Münzenkunde (Numismatik) - Geschichte, Wertbestimmung und Themengebiete beim Sammeln von Münzen

Münzen sind heute ein alltäglicher Bestandteil des Geldes. Der Wert einer Münze hängt nicht nur vom Material ab. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Münzen bezeichnet man als Münzenkunde oder auch Numismatik, doch auch im Bereich des Münzensammelns wird der Begriff häufig verwendet. Wie viel eine Münze tatsächlich Wert ist, kann man von einem Münzhändler bestimmen lassen. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Münzenkunde.

Von Jens Hirseland

Geschichte der Münzen

Die ersten Funde

In welchem Jahr genau die Prägung der ersten Münzen stattfand, ist nicht bekannt. Die ältesten Funde von Geld aus Metall wurden im Mittelmeerraum gemacht und sind ungefähr 4.000 Jahre alt. Als Zahlungsmittel verwendete man seinerzeit noch Hausminiaturen aus Bronze.

Münzen als Zahlungsmittel wurden erstmals in Lydien, im westlichen Kleinasien, zwischen 650 und 600 v. Chr. herausgegeben. Dabei verwendeten die Lyder unförmige Elektronbrocken.

Waren die Münzen zunächst nicht bebildert, versah man sie ab etwa 600 v. Chr. mit Darstellungen. Schließlich prägte man auch Münzen aus Gold in unterschiedlichen Größen.

Die erste Prägung von Silbermünzen

Zur Prägung von Silbermünzen kam es um ca. 550 v. Chr. in Kleinasien sowie auf der griechischen Insel Ägina. Es dauerte bis 400 v. Chr., bis die Münze den bis dahin in Griechenland üblichen Tauschhandel ablöste.

Ein einheitliches Münzsystem gab es zu dieser Zeit jedoch noch nicht. Stattdessen dominierten bestimmte Münzfamilien die einzelnen Regionen.

Vom Kaurigeld zur Bezahlung mit Münzen

Im alten China verwendete man zunächst Kaurigeld. Im Verlauf der Shang-Dynastie griff man auch auf simple Bronzestücke zurück. Ab etwa 500 v. Chr. benutzten die Chinesen auch Münzen, die die Form von Spaten und Messern besaßen.

Als China im Jahre 221 v. Chr. geeint wurde, führte Kaiser Qin Shi Huangdi eine gemeinsame Kupferwährung ein, die aus runden Lochmünzen bestand. Diese Form behielt man zweitausend Jahre lang bei.

Die alten Römer benutzten zur Zeit der Republik zunächst genormte Bronzegussbarren. Später griffen auch sie auf die Münze als Zahlungsmittel zurück. Ab 211 v. Chr. folgte mit der Einführung des Denars Silberprägung im großen Stil. Neben Silbermünzen wurden auch

  • Goldmünzen
  • Messingmünzen und
  • Kupfermünzen

hergestellt.

Einführung des Münzrechts

Da in der Spätantike und dem frühen Mittelalter der Tauschhandel wieder zunahm, ging der Umlauf an Münzen in Europa zunächst deutlich zurück. Um etwa 793 wurde von Kaiser Karl dem Großen eine Münzreform durchgeführt, durch die es zu einer einheitlichen Silberwährung kam.

Das Münzrecht, das ursprünglich königlich war, wurde im Heiligen Römischen Reich zunehmend auf weitere Würdenträger ausgeweitet, wodurch es zu unterschiedlichen Münzversionen kam. Als im Jahr 1356 der deutsche Kaiser den Kurfürsten das Münzrecht zuerkannte, konnten die einzelnen Länder ihr eigenes Geld herausgeben, was zu einer noch größeren Vielfalt der Münzen führte.

In der heutigen Zeit sind die Münzen aus aller Herren Länder beliebte Objekte für Münzensammler.

Numismatik und Münzensammeln

Münzen sammeln kann sowohl wissenschaftlichen Zwecken dienen als auch ein interessantes Hobby sein. Zwar bezeichnet man vor allem die wissenschaftliche Beschäftigung mit Münzen und deren Geschichte als Numismatik (Münzenkunde), aber auch das hobbymäßige Sammeln von Münzen wird häufig so genannt.

