Schulzeugnis - Arten, Beurteilung und Tipps bei schlechten Noten

Schulzeugnisse in Form von Noten dienen der Leistungsbeurteilung eines Schülers. In jungen Jahren weiß man noch, dass Noten nicht das Wichtigste im Leben sind. Die Eltern scheinen das jedoch längst vergessen zu haben und reagieren auf ein schlechtes Zeugnis entsprechend wütend und vorwurfsvoll. Man kann als Schüler jedoch einiges dafür tun, dass der Hausfrieden auch am Tag der Zeugnisvergabe bestehen bleibt. Informieren Sie sich über die Leistungsbeurteilung eines Schülers, die Art der Zeugnisse und holen Sie sich Tipps, um bei einem schlechten Zeugnis richtig zu reagieren.

Von Kai Zielke

Das Schulzeugnis - Funktion und sonstige Formen der Leistungsbeurteilung

Das Schulzeugnis dient der Leistungsbewertung von Schülern durch die Lehrkräfte. Auf diese Weise sollen die Gesamtleistungen im jeweiligen Fach beurteilt werden. Dabei können unterschiedliche Einzelleistungen, wie etwa

in die Bewertung mit einfließen. Die Lehrer greifen zu diesem Zweck je nach Schulform und/oder Alter der Schüler auf Schulnoten oder aber auf schriftliche Bewertungen zurück. Letzte befassen sich auch mit der Mitarbeit, dem Sozialverhalten und dem Benehmen eines Schülers.

Je nachdem, um welches Zeugnis es sich handelt und wie die Bewertung ausfällt, kann sie sich erheblich auf die Zukunft des Schülers auswirken; so droht etwa bei nicht ausreichender Leistung die Nichtversetzung bzw. das Sitzenbleiben.

Klausuren sowie auch mündliche Mitarbeit fliessen in die Notengebung mit ein
Klausuren sowie auch mündliche Mitarbeit fliessen in die Notengebung mit ein

Die Leistungsbewertung des Schülers dient

  • der Rückmeldung
  • der Prognose
  • der Sozialisation
  • der Selektion

Man kann die Leistungen dabei auf unterschiedliche Art und Weise dokumentieren. Die traditionelle Bewertung beinhaltet

  • Bewertungsmodi A, B, C (in der Grundschule)
  • Wortgutachten
  • Wortgutachten mit Ziffernnoten
  • Ziffernnoten

Alternativ lassen sich folgende Bewertungen abgeben:

  • Berichte über die Lernentwicklung
  • Selbstevaluationen durch die Schüler
  • Beobachtung durch andere Schüler
  • Lerntagebücher
  • Portfolios
  • kooperative Leistungsbeurteilung
  • Lerngespräche

Diese Auflistung dient lediglich als beispielhafte Aufzählung.

Zeugnisarten

An öffentlichen Schulen werden folgende Zeugnisse erteilt:

  • das Halbjahreszeungis am Ende des ersten Schulhalbjahres
  • das Jahreszeugnis, das auch als Mitteilung über die Versetzung dient
  • das Zeugnis über den Ausbildungsabschnitt (Kollegstufe, Gymnasium)
  • das Abschlusszeugnis zum Schulabschluss
  • das Abgangszeugnis beim Verlassen der Schule ohne Abschluss

An Privatschulen wie etwa der Waldorfschule werden keine Noten erteilt; stattdessen gibt es mündliche Beurteilungen oder entsprechende Berichte.

Die regelmässige Leistungsbeurteilung dient der Übersicht über den Leistungsstand des Schülers
Die regelmässige Leistungsbeurteilung dient der Übersicht über den Leistungsstand des Schülers

Schlechtes Zeugnis - wie den Eltern sagen?

Ist die Bewertung auf dem Zeugnis nicht besonders gut ausgefallen, haben viele Schüler Angst, ihren Eltern davon zu berichten. Wie sollte man dabei vorgehen?

Gründe für die Angst vor dem Zeugnistag?

Umfragen zur Reaktion von Eltern auf ein schlechtes Zeugnis haben ergeben, dass Mütter und Väter oft gestresster sind als ihre Sprösslinge, wenn es um das Thema Schulnoten geht. Eine weitere Umfrage unter Kindern belegt, dass mehr als 50 Prozent der Schüler der Zeugnisvergabe eher gelassen entgegen sehen.

Doch viele Kinder zittern auch vor dem Zeugnistag, fürchten heftige Vorwürfe und drastische Bestrafungen, wenn sie ihren Eltern ein wenig schmeichelhaftes Schulzeugnis präsentieren. Einige Schüler haben Angst vor Wutausbrüchen, andere sorgen sich, weil sie ihre Eltern enttäuschen.

Schon ein paar falsche Worte können sehr demotivierend sein und Ängste vor dem nächsten Halbjahr schüren. Ganz fatal ist es, wenn Eltern ihren Kindern in den Ferien pausenlos Vorhaltungen wegen der schlechten Schulnoten machen oder mangelnde Leistungen sogar ins Lächerliche ziehen.

