Zweiter Bildungsweg - Bedeutung, Vorteile und Förderungsmöglichkeiten

Mit dem drastischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen steigt auch das Bedürfnis nach Bildung in der Bevölkerung. Nur die am besten Qualifiziertesten werden eingestellt, Arbeitnehmer mit niedrigen Schulabschlüssen bleiben häufig ganz auf der Strecke. Eine Möglichkeit, der Arbeitslosigkeit zu entkommen oder vorzubeugen, ist das Einschlagen des Zweiten Bildungsweges. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Zweiter Bildungsweg.

Von Kai Zielke

Zweiter Bildungsweg: Definition und Nutzen

Unter normalen Bedingungen absolviert ein Schüler schon als Jugendlicher seine Schullaufbahn und verlässt die Institution dann mit dem angestrebten Bildungsabschluss. Als nächste Stufe kommt dann die Ausbildung und anschließend eben eine feste Anstellung als Arbeitnehmer.

Von wem wird der Zweite Bildungsweg gewählt?

Das Erlangen eines Schulabschlusses als Jugendlicher wird als Erster Bildungsweg bezeichnet. Wenn Erwachsene sich dazu entscheiden, noch einmal die Schulbank zu drücken, so spricht man hingegen vom Zweiten Bildungsweg.

Allerdings wird diese Definition immer verwaschener.

  • Es sind nämlich schon längst nicht mehr nur berufstätige Erwachsene, die eine Abendschule besuchen, um ihre Karriere voranzutreiben.
  • Auch junge Schulabbrecher wählen immer häufiger den Zweiten Bildungsweg als letzte Rettung.
  • Eine dritte Gruppe bilden die Gymnasiasten, die bereits zweimal durch die Abiturprüfung gefallen sind, den Abschluss nach all der Mühe jedoch unbedingt haben möchten.
  • Ebenso können Auszubildende, die mit der Zeit merken, dass ein Studium doch die bessere Wahl darstellen würde, den Zweiten Bildungsweg einschlagen.

Ziel ist also, einen Schulabschluss nachzuholen oder eine Hochschulberechtigung zu erwerben.

Vorteile

Zu den Vorteilen dieses Bildungswegs gehörte, dass man einen formellen Abschluss erwerben kann, und somit die Chance hat, seine Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt deutlich zu verbessern. Des Weiteren beweist man Lernwillen, Engagement und Leistungsbereitschaft.

Zusätzlich lassen sich Disziplin, Zeitmanagement und Organisation verbessern. Außerdem - und dies sehen Arbeitnehmer als entschiedenden Vorteil - ist es möglich, zumindest in Teilzeit weiter zu arbeiten.

Ablauf des Zweiten Bildungswegs

Den Zweiten Bildungsweg kann man auf verschiedene Art und Weise beschreiten. Meist meldet man sich zu einer Abendschule an und absolviert dort die nötigen Kurse im Präsenzunterricht.

Ein Abendgymnasium ist beispielsweise genauso aufgebaut wie die gymnasiale Oberstufe. Die Schüler bekommen hier dieselben Inhalte vermittelt, wie jeder andere Gymnasiast auch.

Allerdings sind die Abendschüler viel mehr auf sich selbst gestellt. Ohne gewissenhaftes Selbststudium läuft auf dem Zweiten Bildungsweg überhaupt nichts.

Das gilt besonders, wenn man sich für eine Schulform ohne Präsenzunterricht entscheidet. Das ist zum Beispiel bei Telekollegs und Fernschulen der Fall.

Hier bekommt man lediglich die Lernmaterialien zugeschickt und muss dann selbst entscheiden, wie man sich den Stoff am besten einprägt. Ein gutes Zeitmanagement und viel Disziplin sind daher auf dem Zweiten Bildungsweg unerlässlich.

Es ist natürlich auch möglich, auf dem Zweiten Bildungsweg ein Studium zu beginnen. Allerdings sollte man sich hier zweimal überlegen, welche Form mal wählt. Viele private Anbieter verkaufen Fernstudienkurse, die allgemein anerkannt werden.

Die Erfahrungen, die man an einer echten Hochschule oder Universität macht, sind jedoch unersetzbar. Nur hier hat man die Möglichkeit, direkt einen Blick in Forschungsarbeiten zu werfen und wichtige Kontakte für die eigene Karriere zu knüpfen.