Zu den wichtigsten Gebieten der Numismatik gehört logischerweise die Münze. Darüber hinaus befasst sie sich jedoch auch mit Papiergeld sowie Objekten, die mit der Münze verwandt sind. Dazu zählen u.a. Medaillen oder Jetons.

Viele Sammler von Münzen betreiben die Numismatik als Hobby. Ist man noch Anfänger auf dem Gebiet des Münzensammelns, ist es ratsam, sich ein wenig näher mit dem Thema Münzkunde zu befassen.

Münzensammeln als beliebtes Hobby
Münzensammeln als beliebtes Hobby

Münzensammler sind oftmals auf ein bestimmtes Themengebiet spezialisiert...

Kursmünzen und Sammlermünzen

Beim Sammeln von Münzen unterscheidet man zwischen Kursmünzen einer bestimmten Währung sowie speziellen Sammlermünzen. Bei den Kursmünzen wird wiederum zwischen Typensammlungen und Jahrgangssammlungen differenziert. Bei Typensammlungen kommen Münzen, die das gleiche Motiv, dasselbe Metall oder den gleichen Nennwert haben, nur einmal vor.

Bei Jahrgangssammlungen achtet man dagegen auf die Vollständigkeit sämtlicher Jahrgänge pro Typ. Darüber hinaus lassen sich auch Münzzeichen, Fehlprägungen oder geringfügige Varianten sammeln.

Themengebiete

Zu den Themengebieten, auf die sich Numismatiker am häufigsten spezialisieren, gehören vor allem

  • bestimmte Staaten
  • historische Epochen oder
  • geographische Regionen.

Ebenso beliebte Sammelgebiete sind

  • FAO-Münzen (Münzprogramme der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO)
  • bestimmte Motive auf Münzen wie historische Personen oder Tiere
  • Münzen aus bestimmten Materialien wie beispielsweise Steingutmünzen oder bimetallische Münzen, sowie
  • Münzen, die zu speziellen Anlässen geprägt wurden.

Dabei kann es sich um Jubiläen, Olympische Spiele oder andere Veranstaltungen handeln. Auch Gedenkmünzen werden neben Kursmünzen gerne gesammelt.

Ein weiteres beliebtes Thema für Münzensammler ist seit einiger Zeit der Euro, obwohl dieser zuletzt eher negative Schlagzeilen machte. Allerdings hat das Einführen der europäischen Gemeinschaftswährung dazu geführt, dass rund eine Million neue Münzensammler hinzugekommen sind.

Vor allem die verschiedenen Rückseiten der Euro-Münzen sind für die Sammler von Interesse.Viele Numismatiker beschränken sich jedoch nicht nur auf Münzen, sondern sammeln auch verwandte Objekte wie Banknoten, Jetons und Medaillen.

Mitunter können sich in einer Sammlung auch sehr alte Münzen befinden; dabei stellt sich dann oftmals die Frage nach deren Wert...

Wertbestimmung

Um den Wert einer Münze zu bestimmen, sind einige Punkte von Wichtigkeit. Dazu gehören

  • die Nachfrage nach der Münze
  • ihre Seltenheit und Prägezahl
  • aus welchem Metall sie besteht
  • wie alt sie ist
  • welche besonderen historischen Umstände vorliegen und
  • wie gut sie erhalten ist.

Während der Metallwert der Münze eher von untergeordneter Bedeutung ist, spielen ihre Nachfrage, ihre Auflage sowie ihr Erhaltungsgrad dagegen eine überaus wichtige Rolle. Alter und Historie sind meist nur bei antiken Münzen von Bedeutung.

Sammlerwert

Den genauen Wert einer Münze zu bestimmen ist nicht immer leicht, da dabei verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. So kann mitunter eine Münze, die aus Kupfer-Nickel besteht, sogar einen größeren Wert besitzen als so manche Goldmünze. Ein wichtiger Faktor bei der Wertbestimmung ist der Sammlerwert.

Dieser wird durch die Auflage, also die Seltenheit einer Münze, festgelegt. Im Falle von neu geprägten Münzen hängt der Seltenheitswert von der Auflage ab. So werden zahlreiche Münz-Ausgaben wie zum Beispiel Gedenkmünzen nur in streng begrenzten Umfängen herausgebracht.

