Briefwaagen
Historischer Start für die Briefwaage war ein Wechsel der Briefgebühr, des umgangssprachlichen Portos von Entfernung auf Gewicht. Das geschah anlässlich der Postreform im damaligen Großbritannien Ende der 1830er Jahre. Seitdem wird die Briefpost mit einer Briefwaage gewogen.
Heutzutage ist es selbstverständlich und gar nicht anders denkbar, als dass zur Portoberechnung der Brief gewogen wird, ergänzt um die Größenbestimmung. Berechnungsgrundlage ist jedoch das Briefgewicht, also der Briefinhalt inklusive Briefumschlag. Je nach Art und Ausstattung hat der ein spürbares Eigengewicht, so wie beispielsweise eine wattierte Jiffytasche. Briefwaagen werden überall dort verwendet, wo Briefpost
- kuvertiert,
- frankiert und
- versendet
wird. In privaten Haushalten sind sie überflüssig. Der Absender kann seinen Brief in einer Filiale der Deutschen Post AG wiegen und anschließend entsprechend dem Gewicht frankieren lassen.
Neigungswaage
Die Bauform der gängigen Briefwaage ist die einer Neigungswaage. Entwickelt wurde sie vom deutschen Ingenieur Philipp Matthäus Hahn aus dem baden-württembergischen Echterdingen. Die Neigungswaage wird auch als Pendel-Quadranten-Waage bezeichnet.
Das Mess- oder Wiegeergebnis wird auf einer Skala abgelesen. Die Briefwaage ist auf Gewichtsmessungen von bis zu einigen Kilogramm skaliert, wobei im unteren Bereich grammweise gewogen wird. Die Genauigkeit der Briefwaage kann darüber entscheiden, ob der Brief noch zu dieser oder schon zu jener Gewichts- und insofern Portoklasse gehört.
Im gewerblichen Bereich werden heutzutage ausschließlich elektronische Briefwaagen genutzt. Das gilt besonders für die automatisierten Kuvertier- und Frankiermaschinen. Hier werden buchstäblich im Sekundentakt Briefe
- gefaltet,
- kuvertiert,
- frankiert und anschließend
- gebündelt.
Die herkömmliche Briefwaage ist in diesen Kuvertierstraßen nur ein Bestandteil des gesamten Arbeitsvorganges.
Geschichte
Ohne den Briefversand war und ist ein gesellschaftliches Miteinander weder denkbar noch möglich gewesen. Damit verbunden war von Anfang an ein großer und vielfältiger Bedarf an Briefwaagen. Sie wurden in jedem Land für jedes Land benötigt und produziert. Später wurden sie darüber hinaus exportiert sowie importiert.
Briefwaagen werden seit jeher gehandelt. Daraus ergab sich im Laufe mehrerer Jahrhunderte eine große Vielfalt an Briefwaagen, den letter scales. Sie arbeiten allesamt nach demselben Prinzip, das von dem Engländer Sir Rowland Hill im neunzehnten Jahrhundert entwickelt wurde.
Er war vom damaligen britischen Finanzminister beauftragt worden, im Hinblick auf die Umstellung der Postgebühren von Entfernung auf Gewicht eine geeignete Maschine zum Wiegen zu entwickeln.
Nach der Konstruktion eines ersten Prototyps der Briefwaage wurde sie sehr schnell seriell produziert. Der Bedarf war groß, weil die Berechnung der Postgebühren in ganz Großbritannien umgestellt worden war.
Das System wurde sehr schnell in anderen Ländern und Kontinenten übernommen. Daraus entwickelte sich ein Briefwaagen-Boom für die Erstausstattungen bei Postämtern, aber auch bei den Unternehmen.
Heutzutage wird von den führenden Herstellern eine mit Solarenergie betriebene Briefwaage favorisiert. Sie war zur Jahrtausendwende die Neuheit auf dem Markt der Briefwaagen.
Historische Briefwaagen
In Museen und Wanderausstellungen sind immer wieder historische Briefwaagen aus buchstäblich aller Welt zu besichtigen und bewundern. Sie reichen
- von der old letter balance aus Schottland
- über die Hubgewichtsbriefwaage aus dem Postmuseum im deutschen Erbes-Büdesheim oder
- die Postal scale aus Thailand
- bis hin zur Postal Scale im Bedford Museum im US-amerikanischen Bundesstaat Virginia.