Formulierungen der Grundschulzeugnisse richtig deuten
In den ersten Grundschuljahren - sowie an bestimmten privaten Schulen, wie etwa der Waldorfschule - bestehen Zeugnisse noch nicht aus Noten; stattdessen gibt es Zeugnisse in Form von ausführlichen Formulierungen. Dies bedeutet aber natürlich nicht, dass die Leistung des Kindes nicht in irgendeiner Weise bewertet werden würde. Wie lassen sich die Formulierungen des Grundschulzeugnisses richtig deuten, damit die Stärken und Schwächen des Kindes realistisch eingeschätzt werden können? Wir verraten es Ihnen.
Das Grundschulzeugnis: Generelle Merkmale
Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule stellt für den Nachwuchs einen großen Schritt dar; es kommen eine Menge neue Eindrücke auf die (nicht mehr ganz so) Kleinen zu. Um ihnen die Umgewöhnung zu erleichtern, steht zunächst noch das spielerische Lernen auf dem Plan.
Dazu gehört auch, dass die Leistungen des Schülers in der Anfangsphase - sprich in der 1. Klasse - noch nicht in Form von Schulnoten bewertet werden; stattdessen gibt es ausformulierte Zeugnisse. Diese treffen Aussagen über den Leistungsstand, die Fortschritte was das Lernen angeht sowie einen möglichen Förderbedarf des Kindes.
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass ein Grundschulzeugnis in der Regel keine festen Phrasen enthält, wie es beispielsweise beim Arbeitszeugnis der Fall ist. Es lassen sich demnach keine einfachen Übersetzungen präsentieren, welche die genaue Bedeutung einer jeden Aussage wiedergeben würden. Stattdessen ist es beim Lesen von Schulzeugnissen wichtig, sich über einige Sachverhalten im Klaren zu sein, welche nun dargestellt werden.
Leistungsdarstellung
Zunächst einmal sind die Lehrkräfte bemüht, die Leistungen des Kindes möglichst genau mit Worten darzustellen. Aus diesem Grund müssen die Eltern nicht befürchten, dass eine zurückhaltenden Einschätzung auf große Defizite schließen lassen müsste. Stattdessen sollten Formulierungen in etwa so gedeutet werden, wie sie auch im Zeugnis stehen.
Wird deshalb eine zurückhaltende Einschätzung gegeben, dann bewegt sich das Kind wohl im Mittelfeld seiner Altersgruppe und hat in diesem Feld nicht gleich großen Nachholbedarf. Eine Aussagen wie "entspricht den Erwartungen" deutet demnach einfach darauf hin, dass sich das Kind im jeweiligen Feld normal entwickelt und keine besorgniserregenden Defizite aufweist.
Darüber hinaus versuchen Grundschullehrer, die Leistungen des Kindes anhand bestimmter Fähigkeiten darzustellen. Aus diesem Grund könnte das Zeugnis eines sportlichen Kindes beispielsweise die Aussage enthalten, dass das Kind sehr geschickt mit Bällen umzugehen vermochte und sich stets begeistert im Sportunterricht einbrachte.
In diesem Fall können Rückschlüsse auf die allgemeine sportliche Kompetenz gezogen werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass angesprochene Schwächen nicht nur als punktuelle Defizite angesehen werden dürfen. Hat ein Kind beispielsweise Schwierigkeiten den Anweisungen des Lehrers zu gehorchen, könnte dies auch auf allgemeine soziale Probleme deuten.
Mögliche Formulierungen und deren Bedeutungen
Wenn Eltern das Grundschulzeugnis ihres Sprösslings in den Händen halten, versuchen sie häufig, hinter jedem Satz versteckte Hinweise bezüglich des Leistungsstands zu finden. Wie bereits erwähnt, gibt es in dieser Hinsicht keine klaren Formulierungen.
Anhand folgender - oder ähnlicher - Aussagen kann man jedoch eine erste Hilfestellung erhalten und sehen, in welchen Bereichen man sein Kind besonders unterstützen kann. Mögliche Beispiele:
- stets für neue Lerninhalte zu begeistern: sehr gute Leistung
- für neue Lerninhalte zu begeistern: gute Leistung
- offen für Lerninhalte, die er/sie interessant findet: befriedigende Leistung
- keine selbstständige Herangehensweise an neue Aufgaben: keine befriedigende Leistung
Anhand solcher Aussagen können Eltern erkennen, inwieweit der Nachwuchs Motivation beim Lernen zeigt. Warum dies in manchen Fällen nicht der Fall ist, gilt es, herauszufinden.
Manche Formulierungen klingen im ersten Moment positiv, können aber auch ihre Schattenseiten haben:
- wird ein Kind als aufgeweckt bezeichnet, stellt sich die Frage, ob dies auch während des Unterrichts der Fall ist
- wird ein Kind als sehr selbstbewusst bezeichnet, könnte es vielleicht sein, dass es anderen Kindern gegenüber überheblich auftritt
Was tun bei Unklarheit?
Allerdings kann es dennoch passieren, dass den Eltern einzelne Aussagen unklar bleiben oder die Befürchtung besteht, dass der Lehrkraft keine adäquate Leistungseinschätzung gelungen ist. In diesem Fall kann sich einerseits über die gängigsten Standardformulierungen informiert werden. Diese sind online auf vielen Bildungsseiten einsehbar und werden auch von vielen Lehrkräften genutzt.
Lehrergespräch führen
Daneben kann es auch Sinn machen, sich direkt an die jeweilige Lehrkraft zu wenden und eine Sprechstunde zu vereinbaren. Während dieser können dann Unklarheiten beseitigt werden, was es den Eltern später erlaubt, sinnvoll auf die Stärken und Bedürfnisse des Kindes einzugehen.