Bildungspolitik: Das Bildungssystem in Deutschland

Bildung nimmt in Deutschland einen ganz besonderen Stellenwert ein. Allerdings werden die Angelegenheiten in diesem Bereich nicht vom Bund, sondern von den Ländern bestimmt. Im Rahmen der Bildungspolitik werden Entscheidungen rund um das Bildungswesen getroffen. Trotz kleiner Unterschiede gibt es ein länderübergreifendes System, das fast jeder Schüler in Teilen oder auch gänzlich durchläuft. Informieren Sie sich über die Schwerpunkte der Bildungspolitik und die Struktur des Bildungssystems in Deutschland.

Von Kai Zielke

Bildungspolitik: Definition und Aufgaben

Bildung ist eines der wichtigsten Güter der heutigen Gesellschaft und doch kann die Politik Problemherde in diesem Bereich einfach nicht vollständig ausmerzen. Tag für Tag wird diskutiert und verhandelt, die Leidtragenden sind fast immer die Schüler und Studenten.

Bei der Bildungspolitik handelt es sich um die Politikform, die sich um die gestalterischen und administrativen Angelegenheiten des Bildungswesens kümmert. Auch deren Legitimation gehört dazu.

Zu den Bereichen und Themen, mit denen sich die Bildungspolitik beschäftigt, zählen:

  • Verwalten von Schulen und Hochschulen
  • Definieren von Bildungszielen, auch im Bereich der vorschulischen Betreuung
  • Terminierung und Dauer der Schulferien
  • Anzahl von Schuljahren
  • Schultypen
  • Aufteilung eines Schuljahrs
  • Fächerangebot
  • Aufbau der Lehrpläne
  • Unterschiede in Abschlussprüfungen
  • Studiengebühren

Die großen Debatten der Bildungspolitik

Es gibt einige typische Themen, die im Rahmen der Bildungspolitik immer wieder diskutiert werden.

Ganztagsschulen

In Sachen Bildungspolitik gibt es wenig, über das sich die einzelnen Parteien wirklich einig sind. Die einen blicken voller Neid zum Beispiel auf die nordischen Staaten, die mit ihren Ganztagsschulen und kleinen Klassen ausgezeichnete Ergebnisse vorweisen können.

In deutschen Schulen ist Überfüllung dagegen an der Tagesordnung, außerdem verlassen die Schüler das Gebäude meistens gegen Mittag. Die anderen wiederum lehnen es ab, Kinder und Jugendliche den ganzen Tag in die Schule zu verbannen.

Fakt ist, dass eine Umsetzung der Ganztagsschule als generelle Lösung wohl am Etat der Bundesrepublik scheitern würde. Es gibt kaum genügend Lehrer, um die Schüler halbtags zu betreuen, geschweige denn eine Versorgung über Mittag und am Nachmittag sicherzustellen.

Lehrpläne

Eine weitere große Debatte dreht sich um die Lehrpläne, die teilweise schon seit mehreren Jahrzehnten kaum angepasst wurden. Für die Lehrer ist dies besonders frustrierend, da sie ihren Schülern überzeugend Dinge beibringen müssen, die längst überholt sind.

Da ist es kein Wunder, wenn in den Klassen Frust und Unmut aufkommt. Schließlich möchte sich niemand für etwas abrackern, das im Grund genommen überhaupt keinen Wert mehr hat. Traditionsbewusste Politiker sprechen sich jedoch immer wieder dafür aus, dass Altbewährtes nicht schlecht sein könne.

Reformen: Schule und Studium

Am aktuellsten dürften jedoch die Diskussionen um die zahlreichen Reformen rund um Schule und Studium sein. Das achtjährige Gymnasium sollte die Schüler schneller und kompetenter an die Hochschulen und auf den Arbeitsmarkt bringen.

Dass dafür Freizeit und Leistungsvermögen der Jugendlichen leiden, hatte man in der Theorie wohl nicht berücksichtigt. Gegner der G8-Reform fragten sich, wie solch ausgebrannte Schüler ein Hochschulstudium überstehen sollen. Denn auch hier wüten die Reformen. Zeit, seine Interessen auszuleben und eigenständig zu forschen hatte man zu Zeiten des Diploms genug.