Früh genug mit den Eltern über Schulprobleme sprechen

Am besten ist es, schon frühzeitig auf schlechte Leistungen in der Schule zu reagieren. Dann fallen die Eltern wenigstens nicht aus allen Wolken, wenn sie das schlechte Zeugnis zu Gesicht bekommen.

Noten im unteren Bereich können natürlich ganz unterschiedliche Ursachen haben. Vielleicht ist der Stoff tatsächlich zu schwer oder es liegt vielleicht sogar an der neuen Lehrkraft, mit der man sich so gar nicht anfreunden kann.

Solche Dinge sollte man seinen Eltern möglichst schon dann beichten, wenn die Probleme gerade erst beginnen. In diesem Stadium lassen sie sich nämlich noch ziemlich gut abwenden.

So können Mama und Papa sich nach einem Nachhilfelehrer umsehen oder aber wertvolle Tipps geben, wie man trotz miesem Lehrer erfolgreich durch das Schuljahr kommt. Schließlich sind die Eltern auch einmal zur Schule gegangen und haben dort mit Sicherheit auch die ein oder andere schlechte Erfahrung gemacht.

Wer zu spät beichtet, riskiert Ärger

Wütend und vorwurfsvoll reagieren die meisten nur dann, wenn sie am Ende des Schuljahres mit den schlechten Noten konfrontiert werden. Auch Eltern können sich hintergangen und unverstanden fühlen.

Leider hat man als Schüler meist andere Dinge im Kopf, als mit Mama und Papa zusammen einen bombensicheren Lernplan auszuarbeiten. Nicht selten sind es Hobbys oder gar Liebeskummer, die zu den Minderleistungen führen. Besonders den letzten Punkt behält man gerne lieber für sich.

Doch spätestens am Tag der Zeugnisausgabe gilt es, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Knallt man den Eltern die miesen Noten ohne Kommentar auf den Tisch, braucht man sich nicht wundern, wenn es ein Donnerwetter gibt.

Besser ist es, sich vorher schon selbst Gedanken darüber zu machen, woran es gelegen haben mag. Mit diesen Gründen sollte man dann offen vor seine Eltern treten und ihnen möglichst auch schon einen eigenen Plan vorstellen, mit dem es im nächsten Jahr besser werden soll. So vermeidet man, dass Mutter und Vater ernsthafte Zukunftssorgen entwickeln und nur noch gereizt auf das Thema Zensuren reagieren.

Schlechte Noten lieber direkt beichten als sich damit tagelang zu quälen
Schlechte Noten lieber direkt beichten als sich damit tagelang zu quälen

Schlechtes Schulzeugnis: Wie Eltern richtig reagieren

Kurz vor Ende des Schulhalbjahres wächst nicht nur die Angst vor schlechten Schulnoten, sondern auch vor der Reaktion der Eltern auf ein Zeugnis, das weniger gut ausfällt als gewünscht. Viele Mütter und Väter sind geschockt und machen ihren Kindern Vorwürfe. Doch Tadel und Maßreglungen können die Motivation für das nächste Schuljahr erheblich einschränken.

Schlechte Noten lösen bei Eltern Zukunftsängste aus

Gute Noten gelten gerade in der heutigen Leistungsgesellschaft als Garanten für Erfolg und sichtbare Beweise für Intelligenz. Schlechte Schulnoten lösen dagegen bei vielen Müttern und Vätern Zukunftsängste aus.

Sie sind voller Sorge, dass ihre Kinder den Schulabschluss nicht schaffen und sich damit die Chancen auf einen sicheren Job verbauen. Das ist zwar verständlich, trotzdem ist ein Zeugnis nur für eine begrenzte Zeit von Belang. Die Fünf in Mathe auf dem Zeugnis eines Siebtklässlers heißt nicht, dass er als Erwachsener im Berufsleben scheitert.

Bitte beachten: Vorwürfe bzgl. schlechter Leistungen werden die Situation in der Regel nur verschlimmern!

Bescheinigen Lehrer einem Schüler ungenügende Leistungen und er muss sich zusätzlich die Vorwürfe seiner Eltern anhören, entstehen schnell Versagensängste. Durch Misserfolge verlieren viele Schüler den Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten, was erheblich am Selbstbewusstsein nagt.

Bei mangelndem Selbstvertrauen brauchen Kinder die volle Unterstützung, damit sie nicht den Boden unter den Füßen verlieren. In ruhigem Fahrwasser fühlen sich Kinder deutlich wohler.

Viele Eltern reagieren auch einfach nur wütend. Die meisten Väter und Mütter rechtfertigen ihr aggressives Verhalten nach der Zeugnisausgabe damit, dass ihre Kinder lediglich zu faul wären, um sich in der Schule richtig anzustrengen.

