Auswendiglernen - Methoden und hilfreiche Tipps
Nur allzu gerne vergisst man die Strapazen der eigenen Schulzeit und wird erst wieder daran erinnert, wenn die eigenen Kindern plötzlich selbst schon zur Schule gehen. Da auch das Lernen gelernt sein will, sollte man wissen, wie man seinem Nachwuchs das Auswendiglernen von Gedichten und Formeln erleichtern kann. Außerdem kann man manche Eselsbrücken auch selbst im Alltag sowie im Beruf ganz gut gebrauchen. Lesen Sie über verschiedene Methoden des Auswendiglernens, und wie sie es auch ihrem Kind erleichtern können.
Auswendiglernen - in vielen Lebensbereichen hilfreich
Ziel des Auswendiglernens ist es, bestimmtes Wissen schnell zu verinnerlichen. Dabei kommt man bereits in der Schule damit in Kontakt, etwa, wenn es darum geht, ein Gedicht aus dem Kopf aufzusagen, Hauptstädte zu nennen oder erlernte mathematische Formeln anzuwenden.
Auch während der Ausbildung sowie im späteren Beruf kommt es immer wieder zu Gelegenheiten, in denen das Auswendiglernen eine Rolle spielt. Und ebenso verbreitet ist auch die Tatsache, dass es damit häufig nicht so recht klappen will, da man sich bestimmte Dinge einfach nicht merken kann.
Das simple Auswendiglernen steht oftmals in der Kritik. So wird bemängelt, dass man dadurch nicht darauf abzielen kann, ein bestimmtes Themengebiet wirklich zu verstehen, geschweige denn, die Theorie später in die Praxis umzusetzen. Entscheidend sei vielmehr ein bereits vorhandenes grundlegendes Verständnis.
Wer etwas auswendig lernt, sollte davon ausgehen, dass er das dadurch eingeprägte Wissen nur kurzfristig behalten wird. Und dennoch zählt das Auswendiglernen zu den wichtigsten Lernmethoden.
Es ist äußerst schwer, sich etwas einzuprägen, zu dem man eigentlich gar keinen persönlichen Bezug hat. Viel einfacher ist es dagegen, selbst komplizierteste Formeln zu lernen, wenn man sie im Job beispielsweise täglich benutzt. Das hängt vor allem mit der Funktionsweise des Gedächtnisses zusammen.
Das Gehirn ist nicht etwa ein riesiger Aktenschrank, in den man einzelne Informationen wie Akten einschlichtet. Es ist vielmehr ein weitläufiges Netz, in dem alle Inhalte auf irgendeine Weise miteinander verknüpft sind. Ist eine Information mit besonders vielen anderen vernetzt, so hat man einen ganz besonders guten Zugriff darauf.
Generell gilt: sich an seine Notizen zu setzen, sie anzustarren und hoffen, dass man sich die Zeilen irgendwann einprägt, kann einen recht langwierigen Prozess darstellen. Den entscheidenden Weg, damit es klappt, gibt es wohl nicht. Stattdessen gibt es einige Tricks, die jedoch als gute Unterstützung fungieren können. Hierbei sollte man in Ruhe ausprobieren, welche Methode für einen persönlich am besten funktioniert.
Verschiedene Methoden zum Auswendiglernen
Das Langzeitgedächtnis des Menschen verfügt prinzipiell über einen uneingeschränkt großen Speicher. Rein theoretisch könnte man sich also jedes noch so kleine Detail im Laufe seines Lebens merken. Allerdings verfügt das Gehirn über einen automatischen Aussiebungsmechanismus, der alle unwichtigen Informationen löscht.
Dieser Aussiebungsmechanismus ist jedoch leider nicht dem persönlichen Willen unterworfen. So merkt man sich zwar ohne Probleme die romantischen Worte des Partners zum Valentinstag, die wichtige mathematische Formel wird jedoch einfach verworfen.