Natürlich wurde dieser Umstand von einigen Studenten auch genutzt, um gemütlich vor sich hin zu leben, ohne den Abschluss wirklich anzustreben. Um diese Bummelstudenten aus den Unis zu vertreiben, führte man den Bachelor ein, einen akademischen Grad, mit dem die Arbeitgeber teils jedoch nichts anzufangen wissen.

Behandelt und diskutiert wird also das Bildungssystem in Deutschland - doch wie ist dieses eigentlich aufgebaut?

Das Bildungssystem in Deutschland

Die Struktur des Bildungssystems lässt sich hierzulande in fünf Stufen einteilen. Die ersten drei Stufen davon bilden das deutsche Schulsystem. Aufgebaut ist es wie folgt:

  • Primarbereich: die ersten vier Schuljahre in der Grundschule
  • Sekundarbereich I: Haupt-, Realschule und Gymnasium - Ziel ist der Haupt- oder Realschulabschluss oder die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe
  • Sekundarbereich II: gymnasiale Oberstufe oder berufsbildende Schule
  • Tertiärbereich: nach Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung bzw. nach Berufsausbildung - Hochschulen, Berufsakademien, Fachakademien und Fachschulen
  • Quartärbereich: private sowie berufliche Weiterbildung

Gerade zu Beginn der Schulausbildung zeigen sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. In einigen gehören die Vorschulen beziehungsweise Kindergärten bereits fest zum Bildungssystem dazu, in anderen wiederum ist der Besuch einer solchen Einrichtung freiwillig.

Kindergarten und Vorschule sind in einigen Bundesländern freiwillig
Kindergarten und Vorschule sind in einigen Bundesländern freiwillig

Primarbereich

Jedes Kind muss jedoch eine Grundschule besuchen, diese Bedingung ist in der gesamten Bundesrepublik gleich. Allerdings ist die Anzahl der Klassenstufen nicht überall einheitlich.

In der Regel sind die Kinder sechs Jahre alt, wenn die Grundschulzeit beginnt. In den meisten Bundesländern umfasst diese Schulform vir Schuljahre.

In der Grundschule lernen die Kinder alles, was sie für den Besuch einer weiterführenden Schule wissen und können müssen. Daher steht zum größten Teil

auf dem Stundenplan. In den letzten Jahren hat es sich jedoch eingebürgert, dass in den meisten Grundschulen auch Fremdsprachen spielerisch unterrichtet werden, da in diesem Alter noch besonders leicht und in den ersten beiden Jahren ohne Notendruck gelernt wird.

Neben den Fremdsprachen gibt es weitere Innovationen, die man in der Pädagogik immer häufiger beobachten kann. Zu diesen zählt das Hervorheben der Lernmethoden-Entwicklung gegenüber Wissen auf fachlicher Basis, ebenso neue Lernprozessformen, wie zum Beispiel offener Unterricht, Projektunterricht oder Freiarbeit.

In der Grundschule muss Lesen, Schreiben und Rechnen erlernt werden
In der Grundschule muss Lesen, Schreiben und Rechnen erlernt werden

Sekundarbereich I

Am Ende der Grundschulzeit werden die Weichen für die gesamte spätere Karriere eines Schülers gelegt. Jedes Kind muss einen bestimmten Notendurchschnitt erreichen, um auf eine weiterführende Schule, wie das Gymnasium oder eine Realschule wechseln zu können.

Wer diesen Ansprüchen nicht genügt, setzt seine Schullaufbahn auf der Hauptschule fort. Hier werden vor allem Kenntnisse vermittelt, die für das Erlernen eines praktischen Berufes wichtig sind. Detaillierte Informationen zur Hauptschule erhalten Sie hier.

Auf der Realschule wiederum werden die zukünftigen Angestellten des Dienstleistungssektors ausgebildet. Auch mit dem Abitur kann man in einen solchen Job einsteigen, allerdings ist dieser Abschluss eher dazu gedacht, die Schüler auf einen Übertritt an eine Universität vorzubereiten. Über den Lehrplan der Realschule informieren wir hier.

Beim Gymnasium handelt es sich um eine selektive Schule, die beide Sekundarstufen umfasst und in dem der Leistungsstand der dortigen Schüler stetig geprüft wird. Auf diese Weise kann man schwächere Schüler in andere Bildungsgänge verweisen. Informieren Sie sich hier detaillierter über diese Schulform.

