Gruppenarbeit: Funktion, Organisation sowie Vor- und Nachteile
Gruppenarbeit bezeichnet eine Unterrichtsmethode, die insbesondere in der Schule von Bedeutung ist. Während im Frontalunterricht der Lehrer die Rolle des Alleinunterhalters einnimmt, werden die Schüler im Rahmen von Gruppenarbeiten aktiv eingebunden. Doch wie jede Unterrichtsmethode hat auch die Gruppenarbeit sowohl Vor- als auch Nachteile. Informieren Sie sich über den Nutzen von Gruppenarbeit sowie sinnvolle Organisationsmaßnahmen.
Gruppenarbeit: Merkmale und Nutzen
Im Rahmen der Gruppenarbeit wird eine zu bewältigende Aufgabe innerhalb einer Gruppe von wenigen Personen absolviert. Besonders in der Schulzeit wird diese Arbeitsform häufig angewandt; dabei wird die Schulklasse in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt, die jeweils eigenständig arbeiten und ihre Ergebnisse am Ende der vorgegebenen Zeit präsentieren.
Die Gruppenarbeit zielt darauf ab, das Lernen bzw. Erarbeiten einer Aufgabe aus einer anderen Sichtweise kennen zu lernen. Dabei muss man sich mit den anderen Gruppenmitgliedern absprechen und gemeinsam mit ihnen einen Lösungsweg erarbeiten. Entsprechend kann man auch vom Wissen der Mitschüler profitieren.
Bei aktiver Beteiligung am Gruppengeschehen kann man aus dieser Arbeitsform einige Vorzüge ziehen. Das
- Argumentieren
- Diskutieren und
- Vortragen
wird gelernt; dabei findet man in vielen Situationen heraus, dass es mehr als einen Lösungsweg geht.
Gruppenarbeit macht vor allem dann Sinn, wenn es um die Förderung und Schulung des Sozialverhaltens der Schüler geht. Das Arbeiten im Team erfordert mehr Disziplin als beispielsweise Stillarbeit.
Zudem wird ein hohes Maß an Kompromiss- und Kommunikationsbereitschaft verlangt. Die größte Hürde stellt aber - insbesondere für junge Schüler - das Einhalten von Gruppenregeln dar.
Voraussetzungen
Damit eine solche Arbeitsweise funktionieren kann, bedarf es einiger Voraussetzungen. Zu diesen zählen:
- gemeinsame Ziele, die zusammen erreicht werden wollen (Bereitschaft, zu kooperieren)
- ein ständiger Informationsaustausch
- gegenseitige Akzeptanz, gegenseitiger Respekt
- eine Gruppengröße von maximal sieben Personen
- eine leistungsmäßig etwa gleiche Einteilung
- ein klares und konkret festgelegtes Ziel
- ein intensive intensive Bearbeitung der Aufgabe ohne Ablenkung
- eine klare Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe
- die Fähigkeit, Störungen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen
- die zwischenzeitliche Analyse der Kooperation, um Konkurrenzdenken zu vermeiden
- gegenseitige Kommunikation
Vor- und Nachteile von Gruppenarbeit
Gruppenarbeit geht somit mit einigen Vor- und Nachteilen einher.
Vorteile
Die Methode Gruppenarbeit bietet den Kindern die Möglichkeit, sich ein Bild davon zu machen, mit welchen Strategien ihre Mitschüler arbeiten und lernen. Diese Strategien können als Anregung für die eigene Herangehensweise an Aufgaben dienen. Das Lernen von den eigenen Mitschülern kann zudem eine Abwechslung zu dem alltäglichem Lernen vom Lehrer sein.
Für den Lehrer hat Gruppenarbeit den Vorteil, dass er den Raum und die Zeit hat, Schüler und deren Arbeitsverhalten intensiv beobachten und analysieren zu können. So werden individuelle Schwächen und der Förderbedarf einzelner Schüler erkannt. Auch Auffälligkeiten im Sozialverhalten können schneller ersichtlich werden.
Weitere Vorteile:
- Steigerung der Lernmotivation
- ein Ergebnis, das alleine nicht möglich gewesen wäre (Zusammenschluss mehrerer Kompetenzen)
- neue Erfahrungen in Sachen Konfliktmanagement
Nachteile
Abhängig von der jeweiligen Situation in einer Klasse kann die Methode Gruppenarbeit sich aber auch als unsinnig herausstellen. Nachteile haben vor allem Schüler, die in der Klasse ausgegrenzt werden oder sehr kommunikationsschwach sind - sei es aufgrund von Sprachproblemen oder extremer Schüchternheit. In einer solchen Situation kann es bei Kindern zu einer totalen Arbeitsverweigerung kommen, was für den Lernfortschritt nicht förderlich ist, diesen sogar unter Umständen hemmt.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der oft einseitigen und unfairen Rollenverteilung während einer Gruppenarbeit. Werden die Rollen des Gruppenleiters, des Protokollführers oder des Referenten nicht vom Lehrer vorgegeben, ist die Gefahr groß, dass die Verteilung immer gleich ausfällt. Sprüche wie "Du schreibst so schön" oder "Du kannst am besten vor der Klasse reden" sind nicht selten und richten sich immer an dieselben Schüler.
