderen sperren und den Kindern auch erklären, warum. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass es Seiten mit pornografischem Bildmaterial gibt oder solche, die kostenpflichtig sind. Nur so werden die Kinder einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Computer lernen können.