Bei der Gesamtschule unterscheidet man zwei Typen. Es gibt die integrierte Gesamtschulen; diese enthalten sämtliche Bildungsgänge in einer Schule. Bei der kooperativen Gesamtschule differenzieren diese Bildungsgänge innerhalb dieser Schule. Informieren Sie sich hier genauer über das Konzept der Gesamtschule.

Die Sekundarstufe I endet mit der mittleren Reife oder dem Hauptschulabschluss. Im ersten Fall erhält man die Berechtgung, um in die gymnasiale Oberstufe einzutreten.

Die Sekundarstufe I schliesst man mit der mittleren Reife oder dem Hauptschulabschluss ab
Die Sekundarstufe I schliesst man mit der mittleren Reife oder dem Hauptschulabschluss ab

Sekundarbereich II

Der Sekundarbereich II bzw. die Sekundarstufe II bildet die Oberstufe: Zu dieser zählen:

  • gymnasiale Oberstufe
  • duales System bestehend aus Berufsausbildung und Berufsschule
  • Berufsfachschule
  • Fachoberschule
  • berufliches Gymnasium
  • Berufsvorbereitungsjahr

Die gymnasiale Oberstufe umfasst drei Jahre und beginnt in der Regel mit der elften Klasse. Es gibt ein Kurssystem, in dem Schüler die Möglichkeit haben, Fächer, die sie bevorzugen, zu wählen. Sie können somit Schwerpunkte setzen.

Zu den Berufsbildenden Schulen zählen:

  • das Berufsvorbereitungsjahr
  • die Berufsschule
  • das Berufsgrundschuljahr
  • die Berufsfachschule
  • die Berufsaufbauschule
  • die Fachoberschule
  • die Kollegschulen
  • das Berufliche Gymnasium
Die Sekundarstufe II bildet die Oberstufe - ob gymnasial oder berufsorientiert
Die Sekundarstufe II bildet die Oberstufe - ob gymnasial oder berufsorientiert

Tertiärbereich

Zum Tertiärbereich des deutschen Bildungssystems zählen vor allen Dingen Hochschulen, die sich in staatlicher, ebenso in privater und kirchlicher Trägerschaft befinden. Zu den Zielen zählt besonders die Vermittlung von Kompetenzen im jeweiligen Studienbereich sowie die Vermittlung von akademischen Graden.

Man unterscheidet diverse Fachbereiche und Fakultäten. Ebenso sind Fachschulen/Fachakademien sowie Berufsakademien Teil des tertiären Bereichs.

Quartärbereich

Der Deutsche Bildungsrat definiert einige Formen der Weiterbildung als Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase. Diese Formen werden zum quartären Bildungsbereich gezählt.

Man nimmt hier eine Unterteilung in informelles Lernen sowie formale Weiterbildung vor; letztere kann sich im allgemeinen, beruflichen und politischen Bereich bewegen. Zu den Einrichtungen, in denen diese Formen der Weiterbildung vorgenommen werden können, zählen etwa

Sonderbereiche

Neben dieser Fünf-Stufen-Form gibt es noch einige Sonderbereiche. Zu diesen zählt beispieslweise der Zweite Bildungsweg. Es gibt es auch noch zahlreiche Möglichkeiten, den angestrebten Schulabschluss über andere Wege zu erreichen. Beispielsweise können Hauptschüler, die die mittlere Reife, also eigentlich einen Realschulabschluss anstreben, den so genannten M-Zweig besuchen und so nach einem Jahr doch noch ans Ziel zu kommen.

Des Weiteren können Nichtgymnasiasten ihr Abitur nachholen, indem sie nach der mittleren Reife eine Fachoberschule besuchen. Es ist auch möglich, zuerst eine Berufsausbildung abzuschließen, dann heißt die zuständige Institution Berufsoberschule.

In Deutschland hat man in fast jedem Alter noch die Möglichkeit, seine schulische Ausbildung fortzusetzen, sei es nun an staatlichen Einrichtungen oder an privaten Schulen. Dadurch eröffnen sich vor allem für Berufstätige vielfältige Möglichkeiten, ihre Karriere auch im fortgeschrittenen Stadium noch weiter antreiben zu können.

Zu den weiteren Sonderbereichen zählen