Auch für den Lehrer hat Gruppenarbeit nicht nur Vorteile. Zum einen ist diese Methode sehr arbeitsintensiv in der Vorbereitung, zum anderen entsteht oft kein aussagekräftiges oder brauchbares Endergebnis. Problematisch kann auch das Zeitmanagement werden: Der Lehrer kann sich gezwungen sehen, die Gruppenarbeit zu unterbrechen oder noch vor Fertigstellung abzubrechen.
Weitere Nachteile:
- Absprachen unter der Gruppe können zu Konflikten führen
- ein mögliches ineffizientes Arbeiten, da man vom Thema abschweift
- Diskussionen, die zu keinem Ergebnis führen
Damit die Vorteile der Gruppenarbeit überwiegen, sollte diese entsprechend organisiert sein...
Tipps zur richtigen Organisation einer Gruppenarbeit
Damit das Arbeiten in einer Gruppe effektiv ist und zu einem brauchbaren Ergebnis führt, muss jede Gruppenarbeit sorgfältig organisiert werden. Sowohl der Lehrer, der die Gruppenarbeit als Unterrichtsmethode einsetzt, als auch die Schüler selbst müssen an der Organisation aktiv mitwirken, um einen reibungslosen Ablauf sicher zu stellen.
Material
Am Beginn einer jeden Gruppenarbeit steht die Frage, welche Materialien und Medien sich für das jeweilige Thema eignen. Insbesondere bei unteren Jahrgangsstufen übernimmt der Lehrer die Aufgabe, diese Materialien entsprechend vorzubereiten,
- nach Literatur zu recherchieren
- Bastelmaterial zu besorgen oder
- Arbeitszettel anzufertigen.
Sollen die Ergebnisse der Gruppenarbeit nach Fertigstellung präsentiert werden, muss die Lehrperson sich zudem um
- Folien
- einen Oberlichtprojektor
- Beamer oder
- Computer
kümmern. Spezielle Medien wie Filme oder das Internet zum Recherchieren können genutzt werden, sofern die Gegebenheiten es zulassen und die Schüler bei der Organisation Eigeninitiative zeigen.
Gruppenzusammensetzung
Als schwierige Aufgabe bei der Planung gestaltet sich oft die Zusammensetzung der Gruppen. Hierfür gibt es drei Möglichkeiten: Die Schüler können
- sich entweder selbst zusammenfinden
- sich vom Lehrer einteilen oder
- den Zufall entscheiden lassen.
Viele Lehrer bevorzugen das Zufallsprinzip, während die Schüler sich ihre Gruppenmitglieder lieber selbst auswählen. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass immer dieselben Kinder miteinander arbeiten und dass einzelne Schüler ausgeschlossen werden.
Aufgabenverteilung
Hat sich eine Gruppe gefunden, muss die Arbeits- und Aufgabenverteilung beginnen. In der Regel wird ein Gruppensprecher gewählt oder ernannt, der die interne Organisation übernimmt und Ansprechperson für die anderen Gruppenmitglieder und den Lehrer ist. Ein anderer Schüler muss die Aufgabe des Protokollführers übernehmen.
Die Gruppe muss nun selbständig entscheiden, wer welche Teilaufgaben übernimmt. Entstehen dabei Uneinigkeiten oder kommen Fragen auf, kann der Gruppensprecher bzw. -leiter angesprochen werden.
Zeitplan
Auch die Zeitplanung gehört zur Organisation einer Gruppenarbeit. Es muss vorab sicher gestellt werden, dass die Aufgaben innerhalb einer fest vorgegebenen Zeit bearbeitet werden können. Die Lehrperson muss daher nicht nur einen Überblick über das Anforderungsniveau der Aufgaben haben, sondern auch das Arbeitsverhalten der Schüler kennen. Zuletzt sind natürlich auch die Gruppen selbst gefordert: Um zügig und intensiv zu arbeiten, müssen sie Kooperations- und Kompromissbereitschaft zeigen sowie konzentriert und diszipliniert arbeiten.
Weitere Tipps
Schaut man sich die Vor- und Nachteile der Gruppenarbeit an, sollten noch weitere Tipps beachtet werden, damit ein reibungsloses Arbeiten funktioniert; diese richten sich vor allen Dingen an die Lehrkraft. Sie sollte:
- klare Vorgaben bezüglich der Rahmenbedingungen machen
- wenn möglich: einzelne Gruppenmitglieder für bestimmte Aufgaben einteilen
- das Eingreifen ins Gruppengeschehen bei schwerwiegenden Konflikten
- die Einteilung der Arbeit in einzelne Arbeitsetappen mit jeweiliger Präsentation des Zwischenergebnisses