Ob Präsenzunterricht oder nicht, der 2. Bildungsweg erfordert viel Disziplin
Ob Präsenzunterricht oder nicht, der 2. Bildungsweg erfordert viel Disziplin

Die folgende Tabelle zeigt, welche Schulabschlüsse an welcher Schulform erworben werden können.

Schulabschlüsse über den Zweiten Bildungsweg
SchulabschlussSchulart
(Qualifizierender) HauptschulabschlussAbendschule
Volkshochschule
weitere Bildungsträger
Mittlerer BildungsabschlussMittlerer Bildungsabschluss
Berufsfachschule
Berufsschule
FachhochschulreifeAbendgymnasium
Berufsoberschule / Fachoberschule
Fachschule
Fachgebundene HochschulreifeFachoberschule
Berufsoberschule
Allgemeine HochschulreifeKolleg (Vollzeit)
Abendgymnasium (Teilzeit)
Berufliches Gymnasium / Fachgymnasium
Berufsoberschule
Fachoberschule

Förderung für den Zweiten Bildungsweg

Für eine Gesellschaft ist Bildung ein wertvolles Gut. Leben in einem Staat viele gut ausgebildete Menschen, so profitieren alle davon. Deshalb sollte jede Regierung Bildung nach Kräften fördern und unterstützen.

In Deutschland wird diese Aufgabe trotz regelmäßiger Unstimmigkeiten im Großen und Ganzen ziemlich gut realisiert. Nur auf dem Zweiten Bildungsweg kommt es manchmal zu Problemen.

Menschen, die sich erst relativ spät dazu entscheiden, einen höheren Schulabschluss anzustreben, sind zwar in erster Linie fördernswert; die Zuwendung muss jedoch auch ihre Grenzen haben. Würde jeder Berufstätige, der sich dazu entscheidet, noch einmal die Schulbank zu drücken, BAföG bekommen, so würden die Staatskassen schnell unter der Last zusammenbrechen. Als vergleichbares Beispiel könnte man beispielsweise die Langzeitstudenten heranziehen, die auf Kosten der Gesellschaft leben, jedoch noch nichts Produktives zu ihr beitragen.

Das Alter spielt eine entscheidene Rolle

Deshalb sollte man sich möglichst vor dem 30. Lebensjahr für den Besuch einer Abendschule oder einer ähnlichen Institution entscheiden. Entschließt man sich nämlich erst später dazu, so muss man seine Krankenkassengebühren komplett aus eigener Tasche bezahlen, und auch der Anspruch auf BAföG erlischt meist ganz oder zumindest in Teilen. Studenten, die älter als 30 Jahre sind, bekommen zudem für einen Masterstudiengang überhaupt kein BAföG mehr.

Unterschiede in der gewählten Schulform

Ob und wie viel man an BAföG bekommt, richtet sich auch nach der gewählten Schulform, selbst wenn man das 30. Lebensjahr noch nicht erreicht hat.

  • Besucht man beispielsweise ein Abendgymnasium, so bekommt man die Förderung erst ab dem vierten Semester;
  • Schüler einer Kollegschule werden hingegen schon von Beginn ihrer Ausbildung an unterstützt.

In jedem Fall sollte man sich schon frühzeitig erkundigen, ob man überhaupt eine Unterstützung bekommt und in welcher Höhe die Zahlungen ausfallen werden.

Zeitpunkt der Auszahlung

Zusätzlich muss man sich darauf einstellen, dass die Zuwendungen erst sehr spät auf dem Konto eintrudeln werden. Studenten müssen beispielsweise ihre Studiengebühren erst vorstrecken und bekommen den entsprechenden Betrag dann später im Semester erstattet.

Wer auf die Unterstützung durch den Staat angewiesen ist, sollte sich eventuell überlegen, von Freunden oder Bekannten ein Darlehen anzunehmen. Sonst kann es schnell passieren, dass man plötzlich mehr als knapp bei Kasse ist. Durch den Schulbesuch schrumpft in manchen Fällen nämlich auch das Einkommen, da weniger Stunden als bisher bei der Arbeitsstelle abgeleistet werden können.