Was Dessous von Damenunterwäsche unterscheidet

Dessous gelten vielfach als besondere Variante der Unterwäsche für Damen und sind meist in zig Varianten erhältlich. Während die beiden unterschiedlichen Begrifflichkeiten, Dessous und Unterwäsche, meist bekannt sind, bleibt jedoch häufig unklar, wie man sie denn überhaupt voneinander unterscheidet. Wo liegen also überhaupt die genauen Unterschiede zwischen Damenunterwäsche und Dessous?

Von Daniela Straeten

Ist man auf der Suche nach einem passenden Look für unten drunter in Form einer trendigen, neuen Unterwäsche und macht sich daher auf in eine entsprechende Kaufhaus-Abteilung oder ein Wäsche-Fachgeschäft, dem fällt sicherlich das große Angebot an unterschiedlicher Wäsche ins Auge, die zudem sowohl als Damenunterwäsche oder auch als Dessous bezeichnet wird.

Die Geschichte der Unterwäsche

Kulturgeschichtlich betrachtet, ist Unterwäsche eine Errungenschaft der Neuzeit. Auch wenn uns schon aus römischer Zeit Bilder mit Bikini-ähnlichen Kleidungsstücken für Frauen überliefert sind, ist bis heute nicht sicher, ob diese tatsächlich unter der alltäglichen Bekleidung getragen worden und damit Vorläufer echter Unterwäsche sind.

Aus dem Mittelalter kennen wir Unterhosen-ähnliche Kleidungsstücke für Männer - aber auch hier ist nicht sicher, ob es sich um Unterwäsche handelte oder ob diese pur getragen wurden.

Hemden

In der frühen Neuzeit aber hielt das Hemd Einzug in die Bekleidung - sowohl für Männer, als auch für Frauen. Dieses wurde unter der Oberbekleidung getragen. Etwas später trugen Frauen unter ihrer Bekleidung

Männer hingegen ein langes Hemd, welches zwischen den Beinen durchgezogen werden konnte und somit auch gleichzeitig als Unterhose diente.

Unterhosen

  • Auf Herren-Unterhosen als eigenständiges Kleidungsstück stößt man ab dem späten achtzehnten Jahrhundert,
  • auf Frauen-Unterhosen ab dem frühen neunzehnten Jahrhundert.

Die Unterhosen für Frauen waren zunächst im Schritt offen und wurden "Pantalon" genannt. Sie wurden unter den Unterröcken getragen. Ab 1870 kam die sogenannte Tornüre dazu, die eine Art falschen Steiß formt.

Erst gegen 1900 konnte die Reformbewegung - die aus emanzipatorischen und/oder gesundheitlichen Gründen eine Lebensreform propagierte - die geschlossene Unterhose auch für Frauen durchsetzen.

Korsetts und Gesäßbinden

Ebenfalls Opfer der Reformbewegung wurde das Korsett oder sogenannte steife Mieder, das ab 1600 Einzug in die Welt der Unterbekleidung hielt - indessen nie als Unterwäsche galt, da es nicht waschbar war.

Dasselbe galt für die sogenannte Gesäßbinde, die von Damen am Hofe zum Reiten getragen wurde. Das Korsett, zu welchen mehrere Schichten Unterrock getragen wurden, sollte den weiblichen Körper nach dem jeweils aktuellen Ideal formen, kam aber schon frühzeitig in Verruf, gesundheitsschädigend zu sein.

Mit zunehmender Berufstätigkeit der Frauen ab Anfang, Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts verschwand es und wurde zunächst vom Hüfthalter abgelöst, der bis Mitte der Jahre getragen wurde und erst der Flower-Power-Generation zum Op1960erfer fiel.

Dies galt zeitweilig auch für den Büstenhalter, der auf der Weltausstallung in Paris 1900 für Aufsehen sorgte, damals aber noch in Kombination mit dem Korsett getragen werden musste.

Der Siegeszug der Dessous

Mit Verschwinden des Korsetts Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelten sich weibliche Dessous in jener Form, wie sie bis heute bekannt ist:

  • Unterhose,
  • Büstenhalter und
  • Seidenstrümpfe.

In den Fünfzigerjahren erlebt das Korsett noch einmal eine Renaissance; anstatt eines Unterhemdes werden nun aber elegante Unterkleider über den Miederwaren getragen.

Nachdem es Dessous seit der 1968er Revolution schwer hatten, entwickelt sich ein leichterer Typ Unterwäsche; in den Achtziger-Jahren kommen Stringtanga und Co. hinzu.

Zunehmend rückten Teile der Unterwäsche ans Tageslicht und wurden zur Oberbekleidung - man denke nur an das T-Shirt, dessen ursprüngliche Funktion die eines Männerunterhemdes war, heutzutage aber von beiden Geschlechtern als ganz normale Oberbekleidung getragen wird.

Die Abgrenzung zwischen Dessous und Unterwäsche

Aufgrund der Ähnlichkeit der Designs sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Bekleidungs-Varianten jedoch meist nicht direkt ersichtlich, wodurch sich viele sicherlich schon einmal gefragt haben, worin der Unterschied zwischen Damenunterwäsche und Dessous zu sehen ist.

Funktion und Design

Der wesentliche Unterschied zwischen Damenunterwäsche und Dessous liegt im Design, denn hinsichtlich des zu erzielenden Erscheinungsbildes und der Betonung der weiblichen Figur werden durchaus unterschiedliche Intentionen verfolgt.

Während übliche Damenunterwäsche sicherlich auch ansprechend erscheinen und die Vorzüge der Frau hervorheben soll, ist sie dennoch etwas dezenter und funktional designt, so dass sie sich täglich zum Tragen unter Oberbekleidung aller Art eignet.

Mit Hilfe von Dessous soll hingegen ein sexy Look erzeugt werden, wodurch sie deutlich auffälliger und vor allem aufreizender designt werden. Sie sollen eben das passende Outfit für den besonderen Anlass darstellen und einen Hauch von Erotik versprühen.

Daher sind im Unterschied zur Damenunterwäsche auch Wäsche-Varianten wie Strapse, halterlose Strümpfe und Corsagen zu den Dessous zu zählen, während sie meist nicht als Bestandteil von reiner Unterwäsche genannt werden.

  • Elodie Piveteau und Philippe Vaures Santamaria Underdressed. Das kleine Buch der Dessous, Knesebeck, 2006, ISBN 3896603833
  • Curt Braun, Doris Binger und Annette Gilles Vom Mieder zum Dessous - eine Kultur- und Produktgeschichte der Miederwaren in Deutschland, Deutscher Fachverlag, 2006, ISBN 3871508802

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