In machen Fällen mag das durchaus der Wahrheit entsprechen. Doch selbst dann bringt aufgebrachtes Schreien und Toben nichts, ganz im Gegenteil. Wer sein Kind ständig nur heruntermacht, nimmt ihm auch noch die letzte Freude am Schulbesuch.

Der Nachwuchs wird trotzig und strengt sich noch weniger an, da er ja zuhause sowieso kein gutes Wort hört. Den meisten Eltern fällt nicht einmal auf, wenn der Schüler sich beispielsweise von einer Fünf auf eine Vier verbessert hat.

Für sie ist das "ausreichend" immer noch eine schlechte Zensur. Doch durch dieses Verhalten lernen die Kinder nur, dass all die Anstrengung umsonst war.

Pure Faulheit von ernsten Problemen unterscheiden

Die richtige Reaktion der Eltern auf das schlechte Zeugnis ist wegweisend für künftige Leistungen
Die richtige Reaktion der Eltern auf das schlechte Zeugnis ist wegweisend für künftige Leistungen

Um adäquat auf ein schlechtes Zeugnis reagieren zu können, sollte man das Verhalten seiner Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg genauestens betrachten. Ist es wirklich nur Faulheit oder steckt viel mehr dahinter?

Schließlich kann die Untätigkeit auch daher rühren, dass der Nachwuchs einfach nicht mehr die Energie hat, sich täglich mit Dingen zu beschäftigen, die ihm so überhaupt nicht in den Kopf gehen wollen. Pure Faulheit erkannt man hingegen daran, dass das Kind sich privat gerne geistig beschäftigt und komplizierte Dinge des Alltags mühelos versteht.

Statt zu schimpfen sollte man sich hier ein Anreizsystem überlegen und gute Leistungen beispielsweise mit Ausflügen oder kleinen Geschenkgutscheinen belohnen.

Unterstützung bieten und Trost spenden

Hat der Nachwuchs tatsächlich ernsthafte Probleme mit dem Verstehen, so hilft nur ein Nachhilfelehrer. Niemals sollte man seinem Kind das Gefühl geben, als wäre es wegen seiner schlechten Zensuren weniger wert.

Stattdessen ist es wichtig, am Tag der Zeugnisvergabe tröstend zur Stelle zu sein. Die meisten Kinder sind sogar froh, wenn sie Hilfe von außen bekommen und reagieren auch überhaupt nicht bockig, wenn ihre Eltern sie nicht provozieren, sondern verständnisvoll reagieren.

Schlechtes Zeugnis? Experten-Tipps für Mütter und Väter

Es gibt viel, was Eltern tun können, um den Nachwuchs auch bei einem schlechten Schulzeugnis zu motivieren und wieder aufzubauen:

  • Selbst ein Zeugnis für die Kinder schreiben mit positiven Formulierungen für besondere Eigenschaften und Talente.
  • Bei schlechten Noten nicht schimpfen, kritisieren oder in Panik verfallen, sondern Trost spenden und ermutigen.
  • Zunächst auf die besseren Noten konzentrieren, um das Selbstvertrauen zu stärken, damit Kinder an sich selbst glauben.
  • Persönlichkeit und Leistungen voneinander trennen, und Schulnoten nicht an überzogene materielle Vergünstigungen koppeln.
  • Bei einem schlechten Zeugnis die Ursachen gemeinsam mit dem Kind oder mit Lehrern ergründen. Kinder wissen meistens selbst, warum sie in einem oder mehreren Fächern weniger gute Leistungen bringen.
  • Mit dem Thema Schulnoten allgemein gelassener umgehen, auch wenn gute Schüler mal eine schlechte Note schreiben. In einigen Lebensphasen erachten Kinder viele andere Dinge für wichtiger.
  • Immer wieder positive Impulse und neue Anstöße geben. Kinder niemals kränken oder lächerlich machen, wenn sie ein weniger gutes Bewertungspapier nach Hause bringen.

In einem schlechten Zeugnis stecken neue Chancen

Auch wenn die Situation zunächst unangenehm ist, stecken in einem schlechten Schulzeugnis jede Menge neuer Chancen. Ärgern und Aufregen hilft vielleicht dabei, Stress und Enttäuschung abzubauen, doch letztlich ändert sich nichts.

Clever ist es dagegen, zu überlegen, wie es besser werden kann. Was können Kinder aus einem schlechten Zeugnis lernen? Eltern sollten ihre Lebenserfahrung mit einfließen lassen und zusammen mit dem Kind nach neuen Möglichkeiten suchen.

Auf diese Weise lernen schlechter bewertete Schüler, selbst Strategien zu entwickeln, um die Situation positiv zu verändern und Verantwortung zu übernehmen. So können schlechtere Noten auch ihr Gutes haben, weil Kinder eine andere Sicht auf die Dinge bekommen und etwas fürs Leben lernen, dass am Ende wichtiger ist als Matheformeln und Grammatik.