Das Gehirn austricksen
Um Inhalte, die nicht emotional behaftet sind und damit auch als nicht so wichtig deklariert werden, trotzdem behalten zu können, muss man das Gehirn austricksen. Dinge auswendig zu lernen heißt, ein deutliches Abbild von ihnen im Kopf zu erstellen, das jederzeit ohne Mühe abgerufen werden kann.
Allerdings ist hierbei anzumerken, dass Auswendiglernen nicht die beste Methode ist, um sich etwas zu merken. Bettet man ein Detail in einen logischen Zusammenhang ein, so kann es viel besser gemerkt werden, da einfach mehr Anknüpfungspunkte zum gewünschten Inhalt bestehen.
Wiederholungen
Die meisten Menschen lernen Dinge auswendig, indem sie die einzelnen Worte immer und immer wieder aufsagen. Durch die ständige Wiederholung erhält der Stoff im Gehirn eine höhere Priorität. Schließlich muss das, was häufig auftritt, naturgemäß besser behalten werden als einmalige, unwichtige Informationen.
Diese Methode des Auswendiglernens ist auf kurze Sicht gesehen ziemlich erfolgversprechend. Durch das ständige Wiederholen entsteht ein deutlichen Bild, das irgendwann nur noch abgelesen und damit vertieft werden muss.
Sobald man jedoch aufhört, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen, wird er allmählich gelöscht, da er vom Gehirn als nicht mehr signifkant erachtet wird. Eine Wiederholung von Zeit zu Zeit ist also enorm wichtig.
Aufschreiben
Manchmal kann es auch ganz nützlich sein, den Inhalt, den man auswendig lernen möchte, aufzuschreiben. Am effektivsten funktioniert diese Methode, wenn man versucht, möglichst viele Worte auf kleinstem Raum unterzubringen. So macht man sich über die Schreibweise der Wörter und ihre Anordnung Gedanken und beschleunigt dabei die Erstellung eines mentalen Bildes.
Spickzettel
Noch einfacher wird es, wenn man diese Spickzettel überall in der Wohnung aufhängt und jedes Mal liest, wenn man daran vorbeigeht. So bleiben die Fakten den ganzen Tag über im Bewusstsein und können so leichter gemerkt werden.
Für "Aha-Effekte" sorgen
Man muss sich das Gedächtnis als einen riesigen Speicher von vernetzten Informationen vorstellen. Jedes Detail ist mit vielen weiteren Fakten verbunden, es kann also über mehrere Wege erreicht werden. Das ist vor allem dann wichtig, wenn eine bestimmte Information abgerufen werden soll.
Wurde sie beim Lernen mit sehr vielen anderen Einheiten verknüpft, so ist es leichter, sich zu ihr "durchzuhangeln". Gibt es dagegen nur sehr wenige, so ist die Gefahr groß, dass man gar keinen Zugang bekommt, obwohl die Information eigentlich noch vorhanden ist. Man sagt in solch einem Fall gerne, dass "es einem auf der Zunge liegt".
Möchte man etwas auswendig lernen, so sollte man es sich nicht nur einfach immer wieder aufsagen, bis man es schließlich verinnerlicht hat. Dieses Gedankenkonstrukt ist sehr wackelig und stürzt schnell zusammen, wenn man einmal ein paar Tage nicht über den Stoff nachgedacht hat. Besser ist es, möglichst viele "Aha-Effekte" zu schaffen.
Den Sinn verstehen
Möchte man beispielsweise eine komplizierte mathematische Formel auswendig lernen, so sollte man sich jede Variable gezielt ansehen und recherchieren, was sie eigentlich aussagt. Anschließend macht man sich Gedanken darüber, wie die einzelnen Teile der Formel nun zusammenhängen. Hat man einmal verstanden, was der Sinn dahinter ist, so wird man sie nie wieder vergessen, da man sich die Informationen jederzeit durch das angeeignete Wissen selbst herleiten kann.
Weniger wissenschaftlich geht es natürlich bei einem Gedicht zu. Jedoch kann man sich das Auswendiglernen auch hier ganz gut erleichtern.