Ist ein Sammelgebiet besonders beliebt, besteht die Möglichkeit, dass die Münze rasch ausverkauft ist. Handelt es sich um ältere Münzen, spielt die Prägemenge jedoch nicht immer die entscheidende Rolle. So kann es sein, dass es durch bestimmte Umstände im Laufe der Zeit zu Verknappungen kommt, wodurch dann die tatsächliche Menge wichtiger ist als die Auflage.

Beliebtheit

Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Wertbestimmung ist die Nachfrage nach einer Münze, also ihre Beliebtheit. So sind manchmal Exemplare, die für Sammler besonders interessant sind, rasch vergriffen, obwohl sie in hoher Auflage herausgebracht wurden. Dadurch kann der Wert einer Münze beträchtlich steigen.

Erhaltungsgrad

Aber auch der Erhaltungsgrad ist überaus wichtig, um den Wert von Münzen zu bestimmen. Das heißt, je besser eine Münze erhalten ist, umso höher ist ihr Wert einzuschätzen, wobei auch das Alter des Exemplars eine wichtige Rolle spielt.

Materialwert

Noch ein Punkt, den man beachten sollte, ist der Materialwert, also aus welchen Metallen und Legierungen eine Münze besteht. Im Laufe der Geschichte benutzten die Menschen die unterschiedlichsten Metalle wie Gold und Silber für ihre Münzprägungen.

Die meisten Kursmünzen, die heutzutage im Umlauf sind, setzen sich aus einer Kupfer-Nickel-Legierung zusammen. Dagegen werden Gedenkmünzen zumeist aus Gold, Silber oder Platin geprägt. Der Wert von Münzen hängt also von verschiedenen Kriterien ab.

Ist man sich über den Wert einer bestimmten Münze nicht sicher, empfiehlt es sich, Informationen einzuholen...

Literatur

Eine bewährte Möglichkeit, sich über den Wert einer Münze zu informieren, bietet numismatische Literatur. Zu den bekanntesten Formen zählen die Münzpreiskataloge, in denen man Verzeichnisse von sämtlichen Münzen, Banknoten oder Medaillen eines speziellen Sammelgebiets findet.

Die meisten Münzkataloge werden in regelmäßigen Abständen veröffentlicht und enthalten neue Preise. Zu den gebräuchlichsten Katalogen in Deutschland zählen die Werke des Battenberg-Gietl Verlags. Allerdings haben Münzkataloge den Nachteil, dass sie relativ teuer und nicht in jeder Buchhandlung erhältlich sind.

Münzhändler und Internet

Eine weitere Möglichkeit, Münzen schätzen zu lassen, ist der Besuch bei einem Münzhändler. Allerdings hat nicht jedermann einen Münzhändler in der Nähe und nicht jeder Händler ist auch seriös.

Eine gute Alternative bietet jedoch das Internet. So gibt es verschiedene Webseiten, auf denen man sich über Münzkunde informieren und auch Münzen schätzen lassen kann.

Online-Auktionshäuser

Möchte man eine Münze verkaufen, ist ein Online-Auktionshaus eine gute Anlaufstelle dafür. Dort hat man die Möglichkeit, die Preise für die Münzen kostenlos miteinander zu vergleichen. Außerdem sind die Wertangaben stets aktuell.

Darüber hinaus bietet so eine Plattform meist auch eine kostenfreie Serviceseite an, auf der man sich mit dem Thema Münzen detailliert befassen kann. Auf diese Weise erhält man wichtige Informationen, mit denen sich der Wert der eigenen Münzen besser einschätzen lässt.

  • Helmut Kahnt Das große Münzlexikon von A bis Z, Battenberg, 2004, ISBN 3894415509
  • Wolfgang J. Mehlhausen Handbuch Münzensammeln: Ein Leitfaden für Münzsammler und solche, die es werden wollen. Tipps, Tricks und Infos vom Fachmann, Gietl, 2008, ISBN 3866465157
  • Günter Schön und Gerhard Schön Kleiner deutscher Münzkatalog von 1871 bis heute 2009: Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein, Battenberg, 2009, ISBN 3866460457

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