Sehr effektiv ist es zum Beispiel, sich über jeden Vers Gedanken zu machen und herauszufinden, was der Satz für einen selbst bedeutet. So wird das Gedicht emotional behaftet und dadurch gleich viel einfacher gemerkt.
Beim Aufsagen hat man dann nicht mehr nur den Vers davor als Anknüpfungspunkt, sondern auch das persönliche Erlebnis oder Gefühl, das man natürlich auf keinen Fall vergisst. Analog kann das Auswendiglernen so in fast allen Lebenslagen erleichtert werden. Je ausgiebiger man über einen Inhalt nachdenkt, desto leichter kann man ihn auch behalten.
Eselsbrücken bauen
Soll man also beispielsweise die Elemente des Periodensystems lernen, so ist es nicht ratsam, sich die Begriffe einfach ohne Zusammenhang einzubläuen. Am effektivsten wäre es natürlich, sich mit den einzelnen Elementen intensiv zu beschäftigen und sie kennenzulernen, so dass man sie irgendwann so gut kennt wie die verschiedenen Obstsorten im Kühlschrank.
Für solch ein fundiertes Lernen ist aber manchmal einfach keine Zeit. Dann können Eselsbrücken dabei helfen, den Stoff in einen bereits bekannten Kontext zu bringen.
Soll man mehrere Begriffe lernen, wie etwa die verschiedenen Wirbeltierklassen, so kann es beispielsweise helfen, aus den Anfangsbuchstaben der verschiedenen Klassen einen Satz zu bilden. Diesen Satz sagt man sich dann im Kopf auf, nimmt die einzelnen Buchstaben und kommt über diese Verbindung schnell zu der gefragten Klasse. Das funktioniert allerdings nur, wenn man die Begriffe bereits bekannt sind.
Eine weitere Möglichkeit, sich eine Eselsbrücke zu bauen, ist das Reimen. Durch die Verbindung mit einem ähnlich klingenden Wort liegt einem der Wortlaut des gesuchten Begriffes schon auf der Zunge und kann dadurch leichter im Gedächtnis gefunden werden.
Diese Methode funktioniert im Übrigen auch beim Lernen von Vokabeln besonders gut. Man sucht sich einfach ein deutsches Wort, das ähnlich wie die Vokabel klingt und schon hat man im Kopf eine hilfreiche Brücke geschlagen.
Weitere Tipps
Zu den weiteren Tipps und Tricks, die man beim Auswendiglernen beachten sollte, zählen:
- die Infos in kleine Teile zerlegen: so kommt man Schritt für Schritt zum Ziel
- Mnemotechniken nutzen: dabei geht es darum, das Gehirn dabei zu unterstützen, bestimmte Informationen abzuspeichern - im Rahmen der Loci-Methode sammelt man bestimmte Informationen an unterschiedlichen Punkten, die man im Kopf immer wieder abläuft - auch zu einem etwas späteren Zeitpunkt kann man die dort platzierten Infos wieder einsammeln
- unterschiedliche Sinne ansprechen: das simple Durchlesen von Informationen klappt häufig nicht so gut, wie die Methode, mehrere Sinne zu nutzen: wer den zu lernenden Stoff beispielsweise laut aufsagt, kann die Informationen häufig schneller verinnerlichen
- vor dem Schlafen lernen: viele Menschen nutzen vor allen Dingen die letzte Nacht, um Dinge auswendig zu lernen - dies geht in den meisten Fällen schief; besser ist es, sich die Informationen kurz vor dem Schlafengehen noch einmal anzusehen: im Schlaf kann das Wissen ins Langzeitgedächtnis übertragen werden
- Pausen machen: lange Lernphasen ohne Pause wirken sich negativ auf das Ergebnis aus; für eine möglichst langfristige Speicherung von Informationen ist es entscheidend, das Gehirn auch mal abzulenken und mit anderen Dingen zu beschäftigen
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